Digitalisierung
Smart City und OZG - eine toxische Beziehung?
Smart City - stimmt die Reihenfolge?
Diese Problematik drückt sich in der Praxis in Aussagen aus wie „Sprechende Mülleimer und smarte Stadtmöbel, im Ernst?! Ich möchte keinen Urlaubstag mehr opfern müssen, um aufs Amt gehen zu können!“ Übersetzt mahnt hier die Bürgerin: Zuerst Pflicht, dann Kür! Dieses auch von vielen Stadträten artikulierte Unverständnis über die Reihenfolge und die vermeintlichen Schwerpunkte kommunaler Digitalisierungsbemühungen gefährdet schon heute vielerorts die dauerhafte Finanzierung von Smart-City-Projekten und ist damit ein ernstzunehmendes Problem.
Umfassendes OZG-Verständnis
Wie also in dieser Situation Akzeptanz und Verständnis schaffen für ein Vorgehen nach dem Prinzip „Das eine tun und das andere nicht lassen.“? Wie in jeder guten Partnerschaft müssen beide Seiten von der Verbindung profitieren. Es hilft also klarzumachen, dass Smart-City-Projekte mit ihrem Schwerpunkt auf Daten meistens die Grundlagen für den nächsten Schritt nach der OZG-Umsetzung legen, nämlich die (Teil) Automatisierung von Verwaltungsprozessen. Es ist daher durchaus sinnvoll, die im Gefolge der Smart-City-Bemühungen erzielten Ergebnisse, wie Strategien zum Umgang mit Daten, Datenplattformen, Metadatenkataloge oder Bürgerbeteiligungsplattformen, als Teil eines umfassenderen OZG-Verständnisses zu begreifen und entsprechend kommunikativ zu vermitteln.
Auch umgekehrt wird ein Schuh daraus: Verwaltungsdigitalisierung ist nicht das Ende kommunaler Digitalisierungsbemühungen, sondern reiht sich als ein Handlungsfeld neben anderen in das übergeordnete Konzept der Smart City ein. Getreu dem Motto „Nach der OZG-Umsetzung ist vor der Prozess(teil)automatisierung“ schadet eine gegenseitige Kannibalisierung letztlich nur beiden Themen. Und auch der Bürgerin ist am Ende nicht geholfen, wenn sie monatelang auf die manuelle Bearbeitung ihres digitalen Antrags warten muss. Der Beziehungsstatus muss also nicht kompliziert bleiben.
Ilona Benz ist Geschäftsführerin der städtischen Digitalisierungsagentur KL.digital GmbH und Chief Digital Officer der Stadt Kaiserslautern.
