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Troisdorf: Hier stimmen die Zahlen!
Troisdorf: In Sachen Finanzen hat die Kommune klare Prinzipien.
© 123rf.com/profile_freestocker

Kommunale Finanzen

Diese Gemeinde verschuldet sich nur gering

von Annette Lübbers
Reporterin
29. April 2024
In manchen Kommunen ist die Pro-Kopf-Verschuldung von 2021 bis 2022 explodiert. Das gilt besonders im Rhein-Sieg-Kreis. Aber es gibt Ausnahmen. Troisdorf zum Beispiel. Die Kommune steht richtig gut da. Das sind die Gründe.

Von 2021 auf 2022 war die Pro-Kopf-Verschuldung in einigen Regionen geradezu explodiert. Betroffen sind vor allem Kommunen im Ruhrgebiet, im Oberbergischen Kreis und im Rhein-Sieg-Kreis. Siegburg zum Beispiel weist eine Verschuldung pro Einwohner von 8.000 Euro auf. Zum Rhein-Sieg-Kreis zählt auch Troisdorf. Hier blickt der Beigeordnete und Stadtkämmerer Horst Wende allerdings noch recht gelassenen in die Zukunft. Seine Kommune floriert. In den Jahren 2021 und 2022 erwirtschaftete die Kommune sogar Überschüsse in Millionenhöhe. Woran liegt das?

Pro-Kopf-Verschuldung? In Troisdorf kein Wert an sich

Horst Wende findet sie erst nach einigem Suchen: die Zahl der Pro-Kopf-Verschuldung in seiner Kommune. 1.200 Euro sind es derzeit. Eine Zahl, die Horst Wende gar nicht auf dem Schirm hat, weil sie für ihn keinerlei Wert an sich darstellt und, sagt er, auch als Vergleichsmaßstab wenig taugt. "Kommunen, die zum Beispiel ihre Schulen saniert und erneuert haben, können in diesem Vergleich ganz schlecht wegkommen und trotzdem finanziell gut gearbeitet haben."

Ein Plus: der gesunde Branchenmix 

Dass der Kämmerer beim Thema Finanzen so gelassen bleibt, hat andere Gründe als die relativ niedrige Pro-Kopf-Verschuldung. Troisdorf, sagt er, habe in den vergangenen 10 bis 20 Jahren einfach eine sehr erfolgreiche Ansiedlungspolitik betrieben, auch wenn diese nicht frei von Risiken gewesen sei: "Vor 15 Jahren haben wir zum Beispiel von Belgien ein Militärgelände erworben und daraus ein Gewerbegebiet entwickelt mit einem gesunden Branchenmix. Eine Abhängigkeit, wie sie etwa in Leverkusen und Dormagen von der Chemieindustrie besteht, konnten wir in Troisdorf vermeiden." Mit dieser erfolgreichen Wirtschaftspolitik konnten die Steuererträge in der Stadt - trotz Krisen - sogar deutlich gesteigert werden. Im Gewerbebereich sollen die Hebesätze, aktuellen Planungen zufolge, sogar sinken. Ein weiterer Standortvorteil gegenüber umliegenden Kommunen, die eher an eine Anhebung der Sätze denken. Damit einhergegangen: eine positive Stadt- und Wohnraumentwicklung, die Troisdorf für Arbeitnehmer sehr interessant macht. 

Noch ein Plus: Es gibt keinen Investitionsstau 

Ebenfalls ein Pluspunkt für Troisdorf: Die Stadt hat es über viele Jahre geschafft, kontinuierlich in die eigenen Gebäude zu investieren. Jedes Jahr in siebenstelliger Höhe. Investitionsstau, wie ihn so viele Kommunen mit sich herumtragen? In Troisdorf gibt es den nicht. Aber, der Kämmerer relativiert: "Wir haben sicherlich einen großen logistischen Vorteil, mit dem andere Kommunen nicht punkten können. Wir liegen zwischen Bonn und Köln, im Einzugsbereich des Kölner Flughafens und wir haben eine sehr gute Anbindung an ICE und Autobahn." Das erleichtere Gewerbetreibenden natürlich die Entscheidung, sich in Troisdorf anzusiedeln. Um eine gute Wirtschaftspolitik komme man, sagt Wende, dennoch nicht herum, wenn man als Kommune erfolgreich sein wolle.

Investitionen? Müssen sich rechnen!

Prioritäten und eine starke Fördermittelakquise

Grundsätzlich hat sich die Kommune zum Leitbild gesetzt, nicht mehr auszugeben, als unbedingt sein müsse. Schließlich habe man, sagt der Kämmerer, als Kommune abseits der Hebesätze kaum finanzielle Einflussmöglichkeiten. Ein weiterer Pluspunkt in Troisdorf: Die Kommune betreibt eine starke Fördermittelakquise und setzt dafür auf gut ausgebildete Fachleute. Die, sagt der Kämmerer, würden sich wirklich rechnen. Prioritäten setzen, das ist in Troisdorf ebenfalls ein wichtiger Grundsatz. Investitionen müssen bezahlbar sein und einen klar erkennbaren wirtschaftlichen Nutzen haben. In Fällen, wo das nicht geht, etwa bei der Sanierung eines Schwimmbads, dann muss der Nutzen in einem anderen Bereich kreiert werden. Sinnfreies Investment, nur weil es dafür gerade Fördergelder gibt? Das käme in seiner Kommune gar nicht vor, sagt der Kämmerer: "Uns ist eine langfristige wirtschaftliche Ausrichtung wichtig. Unsere Politik soll sich in Dekaden rechnen und nicht kurzfristig gut aussehen." Mit dieser Vorgehensweise ist der Kämmerer in seiner Stadt häufig eine Art "Spaßbremse", aber das nimmt Horst Wende gerne in Kauf.

Neubau statt Sanierung

"Unsere höchsten Einzelinvestitionen gehen in den Neubau von Schulen. Sanierungen bergen oft zu viele Überraschungen und kostenintensiv sind sie auch. Also investieren wir lieber gleich in die Zukunft, als Geld in Sanierungen zu stecken", unterstreicht der Kämmerer. Über "versenktes" Geld kann sich Horst Wende auch im Nachhinein noch ärgern. Ein Beispiel aus der Coronazeit: "Damals gab es Förderungen für technische Raumluft-Anlagen für Kitas und Schulen. Wir wollten das machen, haben auf unsere Ausschreibungen aber kein einziges Angebot erhalten. Damals hat Troisdorf 3,5 Millionen in den Sand gesetzt."

Dennoch: Eigenkapital sinkt auch in Troisdorf  

Allerdings wird auch in Troisdorf das Eigenkapital in den kommenden Jahren sinken. "Schuld" daran sind erhebliche Investitionsvolumen: 2024 werden es 51,5 Millionen Euro sein, 2025 dann 46 Millionen Euro. Fett zu Buche schlägt schon der Neubau eines Schulzentrums, veranschlagt mit derzeit 58,9 Millionen Euro. Größere Investitionen - vorbehaltlich der Machbarkeit - sind in den Bereichen Bildung, Brandschutz/Rettungsdienst, Feuerwehr, Bauhof und Kitas geplant. Ohne neue Investitionskredite sind diese Ausgaben auch in Troisdorf nicht zu stemmen. Defizite sind also eingeplant, aber nur für "Kernausgaben der Daseinsvorsorge und die Lösung der dringlichsten Probleme", wie es im Haushaltsentwurf für das neue Jahr heißt. 

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