Innenstadt
Eine Stadt wird zur Spielwarenhändlerin
Spielzeug-Laden retten
Eine städtische Gesellschaft als Einzelhändler? Das soll auch in Hanau künftig die Ausnahme bleiben, macht der Oberbürgermeister deutlich. So sieht das Konstrukt aus: Die städtische Bauprojekt GmbH kauft das Gebäude an der Ecke Rosen-,/Salzstraße mit dem Laden und mehreren Wohnungen und übernimmt ab 1. Juli das seit 176 Jahren bestehende Geschäft. Die Hanau Marketing GMBH sichert sich die Namesrechte Spielwaren Brachmann. Sie mietet die 300 Quadratmeter bei der städtischen Bauprojekt GmbH an. Geplant ist, einen Storemanager einsetzen. Der Magistrat hat bereits zugestimmt, es fehlte nur noch der Beschluss der Stadtverordneten. Der wurde am Montagabend, 21. Februar, gefasst. Nun kann es zum Notar gehen.
Städtische Unternehmen als Einzelhändler
Da Hanau 2019 eine Vorkaufsrechtssatzung verabschiedet hat, bekommt sie mit, wann Verkäufe geplant sind und über Verhandlungen Zugriff auf strategisch wichtige Flächen erhalten - und hat so auch einen gewissen Einfluss auf den Ladenmix. Im Fall des Spielwarengeschäfts kamen die Eigentümer offenbar selbst auf die Stadt zu.
"Wir treten nicht mit der Idee an, dass das städtische Unternehmen dauerhaft Einzelhandel betreibt", betont Daniel Freimuth, operativer Leiter der Hanau Marketing GmbH. "Unser Ziel ist es, jemanden zu finden, der das Geschäft übernimmt, denkbar ist auch, dass wir an der Stelle ein neues Konzept umsetzen", sagte er zu KOMMUNAL. Entstehen könnte etwa ein Haus, das Kinderbetreuung in der Innenstadt anbietet, kombiniert mit einem kleineren Verkaufsraum.

Ein wirtschaftliches Risiko sieht die Stadt für sich laut Aussage der Verantwortlichen nicht. Die Kostenkalkulation ergebe, dass über die Bestandsmieten ein Liquiditätsüberschuss erzielt werde, heißt es. Der Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH, Martin Bieberle, verweist auf ein anderes Projekt: "Uns kommt die Erfahrung mit dem äußerst erfolgreichen KunstKaufLADEN Tacheles zugute. Das städtische Unternehmen betreibt das Geschäft in Eigenregie.
Der Bund der Steuerzahler hatte die geplante Übernahme des Spielwaren-Geschäfts kritisiert. Sentimentale Motive könnten nicht rechtfertigen, dass eine Kommune unter Einsatz von Steuergeld künftig selbst zum Ladenbetreiber werde. Oberbürgermeister Kaminsky wies die Kritik zurück. "Von Anfang an wurde kommuniziert, dass die Übernahme des Spielwarenladens Brachmann keine dauerhafte Lösung sein kann - bis ein privatwirtschaftlicher Unternehmer gefunden wird", betont Kaminksy.
Kommune betreibt Bäckerei selbst
Hanau ist nicht die einzige kommunale Händlerin. Im fränkischen Wolframs-Eschenbach hat die Stadt im Jahr 2020 eine eigene Bäckerei eröffnet. MIchael Dörr, der Bürgermeister, holte in den 3.200-Einwohner-Ort das zurückgeholt, was die Wolframs-Eschenbacher in den vergangenen zwei Jahren vermisst hatten. Die Stadt gründete dafür einen Betrieb gewerblicher Art (BgA) und schloss mit dem langjährigen Bäckermeister, dem das Haus gehört, einen Pachtvertrag für die 110 Quadratmeter im Erdgeschoss. Die Stadt setzt auf Synergieeffekte: Schon heute beliefert die Bäckerei den Metzgerladen gegenüber. Dafür kauft sie die Wurst für das Frühstücksangebot im Café der Bäckerei.
Mehr Informationen zur Übernahme des Spielwarengeschäfts in Hanau.


