Verwaltung: Geister-Rathaus ohne Mitarbeiter?
Digitalisierung: Das wird das Problem in den Verwaltungen nicht lösen!
Fachkräftemangel in der Pflege? Bald ein Witz gegen den Mangel in Deutschlands Rathäusern!Allein in Niedersachsen kommen laut Arbeitsamt in der öffentlichen Verwaltung auf 270 Arbeitslose (Jobs ohne Spezialisierung) fast 500 gemeldete Stellen. Und bekanntlich werden den Arbeitsämtern im Schnitt nur die Hälfte der offenen Stellen gemeldet. Es droht ganz konkret der Kollaps der Kommunalverwaltung!
Jetzt höre ich schon wieder die Freunde der Digitalisierung (ich gehöre ja selbst dazu) rufen: „Alles kein Problem, Chatbots entlasten, das Bürgerkonto kommt und überhaupt, der Gang zum Amt wird ja bald überflüssig.“ Weit gefehlt! Natürlich wird die Digitalisierung vieles vereinfachen. Die Ideenschmieden arbeiten ja auf Hochtouren. Nur machen viele Digitalisierungs-Gurus einen entscheidenden Fehler: Sie denken technisch, aber nicht menschlich. Vor Ort wollen die Menschen ganz konkret mit jemandem sprechen, der sie versteht, der Ihr Anliegen ernst nimmt, der vor Ort mit ihnen schaut, wo der Bürgersteig zur Stolperfalle wird. Und dafür braucht es die besten Mitarbeiter. Die gibt es nur im Wettbewerb mit der Wirtschaft, die ebenfalls händeringend nach fähigen Mitarbeitern sucht. Moderne Arbeitszeitmodelle, Möglichkeiten für Home-Office, die Suche nach dem Kita-Platz für den Nachwuchs der Mitarbeiter, die Hilfe bei der Wohnungssuche vor Ort – das alles sind Möglichkeiten der Mitarbeitergewinnung, die noch viel zu wenige Kommunalverwaltungen nutzen. Wer langfristig Mitarbeiter im Rathaus halten will, muss gerade jungen Menschen mehr bieten, als nur einen „sicheren Arbeitsplatz“. Der Aspekt der Sicherheit ist in Zeiten von Fachkräftemangel für die Wenigsten ein wirklich starkes Argument. Zu groß sind die Jobchancen in der freien Wirtschaft, zu groß der Spardruck in der Verwaltung.
Eine tolle Aktion einer Verwaltung - zum Nachahmen empfohlen!
Eine tolle Aktion zum Nachahmen hat aus meiner Sicht die Stadt Bonn gestartet. Sie hat ihre eigenen Mitarbeiter Werbung für sich machen lassen. Etwa mit dem „Klarspüler“. Achim Höcherl ist in Bonn eigentlich Abwassertechniker. Für eine Kampagne hat er sich aufs Surfbrett geschwungen und macht Werbung eben als „Klarspüler“. Die Kampagne ist nicht nur witzig und erzeugt Aufmerksamkeit. Ziel ist es natürlich, mehr Bewerbungen zu bekommen. Viel wichtiger aber noch ist die Botschaft der Kampagne nach innen. Ich bin mir absolut sicher, dass die Mitarbeiter der Stadt über ihre eigenen Motive und die der Kollegen noch in vielen Jahren positiv sprechen werden. Solch eine Kampagne nimmt die Mitarbeiter mit, macht sie stolz auf sich selbst. Sie selbst sind Mittelpunkt der Kampagne. Keine gecasteten und per Photoshop bearbeiteten Werbemotive ohne jede Falte oder Grübchen: nein, die Mitarbeiter selbst sind die beste Werbung der Stadt! Die Stadt Bonn hat das verstanden – nimmt ihre Mitarbeiter mit. Das kann kein Roboter leisten. SO wird Zukunft gemacht!


