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Fahrradstation in Potsdam
Die Fahrradstation ist in Potsdam im Parkhaus integriert.
© Gudrun Mallwitz

Verkehrswende

Fahrräder vor Diebstählen schützen

von Gudrun Mallwitz
Chefreporterin | KOMMUNAL
23. August 2022
Kommunen können die Sicherheit für Fahrräder erhöhen: Ob über Pop-Up-Stationen, Videoüberwachung oder eine Änderung der Garagenordnung. Einige Beispiele und Vorschläge! Der Geschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, plädiert dafür, eine Videoüberwachung an zentralen Fahrradabstellplätzen anzubringen. Sie habe eine abschreckende Wirkung und könne zum Anreiz werden, sein teures E-Bike für die letzte Meile zu nutzen.

 Mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder zur Bushaltestelle und zur Bahn – warum machen das nicht viel mehr Menschen? Viele haben schlichtweg Angst, dass ihnen ihr Rad gestohlen wird, während sie es über längere Zeit unbeobachtet lassen. Noch größer ist die Sorge, wenn das Fahrrad bis in die Nacht oder gar bis zum nächsten Morgen draußen steht. „Viele Städte und Gemeinden sind dabei, die Fahrradinfrastruktur zu verbessern: sie entwickeln sichere Radnetze durch modernisierte und neue Infrastruktur in den Städten und auch auf dem Land. Ein Stolperstein bei dieser Verkehrswende können jedoch Fahrraddiebstähle sein“, befürchtet Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes.

Fahrraddiebstahl: Schaden in Rekordhöhe

In den beiden vergangenen Corona-Jahren hatten Fahrraddiebe offensichtlich weniger Gelegenheit, die polizeiliche Kriminalstatistik weist weniger Fälle aus als in den Vorjahren, doch die Schadenssumme erreicht Rekordwerte. Je mehr E-Bikes verkauft werden, desto höher ist der materielle Verlust, wenn das Rad gestohlen wird. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft stahlen Diebe im Jahr 2021 allein 125.000 versicherte Fahrräder. Der Schaden wird mit 110 Millionen Euro beziffert. „Der Schadensdurchschnitt hat sich in den vergangenen zehn Jahren von 440 Euro auf 860 Euro fast verdoppelt und ist damit so hoch wie nie zuvor“, so Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Laut Polizeistatistik wurden rund 234.000 Fahrräder als gestohlen gemeldet. Die Dunkelziffer ist weitaus höher.

Fahrradparkhäuser als Lösung

Was können Kommunen tun?  Ziel ist es, den Radverkehr auch durch möglichst gute Abstellbedingungen für die Räder zu fördern. Eine gute Lösung bieten spezielle Fahrradparkhäuser, wie man sie im Fahrradland Niederlande schon seit vielen Jahrenkennt. Sichere Abstellanlagen, genannt Fietsenstalling, gibt es dort an rund 100 Bahnhöfen. „Daran müssen wir in Deutschland dringend arbeiten“, sagt Landsberg.  Er verweist auf Fahrradboxen für hochwertige Fahrräder, wie sie zum Beispiel Mönchengladbach und Hagen an den Bahnhöfen eingerichtet haben.

Fahrraddieb vor Fahrrad grafische Darstellung

Auch die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam bietet Abstellmöglichkeiten im Erdgeschoss des Parkhauses am Hauptbahnhof an.Die Stadt hat die Radstation geplant und gebaut. Von den 800.000 Euro Kosten hatte das Land rund 449.000 Euro übernommen. Eröffnet wurde sie bereits 2015. Zwischen 7 und 20 Uhr kann das Rad kostenlos eine Stunde abgestellt werden.  24 Stunden kosten 1 Euro.  Eine Jahreskarte ist zwischen 79 und 99 Euro zu bekommen. Während Pendler zur Arbeit fahren, können sie ihr Fahrrad vor Ort bei Bedarf gleich im Fahrradladen reparieren lassen. Das Unternehmen verleiht auch Räder und hat sich auf Lastenräder spezialisiert. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit unserem Fahrradparkhaus gemacht“, sagte ein Stadtsprecher zu KOMMUNAL. „Die Radstation wird vor allem von den Pendlern genutzt und ist gut ausgelastet.“ Die Räder bleiben trocken und sind vor Diebstählen geschützt.

Etagen für Fahrräder im Parkhaus reservieren

„Die Kommunen könnten mutiger werden“, meint Landsberg. Warum soll es nicht möglich sein, an Wochenenden, an denen viele Freizeitradler unterwegs sind, Pop-up-Fahrradstationen einzurichten, wo man das Fahrrad für ein gewisses Entgelt sicher abstellen kann? „Auch das wichtige Thema Videoüberwachung sollte geschärft und ohne Scheuklappen betrachtet werden.“ Eine Videoüberwachung an zentralen Fahrradabstellplätzen habe eine abschreckende Wirkung und kann zum Anreiz werden, sein teures E-Bike für die letzte Meile zu nutzen. „Häufig scheitert eine solche Videoüberwachung an den rechtlichen Voraussetzungen der Länder“, so Landsberg. „Wir sollten auch ernsthaft diskutieren, ob nicht die Möglichkeit eröffnet werden muss, in bisher überwiegend für Autos reservierte Tiefgaragen, ganze Etagen für Fahrräder vorzusehen. Soweit die Garagenordnungen der Länder zum Beispiel aus Brandschutzgründen dies verbieten, muss eine Änderung in den Blick genommen werden.“

Gerd Landsberg, Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes

Eine Videoüberwachung an zentralen Fahrradabstellplätzen hat eine abschreckende Wirkung und kann zum Anreiz werden, sein teures E-Bike für die letzte Meile zu nutzen."

Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes

Auch die Lastenfahrräder werden zur Herausforderung für die Innenstädte. „Sie beanspruchen einen erheblichen Parkraum, der mit Kleinwagen durchaus vergleichbar ist. Auch hier brauchen wir vor Ort angemessene Lösungen“, so der Vertreter der Kommunen. Gesonderte Lastenrad-Abstellplätze werden in Städten bereits angeboten. Doch die Flächenkonkurrenz in unseren Innenstädten sei enorm.“ Während wir jetzt die Diskussion haben, dass der Verkehrsraum zulasten der Autos reduziert werden muss, müssen wir vermeiden, dass es die gleiche Diskussion demnächst für Fahrräder gibt“, warnt Landsberg.

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