
"Werkzeugbox Jugendgerecht" ist online
„Wo Kinder sind, da ist ein goldenes Zeitalter“ – bereits unsere verstorbenen Dichter und Denker wussten es.
Das Lachen von Kindern belebt jeden Raum. Sie erfreuen sich an den Kleinigkeiten des Lebens, die unseren Augen verborgen geblieben wären. Sie stecken uns an mit ihrer Freude, erschrecken uns mit ihrer Naivität und zwingen uns dazu, aus der Routine auszubrechen – nur damit sie auf ihren Füßen landen. Wenn sie alt genug sind, um fort zu gehen, wird es still. Eine trügerische Stille, die letztlich eine Lücke hinterlässt.
Wer übernimmt die Praxis, wenn der Arzt in Rente geht? Wer fährt die Busse von A nach B, wenn nicht mehr genügend Personal einspringen kann? Und wer bezahlt die Steuern, mit denen der Ort am Leben bleibt, wenn die Jungen wegziehen?
Werkzeugbox – für eine jugendgerechte Kommune
Die Koordinierungsstelle "Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft" hat sich diesem Thema angenommen und begleitet seit 2015 Städte dabei, jugendfreundicher zu werden. Um anderen Städten den Prozess zu erleichtern, wurden wichtige Fragen, aber auch konkrete Lösungsvorschläge zusammengefasst und auf der Homepage unter "Werkzeugbox Jugendgerecht" hochgeladen. Das digitale Angebot kann nicht nur von Verwaltung und Politik genutzt werden, sondern auch von Jugendlichen und Fachkräften der Jugendhilfe. Die „Werkzeugbox Jugendgerecht“ wurde im Rahmen der Jugendstrategie „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbände auf Bundesebene entwickelt.
"Werkzeugbox Jugendgerecht" - was können Kommunen lernen?
Die Strategien, die in der "Werkzeugbox Jugendgerecht" zur Verfügung stehen, wurden gemeinsamen mit Jugendlichen, Stadtplanungs-und Baubehörden oder ÖPNV entwickelt. Wichtig war den Projektinitiatoren Diversität auf allen Ebenen. An Bord sollten große und kleine Städte sowie Jugendliche aus allen Gesllschaftsschichten sein. Die Tipps, die die "Werkzeugbox Jugendgerecht" gibt, richten sich dabei an Kommunen mit unterschiedlichem Kenntnis-und Entwicklungsstand. 64 Einträge gibt es bisher in der „Werkzeugbox Jugendgerecht“ – darauf sollen noch viele folgen.
Mit den Ergebnissen sind die Mitarbeiter der Koordinierungsstelle "Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft" zufrieden: In einer Kommune konnte damit das eigentlich zur Schließung vorhergesene Jugendzentrum erhalten werden. Es konnte eine Jugendberichterstattung initiiert werden. und in einer anderen Stadt werden Jugendliche dabei unterstützt, Veranstaltungen durchzuführen. Dafür wurden die Jugendlichen in Fragen des Veranstaltungswesens, der Planung, Sicherheit und Jugendschutz qualifiziert, sodass sie in Zukunft ihre Veranstaltungen selbstständig durchführen können. Um eine Kommune jugendgerechter zu gestalten, braucht es oftmals nicht viel. Einen Dialog zwischen den Beteiligten herzustellen, ist jedoch ein guter Anfang. Oftmals entscheiden Erwachsene darüber, was den Jugendlichen in ihrer Stadt gefällt, ohne jedoch vorher mit den Betroffenen zu reden.
Andere Kommune, andere Probleme?
Viele Probleme unterscheiden sich, viele bleiben gleich: Wenn die Busverbindungen so schlecht sind, dass die Jugendlichen ohne Führerschein oder ohne ihre Eltern nicht wegkommen, führt das zu Frustration. Car-Sharing-Modelle oder Mitfahrprojekte wurden von den Jugendlichen dankbar angenommen.
Aber auch schlechte Ausbildungs- oder Jobperspektiven und drohende Arbeitslosigkeit sind Probleme vieler Kommunen. Oft wissen Jugendliche auch nicht, was sie in ihrer Freizeit unternehmen können. Langeweile kann dazu führen, dass sie sich vor dem Rathaus versammeln, gemeinsam abhängen und anfangen zu trinken. Obwohl sich einige Kommunen darum bemühen, Jugendliche mit einzubeziehen, bleiben die Erfolge oft aus. Bleibt das Mitspracherecht ohne praktische Folgen, werden die Jugendlichen desillusioniert. Dabei wünschen sich einige, dass sie den Ort, an dem sie leben, mitgestalten können.