Der kostenlose Nahverkehr kommt!
Modellkommunen hatten Gratis-Nahverkehr abgelehnt
Die nordrhein-westfälischen Städte Bonn und Essen und die baden-württembergischen Städte Mannheim, Reutlingen und Herrenberg waren ohne Vorwarnung von der Bundesregierung als Modellkommunen für Gratis-Nahverkehr vorgestellt worden. Nach einem Gespräch zwischen den Oberbürgermeistern und dem Bundesumweltministerium stellte sich jedoch schnell heraus: Keine der Städte hatte Interesse daran den kostspieligen Versuch zu starten - und das obwohl die Regierung Modellkommunen eine zusätzliche Förderung aus dem Diesel-Fonds angeboten hatte.
Nun übernimmt das bayerische Augsburg das Zepter. In einem Radius von einigen hundert Metern in der Innenstadt wird der Nahverkehr für alle kostenlos sein. Das Vorhaben will die 300.000-Einwohner-Stadt bis Ende 2019 umgesetzt haben. Die Gratis-Zone soll insgesamt acht Haltestellen in der Innenstadt umfassen. Die Stadtwerke gehen dabei von Mindereinnahmen in Höhe von einer halben Million Euro pro Jahr aus. Eine Förderung durch den Bund - ähnlich wie es bei den ursprünglichen Modellkommunen geplant war - und ebenfalls durch das Land Bayern soll die Einbußen auffangen.
Keine Vorteile für Abo-Kunden
Damit reagieren die Stadtwerke auch auf ein höheres Aufkommen an Pkw in der Stadt. Seit der letzten Preisreform des Nahverkehrs in der Stadt, waren viele Augsburger wieder auf das Auto umgestiegen. Im Sinne der Luftreinhaltung will die Stadt nun Anreize schaffen, stattdessen den Nahverkehr zu nutzen. Der Vorstoß der Stadtwerke wird parteiübergreifend begrüßt. Die Opposition gibt jedoch mögliche Konflikte mit Abo-Kunden zu bedenken. Die kostenfreie Zone in der Innenstadt hat für gelegentliche Nutzer des Nahverkehrs Vorteile, nicht aber für regelmäßige Nutzer, deren Abonnements durch die Zone nicht günstiger werden.