Unternehmensförderung
Wirtschaft stärken – Strategien für erfolgreiche Ansiedlungen
Unkomplizierte und effiziente Verwaltungsstrukturen
Unternehmen schätzen Serviceorientierung und Verlässlichkeit. Umso mehr schrecken bürokratische Hürden und langwierige Genehmigungsprozesse ab und können im Zweifelsfall dazu führen, dass sich Unternehmer anderweitig orientieren. Umgekehrt zahlen sich schnelle, transparente und zunehmend auch digitale Verwaltungsabläufe absolut aus. Ebenfalls lohnend: die Einführung eines „Wirtschaftslotsen“ in der Kommune, der bei verschiedensten Belangen als direkter Ansprechpartner für die Unternehmen agiert und weitervermittelt.
Durchdachte Flächengestaltung
Für Unternehmen mit größerem Flächenbedarf ist das Angebot an geeigneten Flächen entscheidend. Deshalb ist es wichtig, dass Kommunen gezielt Gewerbeflächen ausweisen, erschließen und dann entsprechend vermarkten. Besonders attraktiv sind solche Flächen dann, wenn über die reinen Quadratmeter hinaus noch weitere Parameter gewährleistet sind, etwa eine gute Anbindung an die Autobahnen oder Bahnstrecken und ein starkes Internet. Um einen schnellen Überblick über die kommunal verfügbaren Flächen zu haben, bewähren sich professionelle Online-Auftritte mit Infos zu den jeweiligen Gegebenheiten, den Ansprechpersonen und Fördermöglichkeiten. Für kleinere Betriebe ist es wiederum wichtig, die lokalen Strukturen zu stärken, um auch in der Innenstadt neue Betriebe anzulocken.
Attraktives Standortmarketing
Gerade wenn es um die Gewinnung von neuen Fachkräften geht, spielen die Infrastruktur und Lebensqualität vor Ort eine entscheidende Rolle. Deshalb sollten Kommunen gezielt mit ihren Stärken in diesen Bereichen werben, um Unternehmen von einer Ansiedlung in der Region zu überzeugen. Wichtige Faktoren sind z.B.:
- bezahlbarer Wohnraum
- gute Kitas und Schulen
- Freizeitangebote
- Gute ÖPNV-Anbindung
- Nähe zu Hochschulen
- Kommunale Naherholungsgebiete
Um all das zu bewerben, können Imagekampagnen oder auch die Teilnahme an Unternehmermessen Sinn machen. Außerdem können die Kommunen bei der Fachkräftegewinnung mithelfen und mit den Arbeitgebern zusammenarbeiten, etwa bei der Gestaltung von Willkommensangeboten, der Beratung für Neubürger oder der Realisierung gemeinsamer Wohnprojekte.
Netzwerke pflegen und Synergien nutzen
Weder die Kommune noch die Unternehmen sollten für sich alleine agieren müssen. Stattdessen bewährt es sich sehr, wenn ein intensiver Austausch stattfindet zwischen den verschiedenen lokalen Akteuren, darunter der Verwaltung, den Betrieben, Wirtschaftskammern, Schulen und Vereinen. Organisiert werden kann dieser Austausch in Form von Wirtschaftsgesprächen und Netzwerktreffen, aus denen sich nicht selten spannende Projekte entwickeln können. Lohnend ist darüber hinaus auch die Kooperation mit Universitäten vor Ort, zum Beispiel bei Forschungsprojekten oder Praktika.
Beratung zu Fördermöglichkeiten
Im Gegensatz zu vielen Unternehmen haben Kommunen eine große Expertise, wenn es um die Beantragung von Fördermitteln geht. Entsprechend hilfreich können Beratungsangebote seitens der Kommune für Betriebe sein, zu möglichen Förderungen durch Land oder Bund. Darüber hinaus können Kommunen auch selbst Fördertöpfe einrichten, beispielsweise für Startups, besonders nachhaltige Investitionen oder Digitalisierungsmaßnahmen. Die Unterstützung von Projekten wie etwa Co-Working-Spaces, Gründerzentren oder Reallaboren trägt schließlich auch dazu bei, den kommunalen Standort zukunftsfähig aufzustellen.
Die gründungsfreundliche Kommune
Eine aktive Förderung und Begleitung der Wirtschaft kann sich lohnen - auch für Kommunen, in denen bereits zahlreiche Betriebe ansässig sind. Das zeigen die Erfahrungen in der Gemeinde Kirchheim unter Teck in Baden-Württemberg. „Wir sind an sich recht breit und gut aufgestellt wirtschaftlich, liegen direkt an der A8 zwischen Ulm und Stuttgart und haben eine gesunde Branchenvielfalt und eine sehr lebendige Innenstadt“, sagt Saskia Klinger, die Leiterin der Stabsstelle Wirtschaftsförderung. Allerdings sei der Bereich der Unternehmungsgründungen bislang zu wenig sichtbar und Thema gewesen in der Kommune und sollten etwa Start-ups zu einer Gründung in Kirchheim unter Teck motiviert werden. Deshalb hat sich die Gemeinde zusammen mit weiteren Partnerkommunen beim Landeswettbewerb „Start-up BW local“ als gründungsfreundliche Kommune beworben und wurde mittlerweile bereits zweimal mit diesem Titel ausgezeichnet.

Neue Website geschaffen
„Mach es einfach“ - das möchte die Kommune den potenziellen Gründern entgegenrufen und so lautet entsprechend auch der Titel einer neu geschaffenen Website von insgesamt neun Kommunen, dem Landkreis Esslingen, der IHK Region Stuttgart und der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen, die sich sowohl an Gründer als auch an Nachfolger von bereits bestehenden Unternehmen richtet. Darauf finden sich Informationen zu Förderungen, Räumlichkeiten und Networking, zudem weist die Kommune hier auf verschiedene Projekte und Infoveranstaltungen hin. „Wir wollten mit dieser Seite als Kommune im Gründungsbereich und bei der Unternehmernachfolge sichtbarer werden als Ansprechpartner“, sagt die Stabstellenleiterin. Die Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren hätte sich sehr bewährt. „Jede Kommune für sich hat ja nur begrenzte Ressourcen, so kann man viel mehr bewegen“, unterstreicht sie.
Kommune hat Lotsenfunktion
„Netzwerken und Vermitteln“ - das sind ihrer Erfahrung nach die wichtigsten Aufgaben der Kommune, wenn es um die Förderung der Wirtschaft vor Ort geht. Deshalb werden in Kirchheim unter Teck regelmäßig sogenannte „Gründerfrühstücks“ und „Handwerkerfrühstücks“ organisiert, außerdem wurde von der Kommune ein Führungskräfte-Circle gegründet, bei dem sich führende Unternehmer der Region mehrmals jährlich treffen und austauschen. „Das bewährt sich sehr. Man kennt sich, vertraut sich und kann sich bei ähnlichen Herausforderungen gegenseitig unterstützen“, so Klinger. Als kleine finanzielle Unterstützung hat die Kommune zudem einen Mietkostenzuschuss für Gründer ermöglicht.
Ansprechpartner sein für die Wirtschaft
Die Kommune habe vor allem eine „Lotsenfunktion“ und könne den Unternehmen auf diese Weise bei verschiedenen Fragen zur Seite stehen, etwa bei der Gewinnung von Fördermitteln oder der Vermittlung von Flächen. Seitdem Kirchheim-Teck die verschiedenen Projekte initiiert und die Netzwerke intensiviert hat, hat sich laut der Wirtschaftsförderungs-Expertin spürbar etwas verbessert in der Region. „Der Austausch und die Vernetzung vor Ort sind stark gewachsen seither und der Service für die Wirtschaft ist viel besser“, so Klinger. Auch deshalb sei die Kommune viel öfter Ansprechpartnerin für die Betriebe, etwa wenn es um Baugenehmigungen oder Flächen gehe. „Wir werden mittlerweile regelmäßig angerufen und helfen dann gerne weiter. Das ist eine schöne Entwicklung“, betont Klinger.

