
Exklusiv-Studie: Wo liegen die Silicon Valleys in Deutschland?
Wenn es um Gründungen in Deutschland geht, werden meistens nur die Metropolen, wie etwa Berlin, Hamburg, München oder Köln genannt. Immer wieder hört man fantastische Erfolgsgeschichten über Start-ups, die bereits nach kurzer Zeit an die Börse drängen. Doch: Sind es wirklich nur die Großstädte, die interessant für Gründer sind? Oder gibt es in Deutschland noch weitere, kleinere Städte, die für Start-ups geeignet sind? Gemeinsam mit dem Unternehmen Contor und dessen Standortanalyse-Tool Contor-Regio hat KOMMUNAL eine Analyse erstellt.
Das Ergebnis: Nein, es sind nicht nur die Großstädte, die Potenzial haben. Auch Mittelstädte können für Gründer sehr interessant sein!
Es gibt viele coole Städte für Start-ups - aber keiner hat sie auf dem Schirm!
Obwohl viele Start-ups auf eine Adresse in Berlin drängen, sieht Henner Lüttich, der Autor der Analyse, darin keine Notwendigkeit. Lüttich berät Unternehmen bei der Standortanalyse: "Unternehmensgründungen erfolgen meist zunächst mit sehr geringer Finanzausstattung und sehr geringem Personalbedarf. Am Anfang benötigt man nicht die gute Adresse einer Metropole aus Imagegründen. Hinzu kommt, dass man zu Beginn auch nicht sehr viele besonders spezialisierte Arbeitskräfte in den Metropolen braucht." Für ihn steht deshalb fest, dass es neben den Großstädten auch weitere Städte mit gutem Gründerklima gibt - allerdings sind diese den wenigsten bekannt.
Und: Wie findet man heraus, welche Städte überhaupt geeignet sind für Start-ups?
Für die Analyse wurden sämtliche Kommunen mit Einwohnern zwischen 20.000 und 75.000 untersucht. Zugrunde gelegt wurden verschiedene Indikatoren, wie beispielsweise die Bevölkerungsentwicklung. Denn eine wachsende Bevölkerungsanzahl kann ein Hinweis darauf sein, dass Bürger und Unternehmen die Stadt als attraktiv bewerten. Auch der Anteil von Jugendlichen spielt eine Rolle, da junge Leute neuen Ideen und Konzepten gegenüber häufig aufgeschlossener sind. Aber auch der Zugang zum wichtigsten Verkehrsträger der Autobahn sowie die Differenz zwischen Gewerbean- und Gewerbeabmeldungen wurde untersucht. Wie hoch die Insolvenzen in einer Region sind, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Für die Analyse wurde auch der Gewerbesteuerhebesatz untersucht. "Wir haben uns auch angeschaut, in welche Städte die Menschen täglich pendeln. So können wir Arbeitsstätten von Schlafstädten unterscheiden. Denn in Städten mit einem erhöhten Pendleranteil finden sich vermehrt Unternehmen, Arbeitskräfte, Gewerbegebiete, also eine allgemein unternehmerische Infrastruktur", erklärt Lüttich. Aber auch wie viel Wert die einzelnen Kommunen auf die Wirtschaftsförderung legen, wie nah die nächste Universität ist und wie viele Zuzüge eine Stadt hat, spielten bei der Studie eine Rolle.
In welchen Städten haben Start-ups gute Startbedingungen?
Das Ergebnis zeigt, dass vor allem die Speckgürtel von Großstädten für Gründer interessant sind. Doch nicht nur!
Auch Städte, wie beispielsweise das schleswig-holsteinische Rendsburg können profitieren - weil es hier nicht nur unterdurchschnittlich viele Insolvenzverfahren gibt, sondern auch die Wirtschaftsförderung hoch gehalten wird, was ein Hinweis darauf sein kann, dass Rendsburg Gründern stärker unter die Arme greift.
Sehr auffällig ist, dass Hessen, Brandenburg, Bayern und Baden-Württemberg eine gute Gründeratmosphäre haben, während Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stark zurückfallen.