Umweltschutz
Agroforst kann vor Hochwasser schützen
Agroforst - Institut erprobt Projekt
Frank Wagener vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umwelt-Campus der Hochschule Trier erläutert: "Wir machen solche Projekte seit vielen Jahren und manche Standorte wurden zuvor schon in anderen Projekten eingesetzt. Dabei wurde das Thema Agroforst bislang aber ausgeklammert." Neu, sagt er, seien Agroforstsysteme aber keineswegs. Viele Details - etwa die Tatsache, dass agroforstliche Kulturlandschaften für Wasser und Schlamm Bremssysteme seien - sei schon seit Jahrzehnten bekannt. Allerdings seien die Rahmenbedingungen Mitte des letzten Jahrhunderts andere gewesen. "Ab den 1950er Jahren waren Flurbereinigungsmaßnahmen wichtige Schritte, um mehr bewirtschaftbares Land zu gewinnen", unterstreicht der Fachmann.
Was sind Agroforst-Systeme?
Als Agroforst-Systeme bezeichnet man landwirtschaftliche Kulturen, bei denen eine kombinierte Nutzung von Acker, Grünland oder Dauerkulturen mit Gehölzen stattfindet. Auf einem Acker wechseln sich Streifen mit Bäumen oder Sträuchern mit etwa 30 Meter landwirtschaftlich zu nutzender Fläche ab. Die Durchmischung der Kulturen setzt eine gegenseitige Wechselwirkung in Gang. Fachleute unterscheiden zwischen drei Arten von Agroforstsystemen:
- Silvoarable Systeme: Bäume in Kombination mit Ackerkulturen.
- Silvopastorale Systeme: Bäume in Kombination mit Tierhaltung.
- Agrosilvopastorale Systeme: Die Verbindung aller Kulturen - Bäume, Tiere, Ackerland.
Die Vorteile der Agroforstwirtschaft
- Die Bodenfruchtbarkeit und die Bodenqualität erhöhen sich durch stärker geschlossene Nährstoffkreisläufe.
- Bäume auf und neben dem Acker dienen mit ihren Wurzeln als Wasser- und Nährstoffpumpe.
- Bäume entziehen den Böden Nitrat und schützen so das Grundwasser.
- Hecken und Bäume schützen vor Wind und Sonne. Die Folge: weniger Bodenerosion und weniger Austrocknung.
- Besseres Klima und Stressverminderung durch Sichtschutz für Weidetiere.
- Bei Starkregen hält die Bepflanzung Wasser und Schlamm zurück.
- Lebensräume für Insekten und Steigerung der Biodiversität.
- Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge sowie die Erschließung neuer Ertragsquellen für Landwirte, etwa durch Obst, Nüsse und wertvolle Hölzer.
Agoroforst-Systeme - Tipps für Kommunen
Derzeit fehlt es also nicht an inter- oder transformatorischem Wissen, sondern schlicht an der Umsetzung der Erkenntnisse in die Praxis. Kein Wunder, sagt Frank Wagener, die Zahl der drängenden Themen könne man ja fast schon schwindelerregend nennen. Dennoch will der Agrar-Ingenieur die Kommunen ermutigen, sich jetzt Gedanken über entsprechende Maßnahmen zu machen. "Agroforst-Systeme sind sehr einfach einzurichten und zwar dezentral und auf allen Böden. Die kommunale Pflicht, Daseinsvorsorge und Gefahrenabwehr zu betreiben, spricht für die zeitnahe Umsetzung solcher Maßnahmen, wo immer möglich. Mit einem entsprechenden Gemeindebeschluss können Kommunen dann auf andere Akteure zugehen", sagt der Experte.
Win-win-Situation für Landwirtschaft und Kommunen
Für extrem wichtig hält der Fachmann nämlich eine funktionierende ökonomische und soziale Partnerschaft zwischen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Kommunen. "Land- oder Forstwirte werden in diese Partnerschaft allerdings nur einsteigen, wenn die Kommunen klarmachen: das ist eine Win-win-Situation für alle." Auch für die Bürgerinnen und Bürger einer Kommune, die vielleicht weniger häufig ihre Keller unter Wasser sehen. In diesen gemeinschaftlichen Konstellationen könnten dann, sagt der Experte, an die jeweilige Region angepasste Mehrnutzungskonzepte erstellt, und Synergieeffekte in den Bereichen lokale Energieversorgung, Gemeinwohl, Ökonomie sowie Umwelt- und Naturschutz nutzbar gemacht werden.

In drei bis vier Jahren wird es spannend
Die praktische Arbeit der AGROfloW-Projektmitarbeiter und -mitarbeiterinnen soll in drei bis vier Jahren in ein neues Tool münden, das auf bestehenden Starkregenkarten aufbaut: "Wir nehmen einzelne Ergebnisse aus der Forschung und bauen diese zu einem Werkzeug aus, das in Zukunft das Gefährdungspotenzial durch extreme Wetter durch den gezielten Einsatz von Agroforstsystemen reduzieren soll. Damit haben wir gerade erst begonnen. Ergebnisse werden dann noch einiges an Arbeit brauchen, um exaktere Antworten geben zu können", so Wagner. Schon jetzt seien positive Effekte erkennbar.
Die Zukunft im Blick: Mehr Input zum Thema Agroforst
Informationen und Praxisbeispiele zum Thema Agroforstsysteme finden Kommunen in dem neuen Leitfaden "Erneuerbare-Energie-Kommunen", herausgegeben von der "Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.(FNR)" und erstellt am Institut für angewandtes Stoffstrommanagement ( Der Leitfaden ist entstanden als Teil des bis 2027 laufenden Projektes AGROfloW.
Gefördert wird das Programm vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Projektträger ist der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. unter dem Förderprogramm „Nachhaltige Erneuerbare Ressourcen“
Weitere Publikationen des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umwelt-Campus der Hochschule Trier:
Das sächsische Mehrnutzenkonzept für eine nachhaltige Kulturlandschaftsentwicklung;
Der Aufsatz Agrarholzkulturen in Kooperation zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft;
Der Leitfaden zum Agrarholzanbau.
Tiefer einsteigen in dieses und verwandte Themen können Kommunen zudem direkt bei der DeFAF e.V. Der Verein baut derzeit als Teil des gleichen Förderprogramms ein deutschlandweites Modell- und Demonstrationsnetzwerk für Agroforstwirtschaft auf. Die damit verbundenen Vorhaben werden im Detail vorgestellt.
