
Corona-Pandemie
Impfen rund um die Uhr - wie das möglich ist
Nachts aufstehen, um sich impfen zu lassen? "Wir waren überrascht, wie viele Menschen dazu bereit sind", sagte Oberstleutnant Thomas Dillschneider auf Anfrage von KOMMUNAL. Als im Impfzentrum auf dem Kasernengelände der Bundeswehr im saarländischen Lebach erstmals am Ostersonntag der 24-Stunden-Impfbetrieb aufgenommen wurde, mangelte es auch mitten in der Nacht nicht an Impfwilligen. "Ich war selbst gespannt - mal schauen, wer nachts um 2 oder 3 aufsteht" erzählt Dillschneider. "Ich war um 4 Uhr morgens dort - und freute mich über die glücklichen Gesichter, nachdem die Menschen ihre erste Impfung gegen das Corona-Virus erhielten. Einfach ein schönes Gefühl!"
Erstes 24-Stunden-Impfzentrum bundesweit in Lebach
Das erstmals ganz allein von der Bundeswehr betriebene Impfzentrum für die Bevölkerung war am 1. März eröffnet worden. Aus der Sporthalle der Graf-Haeseler-Kaserne in Lebach war ein voll funktionsfähiges Impfzentrum mit einer Impfstraße geworden, mit einem Check-In- und Check-Out-Bereich, zwei Wartezonen und neun Impfkabinen. Eine Impfkabine ist rollstuhlgerecht eingerichtet. Zusätzlich wurden mehrere Räume geschaffen, in denen die Impfungen vorbereitet und dokumentiert werden können. Ein weiterer Raum ist für Notfälle vorhanden.
Bundeswehr verdreifacht Personal im Impfzentrum
In der Woche vor Ostern fiel die Entscheidung, dass die Kapazität aufgestockt wird - und der Impfbetrieb an sieben Tage die Woche rund um die Uhr sichergestellt werden soll. "Wir haben das Personal dafür verdreifacht", berichtet der Oberstleutnant, der die Informationsarbeitet leitet. Derzeit sind im Impfzentrum 110 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. In drei Schichten: von 7 bis 15 Uhr, von 15 bis 23 Uhr und von 23 bis 7 Uhr morgens. In der ersten Schicht werden laut Plan 400 Impfungen vorgenommen, in den anderen beiden Zeitfenstern jeweils 300. Denn zwischendrin wird nachts saubergemacht. So sind rund 1000 Impfungen täglich möglich. Derzeit werden hier Personen geimpft, die in den Priorisierungsgruppen 1 und 2 eingestuft sind.
Termine vergibt Gesundheitsministerium
Wer koordiniert die Termine? "Bei uns sollte keiner anrufen", sagt Oberstleutnant Dillschneider. Die Termine vergibt das federführende saarländische Gesundheitsministerium - und damit auch die Nachttermine, die keiner annehmen muss, aber kann. Laut Dillschneider sind bereits alle Termine bis Mai ausgebucht - auch die in der Nacht. Möglich sind Buchungen über das Online-Buchungsportal des Saarlandes www.impfen-saarland.de. Im Impfzentrum in Lebach wird derzeit ausschließlich der Impfstoff von Moderna verimpft. Technisch bestehe aber die Möglichkeit, auch andere Impfstoffe zu nutzen.
Angebot von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer
Bei ihrem Besuch im Impfzentrum in Lebach an Ostern sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, das 24/7-Impfzentrum sei ein Pilotprojekt für das ganze Land. Ein hohes Impftempo sei ein wesentlicher Schritt zurück zur Normalität. Die Bundeswehr sei bereit, ihren Beitrag zu leisten – noch über die bereits laufende Amtshilfe in der Pandemiebekämpfung hinaus. Die Bundeswehr sei in der Lage, bis zu 28 eigene Bundeswehr-Impfzentren zu betreiben. "Das Angebot steht für andere Bundesländer, Städte und Gemeinden", betonte Kramp-Karrenbauer.
Woher das Personal kommt? "Die Bundeswehr stellt in Lebach zusätzlich medizinisches Fachpersonal vom Sanitätsunterstützungszentrum in Cochem und seinen elf unterstellten Sanitätsversorgungszentren in der Region sowie Soldatinnen und Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwader 33 aus Büchel und der hiesigen Luftlandeaufklärungskompanie 260 als ‚Helfende Hände‘ für die Impfungen bereit", erläutert Oberstleutnant Dillschneider.
Impfen rund um die Uhr: Was ist mit dem Impfstoff?
Dass Impfen rund um die Uhr möglich ist, zeigt das Beispiel Lebach. Doch was hilft es, wenn das Personal da ist, aber der Impfstoff fehlt? "Wir sind in der Lage, dass wir genügend Impfstoff zur Verfügung haben, um den 24-Stunden-Betrieb zu sichern", sagt Oberstleutnant Dillschneider. Denn das Saarland gelte als Hochrisiko-Grenzregion und bekomme daher zusätzlichen Impfstoff.
Bundeswehr unterstützt Kommunen
Kommunen können die Bundeswehr auch im Zuge eines Amtshilfeantrags über das zuständige Landeskommando im jeweiligen Bundesland um Unterstützung beim Impfen bitten: Die Rechtsgrundlage ist im Artikel 35, Absatz 1 des Grundgesetzes verankert. Nach der Bewertung des Antrags entscheidet das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin. Allein im Saarland unterstützt die Bundeswehr im Rahmen von 22 Amtshilfeanträgen. Die Bundeswehr hilft auch in Gesundheitsämtern bei der Kontaktnachverfolgung, bei Schnelltestungen in Alten- und Pflegeheimen und der Impfkampagne.