Gigabit-Fortschritt
Schnelles Internet: Wo stehen die Regionen?
Gigabit-Netze: Unterschiede beim Internet zwischen Stadt und Land
Auf Kurs ja, am Ziel noch lange nicht: Ende 2020 verfügten 59 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen Zugang zu ultraschnellem Internet mit 1 Gbit pro Sekunde. Doch es gibt gravierende Unterschiede, ob jemand in der Stadt oder auf dem Land lebt und arbeitet. Während in den städtischen Gebieten 76,7 Prozent bereits über mehr als 1000 Mbit/s verfügen, trifft dies nach den vorgelegten Zahlen nur auf 20,2 Prozent der ländlichen Gebiete zu. Im Umkehrschluss hat nur etwa jeder fünfte Haushalt auf dem Land dieses schnelle Internet.
Immerhin: Seit Anfang 2019 sind mehr als 90 Prozent der deutschen Haushalte mit mindestens 30 Mbit/s versorgt, 2020 stieg die Zahl auf fast 95 Prozent. Mit dieser Internetgeschwindigkeit kann im Homeoffice gearbeitet werden. Für Videostreaming, e-Mails schreiben reicht sie in der Regel.
Schnelles Internet als Standortvorteil
Was der vorliegende Bericht deutlich macht: Je schneller es in den Ballungsräumen, also vor allem in den großen Städten vorangeht, desto größer wird das Gefälle zwischen Stadt und Land. Das Problem: Nach dem Grundgesetz ist der Ausbau der Kommunikationsnetze in Deutschland privatwirtschaftlich organisiert. Der Staat darf, wie Kommunen schmerzlich wissen, also nur dann eingreifen, wenn die Unternehmen etwa aufgrund sehr geringer Wirtschaftlichkeit nicht ausbauen. Städte und Gemeinden in solchen Gebieten fordern deshalb seit Jahren vehement, dass der Bund den Ausbau stärker forciert. Ein schnelles Internet wünscht sich nicht nur der Privatbürger, der im Internet unterwegs ist, sondern vor allem auch die Wirtschaft. Es gibt Landstriche, in denen Unternehmer und auch Kommunalpolitiker jahrelang große Dateien im freien WLAN in Schnellimbissketten herunterladen mussten. Und immer noch sind weiße Flecken keine Seltenheit.

Der Bund hat sich das Ziel gesetzt, bis 2025 alle Regionen mit schnellem Internet zu versorgen: "Glasfaser in jeder Region und jeder Gemeinde, möglichst direkt zum Haus." Doch es geht nicht so schnell voran wie erhofft. Lange war gar nicht klar, ob Deutschland den Netzausbau auf dem Land mit bis zu 12 Milliarden Euro fördern darf. Die Europäische Kommission hat inzwischen eine deutsche Beihilferegelung nach den EU‑Beihilfevorschriften geprüft und genehmigt. KOMMUNAL berichtete.
"Insbesondere in ländlichen Regionen unterstützt der Bund in diesen Fällen den Breitbandausbau über das Bundesförderprogramm Breitbandausbau", betonte der Minister jetzt erneut. "Dafür stehen aktuell rund 12 Milliarden Euro zur Verfügung." Etwa 8,2 Milliarden Euro sind für mehr als 2150 konkrete Ausbauprojekte vorgesehen, mit den bundesweit rund 2,6 Millionen Anschlüsse gebaut werden.
Der Tagesspiegel Background-Newsletter hatte die neuesten Breitband-Zahlen aus dem Kurzbericht des Bundesverkehrsministeriums vorab veröffentlicht. Darin wurde auch darauf verwiesen, dass die Novelle des Telekommunikationsgesetzes ein Grundrecht auf schnelles Internet zwar vorsehe. Die damit verbundene Mindestgeschwindigkeit liege jedoch deutlich unter dem Gigabit-Ziel der Bundesregierung. Das veränderte Gesetz hätte in dieser Woche durch den Bundestag verabschiedet werden sollen, die Abstimmung im Wirtschaftsausschuss habe sich aber verzögert. 2023 solle das Förderprogramm auf diejenigen Kommunen ausgeweitet werden, die bis dahin nicht zum Zuge kam.

Zur Erläuterung:
Der jetzt vorgelegte Kurzbericht des Bundesverkehrsministeriums stellt erste Ergebnisse der Datenerhebungen für die Breitbandverfügbarkeit in Deutschland zum Stand Dezember 2020 vor. Die Ergebnisse basieren auf freiwilligen Datenlieferungen von Breitband-Anbietern.
Für die Einteilung der Gemeinden in die Kategorien städtisch, halbstädtisch und ländlich wurden Definitionen herangezogen, die sich an den Methoden von DESTATIS und Eurostat orientieren.
- Städtisch bedeutet: Gemeinden mit einer Bevölkerung 500 oder mehr Einwohner pro Quadratkilometer
- Halbstädtisch: Gemeinden mit einer Bevölkerung 100 und mehr Einwohner pro Quadratkilometer
- Ländlich: Gemeinden mit einer Bevölkerung kleiner als 100 Einwohner pro Quadratkilometer
Hier finden Sie den Bericht als pdf. Weitere Informationen!

