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  2. Umweltschutz
  3. Gegen Lichtverschmutzung: Gemeinde unter den Sternen
Sternenhimmel
Ohne künstliches Licht - für Tiere und Pflanzen ideal.
© AdobeStock

Schutz für nachtaktive Tiere

Gegen Lichtverschmutzung: Gemeinde unter den Sternen

von Annette Lübbers
Reporterin
17. September 2024
Lichtverschmutzung ist ein Problem für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Ein Projekt im Pfälzerwald will in Zusammenarbeit mit den Kommunen den Sternenhimmel in der Nacht wieder sichtbar machen. Was zeichnet eine "Gemeinde unter den Sternen" aus?

Noch gibt es sie im Pfälzerwald: Natürliche Regionen ohne künstliches Licht, in dem nachtaktive Tiere ungestört umherschweifen können. Aber sie sind selten geworden. Schätzungen zufolge nimmt die Lichtverschmutzung jedes Jahr weltweit zwischen zwei und drei Prozent zu, in Europa geht die Entwicklung noch rasanter weiter. Kommunen können aber etwas dafür tun, um die noch halbwegs intakten Nachtlandschaften zu schützen: Ihre Außenbeleuchtung nach den Kriterien der "International Dark Sky Association" (IDA) sternen- und umweltfreundlich gestalten. Bereits seit 1988 engagiert sich diese Organisation gegen Lichtverschmutzung und vergibt dafür Labels wie Sternenpark oder Sternenkommune. Die kann man im Pfälzer Wald erwerben. Das Projektgebiet  umfasst die Landkreise Bad Dürkheim, Südwestpfalz, Südliche Weinstraße und Kaiserslautern, die alle Teil des Biosphärenreservats Pfälzerwald sind. Engagierte Gemeinden können das Zertifikat "Gemeinde unter den Sternen" in den Abstufungen Gold, Silber und Bronze bekommen. Entstanden ist die Auszeichnung aus dem 2018 bis 2023 geförderten LEADER-Projekt Sternenpark Pfälzerwald.  

Zielsetzungen des Projektes Sternenpark Pfälzerwald

  • Öffentlichkeit für das Thema Lichtverschmutzung sensibilisieren.
  • Dunkle Nachtlandschaften des Pfälzerwalds durch eine sternen- und umweltfreundliche Beleuchtung schützen.
  • Durch die richtige Beleuchtung einen aktiven Beitrag zum Tier-, Umwelt- und Ressourcenschutz leisten.
  • Die Regionalentwicklung durch den Erhalt natürlicher Nachtlandschaften und ein daraufhin angepasstes (astro)touristisches Angebot fördern.

Rumbach ist "Gemeinde unter den Sternen"

Ein kleiner Ferienort mit gerade einmal 421 Einwohnern hat die Auszeichnung als "Gemeinde unter den Sternen" bereits erhalten: Rumbach im Dahner Felsenland. Mit Silber ausgezeichnet wurde sie für viel Engagement:

  • Das Licht von über 90 Prozent aller Außenlampen sind nach oben abgeschirmt. 
  • Die Straßenlampen im Ort werden zwischen 22.30 und 6 Uhr so gedimmt, dass sie nur noch 50 Prozent Licht abgeben.
  • Die Lichtfarbe der meisten Lampen liegt unter 3.000 Kelvin.
  • Die Leuchten haben die niedrigste Energieeffizienzklasse und geben nicht mehr Licht ab als unbedingt notwendig.
  • Die Kommune setzt sich besonders stark für die Verbreitung des Projektes ein.

Beleuchtet wird Rumbach in der Nacht nur sehr dezent: der Tierwelt zuliebe.

Warum die Kommune mitmacht

Warum das so ist, erklärt Ortsbürgermeister Ralf Weber: "Wir arbeiten mit dem Biosphärenreservat sehr gut zusammen und haben bereits mehrere Themen positiv bearbeitet: LIVE Biocorridoors, Gärten der Artenvielfalt und der deutsch-französische Biosphärenbauernmarkt. Als uns das Biosphärenreservat das Thema Sternenpark Pfälzerwald vorgestellt hat, wurden wir neugierig und haben im Gemeinderat einstimmig beschlossen, uns als Gemeinde unter den Sternen zu bewerben. Das Projekt zeigt unseren Bürgerinnen und Bürgern, dass sie in einem gesunden Umfeld leben und unseren Gästen, dass sie in einer besonderen Gegend Urlaub machen." Der Vorteil der kleinen Gemeinde: Bereits 2014 wurden alle Quecksilberdampfleuchten auf LED umgestellt. Um das Zertifikat Gemeinde unter den Sternen zu bekommen, musste die Kommune ihre Straßenbeleuchtung nur neu programmieren. Dafür investierte Rumbach etwa 2000 Euro. Trotz der positiven Ausstrahlung des Projektes ernte die Kommune für ihr Engagement aber nicht nur Lob. "Nicht allen Bürgerinnen und Bürgern gefällt, dass bei uns von zwölf bis 5 Uhr morgens die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet ist", erklärt der Bürgermeister.  

"Gemeinde unter den Sternen": Es braucht mehr Engagement

Im vergangenen Jahr zogen die Gemeinden Maikammer und Annweiler am Trifels nach. Weitere Kommunen sollen folgen - nicht nur im Pfälzerwald. Denn die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf Flora und Fauna sind enorm. Milliarden Insekten verenden jedes Jahr im Lichtkreis der Lampen jedes Jahr. Durch Erschöpfung oder weil sie Fressfeinden im Licht zum Opfer fallen. Kraniche und Fledermäuse werden im Dauerlicht orientierungslos und die Biodiversität leidet, weil nachtaktive Insekten weniger bestäuben.        

Detailreiche Informationen zu dem Projekt finden Sie hier. Eine Beleuchtungsrichtlinie kann ebenso heruntergeladen werden wie eine Handreichung für Kommunen, die in diesem Bereich etwas bewegen wollen. Förderungen für ein solches Projekt gibt es beim Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI) in Rheinland-Pfalz.

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