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© 123rf.com

Projekt für Kommunen

Wenn die Baustelle wieder nicht im Navi angezeigt wird

von Dorothea Walchshäusl
Reporterin | KOMMUNAL
3. November 2023
Bei einem Pilotprojekt in Bayern wird der Einsatz intelligenter Warnbaken getestet, um den aktuellen Stand bei Baustellen automatisch ins System einzuspeisen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

Baustellen sind notwendig, aber manchmal auch lästig. Besonders viel Ärger verursachen sie dann, wenn sie im Routenplaner entweder gar nicht auftauchen oder aber die Baustelle längst wieder vorbei ist, der Routenplaner aber noch die Umleitung lotst. In Bayern wurde im Sommer nun ein Pilotprojekt gestartet, bei dem solche Ärgernisse im Verkehr mit Hilfe von intelligenten Warnbaken noch besser verhindert werden sollen. Die Testläufe sind gerade erst gestartet, die ersten Erfahrungswerte aber sprechen für die smarten Baken.

Intelligente Warnbaken sollen etabliertes System ergänzen

Die intelligenten Warnbaken sind ein weiterer Ansatz zu einem möglichst erfolgreichen und konfliktarmen Verkehrsmanagement, wie Stephan Stroh, der Leiter der Zentralstelle Verkehrsmanagement Bayern,berichtet. Bereits seit 1996 gibt es laut Stroh das Verkehrsplanungsprogramm bayerninfo.de, über das die Verkehrsinformationen an die Bürger gebracht werden. „Von den Daten her ist dieses System grundsätzlich hervorragend. Die eingetragenen Baustellen, Staus und Verkehrsströme werden durch ein Team der Verkehrsinformationszentrale ständig aktualisiert, außerdem finden die Nutzer dort einen Baustellenkalender für die nächsten Monate“, so Stroh.So könnten die Fahrer – im Gegensatz zum Google-Angebot – auch in die Zukunft schauen und vorausschauend Routen planen. Zudem werden die Daten über die Mobilithek kostenfrei für Dritte zur Verfügung gestellt und es gibt es über das  entsprechende Tool ein System für das interne Baustellenmanagement, etwa zwischen Land und Stadt.

Warnbake Nahaufnahme
Bei der intelligenten Warnbake sind eine SIM-Karte und ein GPS-Sender eingebaut

Große Datenmenge für wenig Personal

„Unser Ziel ist es, die Verkehrs-Daten möglichst aktuell und qualitätsgesichert nach außen zu bringen“, sagt Stroh, und durch eine enge Abstimmung und Koordinierung werde Chaos verhindert. Allerdings: Bislang werden die Daten durch Mitarbeiter eingetragen, geprüft und weitergeleitet und entsprechend hoch ist der Arbeitsaufwand. „Die Datenmenge ist für die wenigen Teammitglieder enorm“, sagt Stroh, zudem gebe es immer wieder Systemausfälle, Krankheits- und Urlaubstage und würden natürlich auch menschliche Fehler passieren. „Deshalb haben wir uns gefragt: Welche Automatisierungsprozesse kann man noch einbauen, um das System zu verbessern?“, so Stroh.

Funktionsweise der intelligenten Baken

Eine Antwort auf diese Frage könnte der Einsatz intelligenter Baken sein. Diese werden von den Bauamts-Mitarbeitern oder Bauleitern am Anfang und am Ende einer Baustelle aufgestellt und sind mit einer SIM-Karte und einem GPS-Sender ausgestattet, der sowohl senden, als auch empfangen kann. „Die Baken sind von ihren Messungen her auf etwa 5 Meter genau“, sagt Stroh, und melden in Echtzeit und vollkommen automatisiert an das System, wo sie gerade stehen und ob die Baustelle in Betrieb ist oder nicht. Da die Daten in Folge automatisch auch in die Mobilithek und ins Tool überspielt werden, sind beim Einsatz intelligenter Baken entsprechend auch die Routenplaner immer auf dem aktuellen Stand, was das Baustellengeschehen anbelangt. Ein großer Vorteil im Vergleich zum bisherigen Prozedere. Schließlich war es bislang so, dass der Auf- und Abbau einer Baustelle manuell im System eingegeben werden musste. Nach Prüfung der Daten durch die Verkehrsredaktion in München wurden die Informationen dann in die Mobilithek eingespeist, worauf wiederum die Navigationsgeräte zugreifen. Wurde aber eine Baustelle etwa an einem Wochenende fertig, war das Bauleiter-Büro nicht besetzt und blieb die Baustelle – fälschlicherweise – bis montags im System. Sind intelligenten Baken im Einsatz, passiert das nicht.

Pilotprojekt testet Nutzen intelligenter Baken

Im Vergleich zu den bislang üblichen Baken sind jene mit SIM-Karte und GPS-Sender etwa um das Zehnfache teurer, wie Stroh feststellt. Beim Pilotprojekt in Bayern sind aktuell vier davon im Einsatz, wobei sie an verschiedenen Orten und Straßenabschnitten getestet werden, unter anderem in Erlau-Zwiesel und an der B533 bei Hengersberg im Landkreis Deggendorf. „Wir haben erstmal damit begonnen, den niederbayerischen Bereich damit auszustatten und wollen herausfinden, ob sie funktionieren und in welchem Umfang ihre Daten eine Verbesserung bringen“, so der Leiter der Zentralstelle.

Bake bei Baustelle
Eine der intelligenten Warnbaken im Einsatz, hier an der B 533 bei Hengersberg 

Baken funktionieren auch bei schlechter Netzabdeckung

Da die Daten digital versandt werden, braucht es am jeweiligen Standort eine gewisse Netzabdeckung. Allerdings wurden die Baken laut Stroh so datenreduziert programmiert, dass sie auch bei relativ schwachem Empfang funktionieren. Das heißt konkret: „Selbst an Orten, an denen ich mit meinem Handy nichts mehr googeln kann, können die Baken noch Daten senden“, so Stroh. Im absoluten Funkloch sind sie freilich nicht verwendbar.

Tests in ganz Bayern geplant

Die Testphase ist gerade erst angelaufen, die ersten Erfahrungen mit den intelligenten Warnbaken aber sind vielversprechend, wie Stephan Stroh berichtet. „Bereits jetzt sind die Baken in den jeweiligen Gebieten eine Unterstützung für das Team und erleichtern die Arbeitsprozesse“, so der Zentralstellen-Leiter. Dabei bleibe der menschliche Faktor allerdings immer bestehen. Schließlich funktioniert der Einsatz der smarten Baken nur dann, wenn der dafür Zuständige auf der Baustelle die Baken auch richtig platziert und sie entsprechend umstellt, wenn die Baustelle wandert. Im weiteren Verlauf des Pilotprojekts sollen nun voraussichtlich bis Ende 2024 Baken unterschiedlicher Hersteller an verschiedenen Standorten in ganz Bayern getestet werden, bevor die Daten dann systematisch ausgewertet werden und über einen möglicherweise flächendeckenden Einsatz entschieden wird. Aus Sicht von Stroh spricht einiges dafür: „Je mehr automatisiert läuft und je weniger menschliche Fehler anfallen, desto sicherer werden die Daten“, betont Stroh. Das helfe letztlich allen Verkehrsteilnehmern.

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