Sprachassistent in erstem deutschen Bürgerbüro
Das alles kann der Sprachassistent
Möglich machen das sogenannte Skills auf Alexa. Das sind Miniprogramme verschiedener Anbieter, die auf dem Gerät freigeschaltet werden können. Einmal aktiviert, erhalten Nutzer jetzt Informationen über Bochum. Wer nach Herbert Grönemeyer fragt, wird entsprechend Informationen über seinen Heimatort Bochum ebenso bekommen, wie biografische Daten und natürlich im Hintergrund den Superhit "Bochum".
Dabei ist der Skill mehr als Spielerei, kann Touristen etwa bei der Hotelsuche helfen oder den Veranstaltungskalender nach Rubriken und Wünschen abfragen oder den Weg zum nächsten Modegeschäft weisen. "Mit Alexa wollen wir den Innovationsgeist der Stadt hervorheben", erklärte Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der örtlichen Marketing GmbH im vergangenen Jahr.
Der Sprachassistent steht auch im Rathaus
Im Sommer 2017 wurden erste Geräte installiert, etwa am Planetarium der Stadt oder am Tierpark. Zunächst gab es auch keinerlei größere Probleme. Zum Schutz vor Diebstahl und Vandalismus wurde dem Gerät eine "perforierte Plastikmaske" aufgesetzt. Die Zahl der Nutzer nahm stetig zu. Auch das Bürgerbüro in Mitte entschied sich daher schnell, den Sprachassistenten auch im Wartebereich des Büros aufzustellen. Da es sich um ein öffentliches Gebäude handelt, jedoch nicht ganz ohne Warnhinweis. Im Bürgerbüro steht an dem Gerät zu lesen: "Wir weisen vorsorglich darauf hin, dass Tonaufnahmen nicht auszuschließen sind". Hintergrund: Das Gerät zeichnet die Fragen auf, schickt sie online um Daten abzufragen und abzugleichen. Was genau der amerikanische Konzern mit den Daten macht - der Sprachassistent gehört der Plattform Amazon - ist unklar. Klar ist nur, dass Alexa in Europa zugelassen ist und nicht gegen die EU-Datenschutzgrundverordnung verstößt. "Es werden keine persönlichen Daten abgefragt", so Christian Gerlig, von der Bochum Marketing in einem Gespräch mit einer örtlichen Zeitung.
Auf einmal formiert sich Widerstand gegen den Sprachassistenten
Im Dezember vergangenen Jahres nun berichtete das Computermagazin ct über eine peinliche Panne des Sprachassistenten. Ein Alexa Nutzer hatte seine Daten an dem Gerät abgefragt und bekam Audiodaten eines anderen Kunden - ebenfalls aus Deutschland - der Vorwurf: Daraus hätte eine fremde Person mutmasslich zahlreiche Informationen über einen Fremden ausspionieren können. Amazon sprach von einem bedauerlichen Einzelfall und wollte die Sache prüfen, gelobte, dass dies künftig nicht mehr passieren könne.
Ausgerechnet in einer Bochumer Facebook-Gruppe gibt es seither eine Diskussion über den Datenschutz der Stadt Bochum. Einige Gruppenmitglieder fürchten seither, Amazon könne sie durch Alexa ausspionieren. So kommentierte ein Nutzer laut Lokalzeitung "Der Westen" "Das nenne ich mal eine Fehlleistung der Stadtverwaltung. Neben der nicht erlaubten Werbung kommt noch hinzu, dass man sich eine schöne Wanze in den Flur stellt".
Die Stadt Bochum betonte daher noch einmal via Facebook und Zeitungsinterview, dass der installierte Sprachassistent DSGVO-konform sei und Bürger nicht um Daten fürchten müssten. Abbauen jedenfalls will die Stadt die moderne Technik nicht.

