Grundsteuerreform den Bürgern erklären
Grundsteuerreform: Klar ist, dass es Verlierer und Gewinner geben wird!
Es ist zwar derzeit nicht absehbar, ob der 2016 in den Bundesrat eingebrachte Kompromissvorschlag der Landesfinanzminister verabschiedet wird. Da dieser Vorschlag von zwei Bundesländern abgelehnt wird, ist es nicht ausgeschlossen, dass sich im nun anstehenden Gesetzgebungsverfahren ein alternativer Reformvorschlag durchsetzen wird. Unabhängig davon kann aber davon ausgegangen werden, dass es auch bei einer aufkommensneutralen Umsetzung einer Grundsteuerreform für den einzelnen Bürger zu Veränderungen kommen wird. Modellrechnungen zeigen, dass bei einer Reform der Grundsteuer die Auswirkungen auf die einzelnen Grundstücke sehr stark streuen. Dabei ergeben sich nicht nur kleinere Abweichungen, vielmehr treten sowohl nach oben als auch nach unten relativ häufig größere Abweichungen auf. Es wird also sowohl „Verlierer“ als auch „Gewinner“ geben. Die Politik hat erkannt, dass bei einer Reform eine umfangreiche politische Überzeugungsarbeit zu leisten ist. Diejenigen, bei denen sich die Grundsteuer ermäßigt, werden die Reform sicherlich begrüßen. Allerdings werden diejenigen, bei denen sich die Grundsteuer erhöht, ihr Missfallen in mehr oder weniger deutlicher Weise äußern. Bei der Erläuterung der Auswirkungen der Grundsteuerreform ist darauf hinzuweisen, dass die „Verlierer“ durch die Grundsteuerreform eigentlich nicht benachteiligt werden, sondern dass „nur“ ihre seit Jahrzehnten bestehende Begünstigung zukünftig nicht mehr gewährt wird.
Grundsteuerreform: Wird die Änderung von den Bürgern akzeptiert?
Ob dieser Appell von allen „Verlierern“ akzeptiert wird, darf zu Recht bezweifelt werden. Der Erklärungsprozess muss früher ansetzen. Für das Verständnis der Grundsteuer sind zwei Fragen von grundlegender Bedeutung.
- Erstens: Umfasst der Steuergegenstand nur den Grund und Boden oder auch das Gebäude?
- Zweitens:Bestimmt sich die Bemessungsgrundlage nach dem Wert des Grundvermögens oder nach dessen Größe? Gesetzgeber und Politik haben die Aufgabe, den Bürgern die Motivation für die von ihnen gefundene Lösung zu erläutern.
Wird dieser Erklärungsprozess – wie von Scholz angekündigt – mit konstruktivem Geist und mit der notwendigen Geschwindigkeit angegangen und wird dieses Angebot von den Bürgern auch angenommen, besteht die große Chance, dass die anstehende Grundsteuerreform von den Bürgern akzeptiert wird. Hinsichtlich der Akzeptanz der Grundsteuerreform ist noch ein weiterer Aspekt zu beachten, der sich aus der Diskussion um die Regionalisierung der Grundsteuer ergibt. Möglicherweise wird den Bundesländern das Recht zugestanden, die landesweit geltende Steuermesszahl zu bestimmen. Damit könnte die Situation eintreten, dass für eine Gemeinde die Notwendigkeit besteht, die Senkung der Steuermesszahl auf Landesebene durch eine Erhöhung des von ihr festgesetzten Hebesatzes auszugleichen. Dann könnten sich die Landesfinanzminister als diejenigen darstellen, die für Steuersenkungen eintreten. Den „Schwarzen Peter“ hätten die Gemeinderäte, die zur Sicherung ihres Steueraufkommens den Hebesatz erhöhen müssten.