So gelingt ein Krankenhausverbund
Hier entstehen neue Chancen
Obwohl der Verkauf an private Krankenhauskonzerne viele Vorteile mit sich bringt, drohen dennoch weitere Nachteile. Sie können anders als die öffentlichen Häuser den Rettungsdienst abmelden, oder Krankheitsfälle an Uni-Kliniken verweisen, weil sie sich nicht rentieren. Um die Daseinsvorsorge weiterhin zu gewährleisten, werden öffentlich geführte Krankenhäuser immer wichtiger. Aber wie können sie in öffentlicher Hand bleiben, wenn die Zahlen dagegen sprechen?

In den letzten Jahren ist ein Konzept entstanden, das die Chance bietet, kommunale Krankenhäuser zu retten: ein sogenannter „Krankenhausverbund“. Mehrere Krankenhäuser werden zusammengeschlossen, arbeiten Hand in Hand zusammen und sollen so Wettbewerbsvorteile erzielen. Doch wie sinnvoll sind solche Verbünde? Und welche Risiken drohen?
Krankenhausverbund - DIESE Dinge verhindern den Erfolg
Die wirtschaftlichen Vorteile eines Krankenhausverbundes liegen auf der Hand: Krankenhäuser sparen Geld, wenn mehrere Verwaltungen auf eine reduziert werden oder das Material gemeinsam eingekauft wird, weil es in der Menge billiger wird. Auch medizinisch punkten die Kooperationen: anstatt eine Vielzahl von Leistungen anzubieten, werden die Aufgaben so verteilt, dass sich die einzelnen Häuser auf einzelne Fachgebiete spezialisieren. Tumore können beispielsweise in größeren Kliniken entfernt und langwierige Chemotherapien von den kleinen Häusern direkt in Wohnortnähe der Patienten übernommen werden. So gut die Theorie klingt, in der Praxis funktioniert die Kooperation nicht immer – anstatt im Wettbewerb zu anderen Krankenhäusern durchzustarten, halten Streitereien den Prozess auf. Fragen wie: welches Haus übernimmt das Fachgebiet? Wo soll die Verwaltung sitzen? Oder wer bekommt welche Patienten? verhindern, dass das Vertrauen der Patienten in den Krankenhausverbund wächst. Aber genau davon lebt ein Krankenhausverbund. Warum sonst, sollte sich ein Patient dazu entscheiden, in ein Krankenhaus zu fahren, das weiter weg ist, als in eins, das er schneller erreichen kann, wenn nicht das Vertrauen in die Kompetenz ausschlaggebend ist?
Vertrauen in die Kooperation? Ja, bitte!
Der Frankfurter Gesundheitsökonom Prof. Thomas Busse hat bereits einige Kooperationen begleitet und weiß, welche Faktoren ausschlaggebend sind, damit sie erfolgreich sind. Seine Tipps:

1.) Die Kooperationspartner sollten sich auf Augenhöhe begegnen und sich nicht gegenseitig im Wettbewerb ausstechen wollen 2.) Ein sinnvolles medizinisches Konzept muss im Vorhinein erarbeitet werden. Nicht viele verschiedene, sondern ausgewählte medizinische Leistungen sind der Schlüssel zum Erfolg 3.) Unternehmenskultur, Aufbau, Kommunikation und Entscheidungsebene (hierarchisch oder partnerschaftlich) der Häuser müssen sich ähneln. Doch gerade in diesem Punkt scheitern Verhandlungen häufig. 4.) Die Entscheidungen sollten nicht nur politisch bedingt sein. Sonst, das zeigen Beispiele, ist die Zusammenarbeit von vornherein zum Scheitern verurteilt. Thomas Busse weiß: „Sollte es wirklich zu Kooperationsverhandlungen kommen, kann ich allen Beteiligten nur dazu raten, dies richtig nach innen und außen zu kommunizieren. Die Mitarbeiter sollten nicht erst aus der Zeitung von der Kooperation erfahren, sondern in die Prozesse miteingebunden werden, da sie mehr Einfluss haben, als manchem lieb ist. Fühlen sie sich übergangen oder können sich mit dem Verbund nicht identifizieren, werden sie dem Krankenhaus den Rücken kehren - und das nicht selten allein! Es kommt inzwischen vor, dass sie weitere Mitarbeiter mitnehmen, in ein anderes Krankenhaus wechseln und dort aufgrund des anhaltenden Fachkräftemangels mit Kusshand empfangen werden. Das betroffene Krankenhaus kann diesen Verlust oft nicht zeitnah kompensieren und erleidet nicht selten einen existenzgefährdeten Patientenrückgang.“

Ein Krankenhausverbund muss richtig geplant und umgesetzt werden, ansonsten leiden nicht nur Patienten, sondern auch Krankenhauspersonal und Politiker.