
So erhöhen wir den Frauenanteil in der Kommunalpolitik
Schaut man sich die nackten Zahlen an, so gewinnt man den Eindruck: Die Tätigkeit als ehrenamtliche Ratsherrin oder auch als Bürgermeisterin oder Landrätin wird immer unattraktiver. Zumindest sinkt der Anteil der Frauen seit Jahren.
Sehr unterschiedlich sieht es mit dem Frauenanteil in Deutschlands Rathäusern aus. In Führungspositionen gibt es hier teils deutlich mehr weibliche Kräfte. Regional sind hier die Unterschiede aber auffallend groß.
Doch was ist an den Zahlen eigentlich problematisch? Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund sagt im KOMMUNAL-Gespräch: "Ein höherer Frauenanteil ist nicht nur unter demokratischen Gesichtspunkten wichtig, sondern insbesondere auch weil Frauen Kompetenzen, Sichtweisen und Alltagserfahrungen in die Kommunalpolitik einbringen die unverzichtbar sind und die örtliche Gemeinschaft stärken."
Experten raten daher dazu, ein Leitbild Frauenförderung zu erstellen. Wie das aussehen kann, auch dazu Gerd Landsberg: "Dazu gehören viele Elemente, die von Ort zu Ort natürlich unterschiedlich gewichtet werden können. Dazu gehören insbesondere folgende Maßnahmen: Erfolgreiche Kommunalpolitikerinnen als Vorbild herausstellen, die Vereinbarkeit von Amt, Familie und Beruf deutlich verbessern und zum Beispiel auch Gremiensitzungen mit digitaler Teilnahme ermöglichen."
Digitalisierung kann bei Gewinnung von Frauen helfen
Eine Sitzung ist eben nicht nur gut, wenn alle persönlich anwesend sind. Übrigens ist sie auch dann nicht gut, wenn sie sich bis in den späten Abend zieht. Nicht nur Frauen, auch viele berufstätige Männer müssen morgens wieder fit sein und früh aufstehen. Gerd Landsberg schlägt zudem Aktionstage vor, etwa schon in der Schule einen "Girls Day goes Kommunalpolitik" und ähnliches. Er schränkt aber auch ein, dass Quoten allein nicht den Durchbruch bringen werden. "Ich bin kein Freund von Quoten, die auch verfassungsrechtlich fraglich sind. Wichtiger ist es, zu werben, zu überzeugen und die Rahmenbedingungen zu verbessern."
Interessant sind übrigens auch Aussagen zum Thema, die Männer und Frauen in einer Umfrage unabhängig voneinander gemacht haben.
In der nächsten Ausgabe der KOMMUNAL (erscheint am 23. September) stellen wir Ihnen übrigens vier erfolgreiche weibliche Kommunalpolitikerinnen vor und sprechen mit ihnen darüber, wie sie glauben, dass der Frauenanteil erhöht werden kann, bzw. was sie ganz konkret in ihren Gemeinden gemacht haben. Wir berichten zudem von den Erfahrungen eines Seminars (am 3. September in Mainz). Dort findet der erste Deutsche Frauenkongress kommunal statt. KOMMUNAL ist Partner der Veranstaltung und wird einen Teil des Programms gestalten. Gast ist unter anderem Bundesministerin Franziska Giffey.