Künstliche Intelligenz
KI-Avatar in der Verwaltung: Landkreis mit innovativer digitaler Kommunikation
KI-Avatar in der Verwaltung: In 30 Minuten vom Newsletter zum Video
Der Weg von der Pressemeldung zum Videoclip ist kurz: Zuerst werden ausgewählte Meldungen in ein eigens entwickeltes Custom-GPT-Skript eingefügt. So werden die Inhalte komprimiert und auf 90 Sekunden Sprechtext gebracht. Nach redaktioneller Prüfung wird der Text in eine Avatar-Software übertragen. Der Avatar – ein digitaler Klon einer realen Person – spricht die Nachricht mit authentischer Stimme und lippensynchron, untertitelt und im Social-Media-kompatiblen Hochformat. Die Veröffentlichung erfolgt über die offiziellen Kanäle des Landkreises – insbesondere auf Instagram und YouTube. „Ein virtueller Sprecher, der Verwaltung in 90 Sekunden verständlich macht – das weckt Aufmerksamkeit“, sagt Lisa Lange, Produzentin und Videoredakteurin des Projekts.
Ethische Grundsätze beim Einsatz von KI in der Verwaltung
Die Einführung war kein Selbstläufer: Neben technischen Hürden wie dem Feintuning der Sprach-Klone oder der Stabilität der Videoverarbeitung standen auch juristische und ethische Fragen im Raum. Zwei Aspekte waren dabei besonders sensibel: Zum einen war früh klar, dass etwa der Landrat selbst nicht als Avatar auftreten sollte. Politikerinnen und Politiker leben von ihrer persönlichen Glaubwürdigkeit und Präsenz. Ein Avatar, der für den Landrat spricht – selbst mit autorisierten Inhalten – könnte das Vertrauen in Krisensituationen beeinträchtigen. Zum anderen stellte sich die Frage, wer als erste reale Vorlage für den Avatar infrage kommt. Die Wahl fiel schließlich auf Kreisarchivar Jan Prößdorf – politisch neutral, regional bekannt und im eigenen Haus geschätzt.

Grundlage ist ein hausinternes KI-Manifest mit klaren Regeln: keine Klone von Amtsträgern in sensiblen Situationen, volle Transparenz und menschliche Verantwortung als Grundvoraussetzung. „Technologie kann vieles erleichtern – aber der Mensch sollte immer im Mittelpunkt bleiben“, betont Lisa Lange. „Entscheidend ist: Die KI ist immer Werkzeug – nie Akteur“, ergänzt Stefan Weber von der Landkreis-Kommunikation. Das ist Grundvoraussetzung für Vertrauen und Akzeptanz.
Digitale Verwaltungskommunikation: Identifikation nach innen und außen
LaDaDi KOMPAKT wirkt nicht nur nach außen – auch intern schafft das Format Identifikationspotenzial mit dem Arbeitgeber und macht Lust auf Mitgestaltung. Der regelmäßig wechselnde Avatar ermöglicht es Mitarbeitenden, sich selbst oder Kolleginnen und Kollegen in der Rolle wiederzufinden. Gleichzeitig macht es den Landkreis als modernen, digitalen Akteur erlebbar – für Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber. „Selbst die Einbindung regionaler Prominenz ist denkbar, um die Reichweite zu erhöhen“, so Weber. „Das Projekt lädt zur Auseinandersetzung mit KI ein – nicht nur als Tool, sondern als Schlüsseltechnologie unseres Jahrhunderts“, ergänzt Lisa Lange. Und nicht zuletzt zeigt es, wie digital gestützte Beteiligungsformate auch die interne Kommunikationskultur nachhaltig verändern können.
Medienkompetenz durch KI: Aufklärung über Deepfakes und Quellenkritik
Das parallel produzierte Making-of-Video erklärt nicht nur technische Abläufe, sondern konfrontiert die Zuschauenden auch mit Fragen zu Deepfakes, Quellenkritik und Medienkompetenz. „Der Geist ist aus der Flasche – wir müssen ihn nicht bannen, sondern erziehen“, sagt Weber. Genau deshalb ist das Projekt auch ein Schulungsinstrument: Es wirkt ins eigene Haus, zeigt aber auch den Menschen im Landkreis, wie KI funktioniert, wo ihre Grenzen liegen – und warum man ihr nicht blind vertrauen darf. In einer Zeit, in der KI-gestützte Inhalte massenhaft zirkulieren, braucht es medienkompetente Menschen in allen Bereichen der Verwaltung.
Warum KI-gestützte Verwaltungskommunikation jetzt gefragt ist
Das Projekt trifft einen Nerv – und den gleich mehrfach: Erstens, weil viele Verwaltungen unter Druck stehen. Der Personalmangel, wachsende Aufgaben und schrumpfende Budgets erfordern kurzfristige Lösungen. KI kann dabei helfen, Routineaufgaben zu übernehmen oder komplexe Inhalte zugänglich zu machen. Zweitens, weil KI-Inhalte in der Gesellschaft überall auftauchen. Verwaltungsmitarbeitende müssen diese Inhalte erkennen, bewerten und einordnen können. LaDaDi KOMPAKT sensibilisiert dafür auf niedrigschwellige, praxisnahe Weise – dort, wo Alltag, Informationspflicht und Zukunftstechnologien zusammentreffen.
Positive Resonanz und kultureller Wandel
Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Der digitale Sprecher löst Gespräche aus, erklärt komplexe Themen anschaulich und sorgt für Reichweite. Die Instagram-Videos werden gut angenommen, der Youtube-Kanal verzeichnet eine wachsende Zuschauerzahl. Auch intern hat sich der Blick auf KI gewandelt. Kolleginnen und Kollegen denken über eigene Anwendungsfälle nach: Onboarding, Tutorials, Übersetzungen, barrierefreie Kommunikation. Das Projekt hat einen kleinen Kulturwandel angestoßen – nicht durch Druck, sondern durch Inspiration.
Übertragbar und zukunftsoffen: KI-Avatar in der Verwaltung auch für andere Kommunen
Das Format ist nicht nur auf den LaDaDi zugeschnitten. Mit geringem Aufwand ist es auch für andere Kommunen adaptierbar - und das ist so gewollt. Die verwendeten Tools sind zugänglich, die Produktionskette ist schlank. Gleichzeitig bleibt das Projekt offen für Weiterentwicklung: neue Sprachen, erweiterte Zielgruppen, mehr Partizipation. „Wir teilen gerne, was wir gelernt haben“, sagt Weber. „Denn es geht nicht um eine öffentlichkeitswirksame Eintagsfliege, sondern um digitale Souveränität.“
„Das Projekt berührt eine Unmenge sensibler Fragestellungen und zeigt dabei allen Rezipienten weitere Anwendungsmöglichkeiten auf“, ergänzt Lisa Lange. Die Vision: Ein Netzwerk innovativer Verwaltungen, das voneinander lernt – und gemeinsam Zukunft gestaltet.


