Mobilität
Heilsbringer Wasserstoff?
Mainz wurde erst HyStarter und ist nun - zweieinhalb Jahre später - sogar HYExpert. Als solcher hat man in Mainz schon einiges auf den Weg gebracht: Zusammen mit der Nachbarstadt Wiesbaden wird eine Wasserstofftankstelle betrieben, elf Brennstoffzellenbusse bereichern den ÖPNV und durch die Erdgasleitungen und Fernwärmeleitungen fließt ein Gemisch aus Erdgas und Wasserstoff.
Wasserstoff statt Erdgas? Wasserstoff und Erdgas
Volker Hans versteht die Skepsis in anderen Kommunen nicht, wenn es darum geht, Erdgasleitungen schon jetzt für Wasserstoff zu nutzen: "Studien zeigen, dass 80 Prozent der Gasleitungen in Deutschland geeignet sind. Schon jetzt ist eine Beimischung von 30 bis 40 Prozent möglich. Gearbeitet werden müsste weniger an den Leitungen selbst, sondern an den Pumpstationen." Aber es ist gar nicht das jetzt Machbare oder schon Erreichte, das Volker Hans beflügelt. Begeisterung weckt bei ihm das Potenzial dieses Energielieferanten: "Wir stehen, davon bin ich überzeugt, gerade erst am Anfang." Deshalb plant Mainz auch eine neue Bewerbung, dieses Mal als HyPerformer.
Wasserstoff: Unternehmen ins Boot holen
Der Beigeordnete hat sich in der Region umgesehen und einige Unternehmen gefunden, in denen über Wasserstoff nachgedacht wird. Dazu gehört ein großer Glasproduzent, der vom Erdgas weg möchte. Dazu gehören Logistiker, die überlegen, ob sie auf Elektrifizierung ihrer LKW-Flotte setzen oder gleich auf Wasserstoff setzen sollen.
"Selbst die Industrie- und Handelskammer hat uns schon gefragt, ob und wie wir gemeinsam mit der hiesigen Wirtschaft diese Technologie voranbringen können." Nachgedacht wird in Mainz auch über eine mögliche Teilhabe an einer Wasserstofftransportroute über den Rhein. "In NRW gibt es mit dem Projekt RH2INE schon länger erste Ansätze. Als Stadt am Rhein wollen wir dann natürlich auch dabei sein", unterstreicht Volker Hans.

Wasserstoff: Was hat die Teilnahme am Programm gebracht?
Was hat der Kommune der Einsatz als HyStarter und aktuell als HyExpert gebracht? Volker Hans gerät ins Schwärmen. "Der Austausch mit anderen Kommunen und Landkreisen war und ist einfach genial. Man erfährt von Kolleginnen und Kollegen so viel Neues: Da gibt es ein Start-up, das aus Plastikabfällen Wasserstoff gewinnt. In Belgien und den Niederlanden fährt das Binnenschiff H2 Barge 1 mit Wasserstoff." Gemeinsam, sagt Volker Hans, falle es so viel leichter, auf dem neuesten Stand der Technologie zu sein und neue Möglichkeiten kennenzulernen. Zusammen mit 29 anderen Kommunen hat Mainz am 24.10.2023 in Berlin den "Bund der Wasserstoffregionen gegründet.
Verkehrswende: Wasserstoff als wichtiges Element
Volker Hans ist sicher: "Mit rein batterie-elektrisch basierten Antrieben bekommen wir die Energiewende nicht hin. Hier in Mainz erwarten wir eher eine Kombination aus Brennstoffzellenantrieben und der Nutzung von synthetischen Kraftstoffen - mindestens als Brückentechnologie. In einer klimaneutralen Zukunft werden wir viele Energielieferanten nutzen und ein Teil dieser Zukunft sollte im Wasserstoff liegen. Wenn auch vielleicht nicht sofort in grünem Wasserstoff, aber in einer Mischung aus grünem und weißem." Weißer Wasserstoff? Volker Hans verweist auf eine Meldung aus Frankreich: An der Grenze zum Saarland habe man 46 Millionen Tonnen weißen Wasserstoff im Boden entdeckt. Nun werde auch in Deutschland verstärkt nach solchen Orten gesucht.
Wasserstoffstrategie: Das rät Mainz anderen Kommunen?
Erst einmal: über Wasserstofflösungen ernsthaft nachdenken. Mittlerweile, sagt Volker Hans, gebe es schon Krankenhäuser, in denen Wasserstoff die Notstromversorgung sicherstelle. Und in Hamburg werde bereits ein ganzer Stadtteil mit Wasserstoff beheizt. Tatsächlich entwickele sich gerade diese Technologie rasant weiter. "Kommunen, die den Wasserstoff für sich abgehakt haben, werden das vielleicht schon bald bedauern", warnt Volker Hans. Er verwendet die Technologie sogar privat. Sein auf KfW100-Standard sanierter Altbau produziert mehr Strom als er selbst verbraucht. Um die Überschüsse des Sommers im Winter nutzen zu können, hat er jetzt einen Speicher im Keller. Einen Wasserstoffspeicher in der Größe eines Kühlschranks. Selbst der war vor wenigen Jahren noch nicht denkbar.
Interesse am Bundesprogramm HYLand? Hier gibt es die Infos.
