
Großstädte in der Schuldenspirale
Um 1,1 Prozent stieg die Pro-Kopf-Verschuldung der Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern (ohne Stadtstaaten) im letzten Jahr. Und das trotz guter Konjunktur. Die Gesamtschulden der 75 Städte liegt damit derzeit bei 82,4 Milliarden Euro. Dabei fällt besonders auf: Kommunen, die bereits besonders hoch verschuldet waren, verschulden sich weiter. Städte mit Schulden von über 4.000 Euro pro Einwohner haben ihre Schulden im Schnitt von 2012 bis 2016 um 3,8 Prozent erhöht. Insgesamt stiegen die Schulden von 63 Prozent der besonders hoch verschuldeten Großstädte. Städte mit weniger als 2.500 Euro Pro-Kopf-Verschuldung konnten ihre Schulden hingegen insgesamt abbauen. Nur 31 Prozent von ihnen nahmen neue Schulden auf.
Ungleiche Verschuldung der Großstädte
Interessant ist auch das Verhältnis von Ost und West. Während sieben von neun ostdeutschen Städten ihre Schulden verringerten, schafften das gerade einmal 25 von 66 der westdeutschen Städte. Am höchsten liegt die Pro-Kopf-Verschuldung mit 6.925 Euro in Rheinland-Pfalz. Während die Verschuldung in NRW kontinuierlich ansteigt, sinkt sie in Hessen von Jahr zu Jahr . Vergleicht man die Städte einzeln miteinander fällt eine große Diskrepanz in der Verschuldung auf. Braunschweig mit der niedrigsten Pro-Kopf-Verschuldung von 453 Euro spielt in einer ganz anderen Liga, als die Stadt mit der höchsten Verschuldung. Das ist Oberhausen mit 9.680 Euro Schulden pro Einwohner und damit 9.227 Euro Schulden pro Kopf mehr als Braunschweig. Die Studie wurde durchgeführt von Ernst und Young auf Grundlage von Daten der Statistischen Landesämter und des Statistischen Bundesamtes. Betrachtet wurde die Gesamtverschuldung im Kernhaushalt, Fonds und Unternehmen mit öffentlich-rechtlicher Beteiligung. Die Urheber der Studie erklären die neuerliche Verschuldung der Großstädte so: „Einige Städte haben in der Vergangenheit über ihre Verhältnisse gelebt, sich mit Vorzeigeprojekten verhoben oder Pech mit Finanzanlagen gehabt. Mehrere NRW-Städte mussten zudem den Wegfall der Millionendividenden der Energieversorger verkraften. Zum großen Teil ist der Anstieg der Verschuldung aber auf den massiven Anstieg der Sozialausgaben zurückzuführen, die allein im Jahr 2016 um zehn Prozent auf 59 Milliarden Euro gestiegen sind.“