Finanzen
Green Bonds: ein Finanzierungsmodell auch für Kommunen?
Green Bonds: in Münster ein Erfolgsmodell
Bereits 2022 hat Münster einen Green Bond über 140 Millionen Euro aufgelegt. Das Interesse der vorwiegend institutionellen Anleger war so groß, dass die Summe sogar höher war als ursprünglich geplant. Damit finanziert wurde eine städtische Gesamtschule in Holzbauweise, die vierte Reinigungsstufe der Hauptkläranlage sowie eine energieeffiziente Datenübermittlung durch den Ausbau des Glasfasernetzes. Christine Zeller Stadtkämmerin in Münster, unterstreicht: "Wir haben mit dem Green Bond nur gute Erfahrungen gemacht." Sie rät Kommunen allerdings dazu, erst nachhaltig zu planen und anschließend nachhaltig zu finanzieren. "Wichtig ist, dass im Investitionsportfolio der Kommunen bereits Projekte geplant sind, die den Anforderungen an einen grünen Schuldschein entsprechen. Die Banken nennen als Mindestvolumen für eine solche Finanzierung 100 Millionen Euro, es braucht also auch ein entsprechendes Potenzial an Projekten." Kleinere Kommunen, könnten allerdings auch gemeinsam Anleihen ausgeben. Und sie fügt an: "Die erfolgreiche erste Platzierung hat uns veranlasst, in diesem Jahr wieder an den Markt zu gehen, diesmal haben wir bei 170 Millionen Euro abgeschlossen."

Das sagt der Experte zu kommunalen Greenbonds
"Völlig klar, Green Bonds sind eine andere Form des Schuldenmachens und kein Allheilmittel, wenn es um die Rettung von grünen Projekten geht", sagt Mario Hesse, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Öffentliche Finanzen und Public Management an der Uni Leipzig. Aktuell sieht er die Green Bonds-Bewegung als ein starkes, idealistisches Instrument, um für kommunale Projekte öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten und für neue öko-getriebene Investoren interessant zu werden. Eigentlich eine gute Sache, findet der Experte. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen:
- Green Bonds machen erst Sinn, wenn ein entsprechendes Investitionsvolumen für grüne Projekte erreicht ist. Der einfache Bau einer klimagerechten Schule reicht da nicht. Größere Kommunen sind da natürlich im Vorteil. Für kleinere Kommunen lohnt sich manchmal ein Zusammenschluss, etwa für den gemeinsamen Ausbau regenerativer Energiequellen.
- Die Kommunen sollten einen guten Überblick über ihre finanzielle Lage haben und diese auch realistisch einschätzen. Aus der Sicht von Anlegern muss eine von einer Kommune ausgegebene Anleihe attraktiv und risikoarm sein.
- Das entsprechende Know-How sollte in der Kommune vorhanden sein oder zumindest eingekauft werden. Ohne finanziellen Sachverstand werde der Aufwand für die Anleihenausgabe oft unterschätzt, sagt Mario Hesse. "Die Anleger in Green Bonds erwarten, im Gegensatz zu Banken, ein hohes Maß an Information und Reporting. Das muss eine Kommune wissen und den entsprechenden finanziellen und personellen Aufwand mit einplanen. Ansonsten kann es passieren, dass eine Kommune sich schon an den Verwaltungskosten überhebt."
- Die Projekte, die mit einer grünen Anleihe finanziert werden sollen, müssen extrem gut begründet und beschrieben sein. "Kommunen, die sich erst noch selbst von der Plausibilität ihrer Projekte überzeugen müssen, sollten Green Bonds nicht in Erwägung ziehen. Projekte, die auf diese neue Art finanziert werden sollen, müssen von der Kommune auch auf die Straße gebracht werden", unterstreicht Mario Hesse. "Für Banken, die klassische Kredite vergeben, sind Projekterfolge oder Misserfolge kein Kriterium für die Kreditvergabe - für Investoren in Green Bonds aber schon."
Die Mitteilung der Stadt Münster zur Neuauflage der Green Bonds enthält weitere Informationen.

