Ernstfall
Blackout – jede Kommune kann es erwischen
Stromausfall, Blackout - das rät der Experte
„So etwas kann jederzeit wieder passieren“, warnt Herbert Saurugg. Der Österreicher ist Präsident der im gesamten deutschen Sprachraum aktiven Gesellschaft für Krisenvorsorge. Mit dem Bayerischen Verband für Sicherheit in der Wirtschaft erarbeitete man eine Informationskampagne zur Krisenvorsorge für Bevölkerung, Unternehmen und kritische Infrastrukturen. Was Kommunen zur Vorbereitung auf Blackouts und Stromausfälle machen können? „Ganz wichtig ist es, die Bevölkerung vorzubereiten“, sagt Saurugg. Denn jeder, der zu Hause Lebensmittelvorräte hat und dessen Powerbank aufgeladen ist, hat im Fall des Falles weniger Probleme. „Die persönliche Vorsorge der Bevölkerung ist aus meiner Sicht ein zentrales Kernthema.“
Für 14 Tage sollte jeder Einwohner über Grundvorräte verfügen, sagt Saurugg. „Denn das Problem ist nicht nur der Stromausfall selbst“, sagt der Krisenexperte. „Das Problem ist auch die Zeit, die es dauert, bis zum Beispiel die Lieferketten für die Lebensmittelgeschäfte wieder funktionieren.“
Kleinere Kommunen hätten es dabei bei der Vorbereitung auf Krisen leichter, weil sie weniger Faktoren zu berücksichtigen hätten, meint der Experte. Aber die Grundprobleme blieben gleich: „Wie funktioniert die Wasser- und Abwasserversorgung bei einem Blackout?“, fragt Saurugg.
„Was ist mit der Gesundheitsversorgung, wenn die Rettungsstellen nur eingeschränkt funktionieren?“ Solche Fragen sollten sich Bürgermeister, Gemeindevertreter und Landräte möglichst nicht erst im Schadensfall stellen. „Nötig sind auch dezentrale Anlaufstellen, wo sich die Bevölkerung schnell Hilfe holen kann.“ Vor allem aber sollten Stromausfall- und Blackoutszenarien geübt werden. „Es ist sinnvoll, das einmal mit allen relevanten Akteuren durchzugehen, zum Beispiel anhand eines Planspiels“, so der Experte.
Viereth-Trunstadt wappnet sich gegen einen Blackout
Ein Beispiel für gelebte Vorsorge ist das fränkische Viereth-Trunstadt. Die Gemeinde im Landkreis Bamberg, am nordöstlichen Rand des Naturparks Steigerwald gelegen, begann während der Energiekrise nach Beginn des Ukraine-Kriegs sich intensiv mit der eigenen Versorgungssicherheit zu befassen. „Damals ging es zunächst um die Frage, was bei einer Gasknappheit passiert“, erinnert sich Gerd Franke, Geschäftsstellenleiter der Gemeindeverwaltung. „Ich war selbst lange Soldat – mir ist die Bedeutung kritischer Infrastruktur bewusst.“
Also setzte sich Franke mit den Feuerwehren und den anderen Katastrophenhelfern in seiner Gemeinde zusammen. „Wann müssen wir tätig werden?“, lautete eine der wesentlichen Fragen zu Beginn. Ein kurzer Stromausfall von zehn Minuten ist kein Problem“, sagt er. „Aber was passiert, wenn der Strom zwei Stunden oder länger ausbleibt – und ganze Ortsteile betroffen sind?“
Einsatzstelle für Krisenstab und Infopunkt
Zunächst ging es dabei darum, zentrale Anlaufpunkte für die Bürger zu schaffen. „In der Schule in Viereth haben wir die Einsatzstelle für den Krisenstab eingerichtet“, sagt Franke. Und auch im Ortsteil Trunstadt soll bei einem Stromausfall von mehr als zwei Stunden in der Grundschule ein Infopoint geschaffen werden, an den sich Bürger wenden können. Das sei den Bürgern damals auch über das Mitteilungsblatt der Gemeinde kommuniziert worden, das steht bis heute auf der Internetseite der Gemeinde – und daran soll auch in regelmäßigen Abständen erinnert werden. „Dort haben wir Notstromaggregate, dort ist das vom Landkreis beschaffte Satellitentelefon“, erläutert Franke. Denn schließlich könnten auch die Handynetze ohne Strom nicht mehr funktionieren. „Die Schule können wir beleuchten und beheizen und dort können Menschen zum Beispiel Babynahrung aufwärmen.“

Wie Bürgerinnen und Bürger sich für den Notfall rüsten sollen
Die Gemeinde rät den Bürgern aber auch zur eigenen Vorsorge: Ein batterie- oder solarberiebenes Radio sollte jeder zu Hause haben, ebenso Kerzen, Zündhölzer, einen Campingkocher und haltbare Lebensmittel für die nächsten 14 Tage. Auch wenn die Gemeinde die Trinkwasserversorgung in der Regel aufrechterhalten könne, sollte doch jeder Einwohner einen Notvorrat von 2,5 Litern Wasser pro Kopf und Tag zur Verfügung haben.
Besonders wichtig ist vor allem, dass man im Notfall voneinander weiß. Und das gilt nicht nur für die Lage der Anlaufstellen, an die sich Bürger wenden können oder die Informationen, die die Gemeinde im Fall des Falles über SMS oder Warnapps wie NINA oder Katwarn verbreiten würde. Es gibt auch Dinge, die die Gemeinde von ihren Bürgern wissen muss, um im Fall des Falles adäquat zu reagieren: „Wir haben abgefragt, wo ältere Menschen leben, die auf Beatmungsgeräte angewiesen sind“, sagt Franke.
Die Pläne für den Ernstfall bewahrt der Geschäftsstellenleiter im Übrigen altmodisch in einem Aktenordner auf. „Wir müssen bei einem Stromausfall auch damit rechnen, dass unsere Computer nicht mehr funktionieren“, sagt Franke. „Und dann ist Papier dann doch das Medium der Wahl.“
Lebensmittel und Trinkwasser für 14 Tage
Powerbanks und
Ersatzakkus aufladen
Solar-Radio bereithalten
Notfallnummern schriftlich notieren
Katwarn nutzen


