Umweltschutz
Biodiversität: Hier blüht es mehr als anderswo
Biodiversitätsstrategie: Die Ergebnisse eines langen Engagements
- Säule 1: Naturlehrpfade und Naturwanderwege
- Säule 2: Gewässerrenaturierungen
- Säule 3: Biotopanlagen
- Säule 4: Umwandlung von Einheitsgrün in artenreiches Grün im Siedlungsraum
- Säule 5: NaturThemenPark. Dieser fasst auf etwa 60 Hektar alle vier Säulen zusammen. Inklusive das Thema "Wald im Klimawandel".
Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Seit Beginn der 90er Jahre wurden etwa 15 Kilometer Gewässer renaturiert. In allen 13 Stadtteilen wurden alle Pflanzbeete und Wiesen in ökologisch hochwertige Flächen umgewandelt. Während der gesamten Vegetationszeit blüht es im ganzen Stadtgebiet. Die Artenvielfalt - Pflanzen und Tiere - hat extrem zugenommen. Thomas Lehenherr, Umweltbeauftragter der Stadt, unterstreicht: "Es muss endlich in alle Köpfe hinein: Das Artensterben und der Verlust von Biodiversität ist die größte Herausforderung für die Menschheit, was als Erkenntnis im Moment leider wieder etwas untergeht, weil der Krisen so viele sind." Damit das Beispiel Bad Saulgau Schule machen kann, hat die Kommune das "Praxis-Netzwerk für biologische Vielfalt" gegründet. "Die Mitglieder werden von der Stadt Bad Saulgau unbürokratisch ausgewählt und in das Netzwerk aufgenommen. Sie sind ein freiwilliger Zusammenschluss von Medien, Vereinen, Privatpersonen, kommunalen, staatlichen Vertretern zur Verbreitung beziehungsweise Bekanntmachung des Bad Saulgauer Biodiversitätskonzeptes im Sinne der Förderung der biologischen Vielfalt", heißt es zur Begründung.
Mehrkosten? Keine. Einsparungspotential? Gewaltig.
Statt ständig wechselnder Bepflanzung - wie es früher und anderswo noch immer üblich ist - stehen die Stauden in Bad Saulgau sechs bis sieben Jahre. Alleine an Pflanzenmaterial stehen statt 50.000 Euro pro Jahr nur noch 20 bis 25.000 Euro in den Budgets. Einige Tausend Euro fallen nicht mehr an, weil die Kommune konsequent auf Mineraldünger verzichtet. Wurden die Rasenflächen früher 25 Mal im Jahr gemäht, kommen die Mäher bei den insektenfreundlichen Blumenwiesen nur zwei Mal im Jahr zum Einsatz. Die Folge: Die Stadt pflegt mit der gleichen Anzahl von Einsatzkräften eine Fläche, die sich verdoppelt hat. Und noch eine Besonderheit: Um die Gefahr von Nitratausträgen ins Grundwasser zu minimieren und gleichzeitig die Biodiversität zu fördern, unterstützen die kommunalen Stadtwerke Bad Saulgau die Umstellung zu grundwasserschonenden Landnutzungsformen - auch finanziell - mit einem eigenen Programm.
Bad Saulgau: Die Stadt sammelt Auszeichnungen
So erfolgreich kann eine Kommune sein, wenn sie sich frühzeitig einen Überzeugungstäter ins Haus holt. Thomas Lehenherr ist studierter Agrarwissenschaftlicher und hat Umweltschutz studiert. Als Anfang der 90er Jahre - noch vor Beendigung seines Studiums - Bad Saulgau die Stelle ausschrieb, hat er sich sofort beworben: "Damals schon standen das Artensterben, der Verlust der Biodiversität und der Klimawandel auf meinem studentischen Lehrplan.. Aber in der Politik waren damals noch keine Bemühungen erkennbar, diesen fatalen Entwicklungen entgegenzuwirken", sagt der engagierte Mann. Seitdem Thomas Lehenherr mit an Bord ist, sammelt Bad Saulgau in diesem Bereich eine Auszeichnung nach der anderen ein: Etwa die Auszeichnung mit der Goldenen Wildbiene im Landeswettbewerb "Blühende Verkehrsinseln und Rastplätze" und der Bundessieg im Wettbewerb "Stadtgrün naturnah". Um nur zwei Beispiele zu nennen. "Für Titel können wir uns allerdings auch nichts kaufen", unterstreicht der Umweltbeauftragte. "Wir müssen ständig weiter Überzeugungsarbeit leisten."

Die Gartenfibel für alle
Ebenso verpflichtet fühlt sich die Kommune der Umweltbildung der Bürgerinnen und Bürger. Schließlich kann jeder Gartenbesitzer deutschlandweit zur Biodiversität beitragen. Als erste Kommune Deutschlands hat Bad Saulgau deshalb eine Gartenfibel ausgearbeitet. Private Gartenbesitzer finden darin reichlich Wissenswertes: Wie lassen sich Fassaden- und Dachbegrünungen gestalten? Was macht einen naturnahen Garten aus? Welche heimischen Gehölze werden von Insekten begrüßt? Wie kann der Garten zu einem Biotop werden? Die Gartenfibel können Gartenbesitzer von Bayern bis Schleswig Holstein hier herunterladen.
