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  3. Starkregen-Frühwarnsystem: Hier geht es schon bald an den Start
Sensor zur Datenerfassung auf dem Rathaus von Olpe.
Auch auf dem Rathaus von Olpe wurde ein Sensor installiert.
© Stadt Olpe

Katastrophenschutz

Starkregen-Frühwarnsystem: Hier geht es schon bald an den Start

von Annette Lübbers
Reporterin
22. Mai 2024
Starkregen und Hochwasser sind längst keine seltenen Ereignisse mehr. "Land unter" hieß es unlängst zum Beispiel in Niedersachsen. Im westfälischen Olpe entsteht derzeit das erste kommunale Frühwarnsystem in Nordrhein-Westfalen.

Experten rechnen damit, dass Deutschland zukünftig immer häufiger von kurzzeitigen Starkregenereignissen und von langanhaltenden Regenperioden heimgesucht werden wird. Gerade in Regionen mit enger Bebauung und weithin versiegelten Flächen scheinen Katastrophen vorprogrammiert. Etwa dann, wenn die öffentlichen Abwasserkanäle die Mengen nicht mehr fassen können und das Wasser sich unkontrolliert seinen Weg an der Oberfläche sucht. Eine nicht kalkulierbare Situation für Hilfskräfte, aber auch für Betriebe und Anwohner. In der westfälischen Kreisstadt Olpe widmet man sich dem Thema bereits seit 2018 sehr intensiv. Lohn der Mühen: Wenn alles läuft wie geplant, dann sollen die kommunalen Einsatzkräfte, aber auch die Bürgerinnen und Bürger schon ab dem kommenden Jahr bereits 60 Minuten im Voraus wissen, wo und wann es bei ihnen gefährlich wird.

Starkregen-Frühwarnsystem: Olpe hat sich früh bewegt

In der Kreisstadt Olpe wurde bereits 2018 der Aufbau eines Starkregen-Frühwarnsystems beschlossen. In einem ersten Schritt erstellte die Stadt in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro eine hydraulische Gefährdungsanalyse, ein Handlungskonzept und abschließend eine Starkregengefahrenkarte. Darauf basierend erfolgten kleinere Anpassungsmaßnahmen im Stadtgebiet, weitere sind in Planung. Ebenfalls im Blick: die Bürgerinnen und Bürger selbst. Stephanie Fischer von der Bau- und Projektleitung im Tiefbauamt erläutert: "Wir haben für die Bewohner ein Auskunfts-Informationssystem mit interaktiven Starkregengefahrenkarten angelegt und die Bürgerschaft, aber auch Gewerbetreibende und Ortsvorsteher zu Workshops eingeladen. Ziel war es, die Menschen für Starkregen-Ereignisse zu sensibilisieren und die Eigenvorsorge von allen Beteiligten anzuregen."

So sieht sie aus: eine Starkregensimulation für Olpe.

Frühwarnsystem: So funktioniert es

Im Frühjahr 2022 folgte eine Machbarkeitsstudie bezüglich eines eigenen Frühwarnsystems. Dafür wurde ein die Stadt in ein flächendeckendes, engmaschiges Raster eingeteilt und die besten 90 Standorte für Niederschlagsensoren und Pegelstandsensoren festgelegt. Ein durch künstliche Intelligenz unterstütztes, selbstlernendes System erfasst die Regenintensität und die Pegelstände, speichert sie in einer Cloud und wertet diese in Verbindung mit den Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes aus. Anders als eine normale Wettervorhersage lernt die Künstliche Intelligenz mit jedem Unwetter dazu und soll später exakt und frühzeitig vorhersagen können, aus welcher Richtung Gefahren drohen und wie groß diese Gefahr ist - und das auf den Quadratmeter genau. Die mit Photovoltaik betriebenen Sensoren wurden in Olpe im November und Dezember vergangenen Jahres installiert. Die Lern- und Testphase soll bereits im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Dann können sich Bürgerschaft und Gewerbetreibende in einem Portal für die Alarmierung registrieren.

Diese Eine-Stunde-Vorwarnzeit soll nicht nur Hab und Gut, sondern im Katastrophenfall auch Menschenleben retten helfen. Ganz umsonst ist dieser Dienst natürlich nicht zu haben. Für die zukünftige digitale Frühwarnung und Alarmierung investiert die Kommune im Jahr u.a. für Wartung, Hosting und Entwicklung etwa 30 bis 40.000 Euro. Und auch die Machbarkeitsstudie kostete Geld: Nach Angaben der Gemeinde etwa 5.000 Euro. Eine Förderung von Frühwarnsystemen gibt es derzeit nicht. Lediglich das Starkregenrisikomanagement sei, heißt es aus der Kommune, gemäß Arbeitshilfe NRW gefördert worden.

Das sind die einzelnen Schritte

  • Erstellung eines digitalen Geländemodells basierend auf topografischen Höhendaten
  • Modellberechnungen anhand von simulierten Gefahrenlagen durch Hochwasser und Starkregen
  • Erstellung einer hydraulischen Gefährdungsanalyse
  • Handlungskonzept und Starkregengefahrenkarten
  • Erstellung eines flächendeckenden Rasters für Sensoren (je 0,25 Quadratkilometer)
  • Festlegung von Standpunkten für Niederschlags- und Gewässerpegel-Sensoren 
  • Anbringung der PV-betriebenen Sensoren 
  • Das KI-unterstützte System verschneidet die eigenen Daten mit den Daten des Deutschen Wetterdienstes
  • Im Ernstfall: Auslösung von Alarm per SMS und/oder CB-Funk oder durch Anrufe

Viel Auswahl auf dem Markt hatte Olpe nicht. Gerade zwischen zwei Unternehmen konnte die Stadt wählen. Interesse an weiteren Details? Hier finden Sie einen WDR-Bericht über das Frühwarnsystem. 

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