Grünes Licht für die umstrittene Vectoring-Technologie: Die Europäische Kommission hat die deutschen Pläne, die den Einsatz von Vectoring vorsehen, akzeptiert. Zugleich hat die Kommission als Hüterin der europäischen Verträge jedoch Nachbesserungen gefordert. Dabei geht es insbesondere um Bedingungen für die Mitbewerber der Telekom. Denn durch den Ausbau der Vectoring-Technologie sollen Mitbewerber der Telekom keine Nachteile haben. Die Deutsche Telekom soll nun die Erlaubnis erhalten, ihr Netz in einem Umkreis von 550 Metern zu den lokalen Hauptverteilern, der auch Nahbereich genannt wird, mit Vectoring-Technologie zu modernisieren. Zuvor hatte die deutsche Regulierungsbehörde Bundesnetzagentur ihren Plan nachgebessert. Der nachgebesserte Plan enthält nun den erforderlichen Wettbewerbsschutz, den die Kommission gefordert hatte, um für einen Ausgleich zwischen der Verbesserung der Netzleistung und einem wirksamen Wettbewerb durch alternative Anbieter zu sorgen. Allerdings soll die Bundesnetzagentur bis Herbstbeginn auf Wunsch der Kommission weitere Details vorlegen, wie die technischen Parameter und die Preise für den Zugang zu Vectoring aussehen sollen, wie die Kommission am Dienstag mitteilte. Günther Oettinger (CDU), EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft, sagte: „Als Ergebnis unserer Prüfung hat die deutsche Regulierungsbehörde einen besseren Ausgleich zwischen der Modernisierung des Netzes und einem hochwertigen Zugang zum Netz für die Wettbewerber hergestellt.“ Es seien aber weitere Verbesserungen erforderlich. Die Kommission werde genau darauf achten, dass diese vorgenommen werden. Die Deutschen Telekom begrüßt, dass die EU-Kommission „auf eine erneute vertiefte Prüfung verzichtet hat“. Dies sei ein gutes Signal für den Vectoring-Ausbau im Nahbereich. Ein Sprecher der Telekom sagte auf Anfrage von KOMMUNAL: „Ohne Details zu kennen, müssen wir allerdings prüfen, welche Auswirkungen die von der EU-Kommission ins Spiel gebrachte Verknüpfung von Nahbereich-Vectoring mit einem bestimmten Vorleistungsprodukt hat.“ Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom, hatte bereits in einem Interview mit KOMMUNAL beteuert, durch Vectoring gebe es nicht weniger, sondern mehr Wettbewerb. „Auch Konkurrenten profitieren vom Ausbau, weil sie unser Netz mit nutzen können“, sagte Höttges. Mit dem Ausbau der Nahbereiche bestehe die Chance, die Breitbandziele für Deutschland tatsächlich zu erreichen. Allein die Telekom könnte demnach bis zum Jahr 2018 knapp 80 Prozent der Haushalte mit mindestens 50 MBit/s versorgen. Vectoring gilt als Möglichkeit, die Bandbreiten im Festnetz deutlich zu erhöhen. Durch die Technik werden elektromagnetische Störungen ausgeglichen, die es zwischen den Kupferleitungen auf dem Weg in die Haushalte gibt. Die nötige Technik muss in den Kabelverteilern verlegt werden und ermöglicht Bandbreiten von bis zu 100Mbit/Sekunde. Kritiker der Technologie befürchten, dass durch Vectoring der Bau zukunftsfester Glasfaserleitungen nicht mehr attraktiv sind. So könnte Deutschland langfristig auf veralteten Kupferleitungen sitzenbleiben.