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Der Neumarkt in Mannheim wurde umgestaltet.
Der Neumarkt nach der Umgestaltung.
© Annette Mück

Klimaschutz

Hitzeaktionsplan - Mannheim passt sich an

von Annette Lübbers
Reporterin
19. Dezember 2024
Die baden-württembergische Stadt Mannheim gehört zu den Kommunen, in denen es besonders heiß wird. Doch für den nächsten Somme ist sie erneut gut gewappnet: Denn es gibt einen Hitzeaktionsplan mit vielen hilfreichen Maßnahmen.

Heiße und lange Sommer sind in Mannheim schon lange keine Seltenheit mehr. Besonders alte und kranke Menschen in den Ballungsräumen leiden unter den ungewohnt hohen Temperaturen. Auf den kommenden Sommer blickt die Klimaanpassungsmanagerin der Stadt, Alexandra Idler, zuversichtlich. Denn es gibt bereits einen Hitzeaktionsplan, der auch schon umgesetzt wird.

Hitzeaktionsplan für 2025 steht in Mannheim

Die Stadt hat bereits eine umfangreiche Informationskampagne zum Thema „Hitze und Gesundheit“ durchgeführt. Zuvor hatte die Kommune sich detailliert damit beschäftigt, welche Herausforderungen es in langanhaltenden Hitzeperioden für welche Bevölkerungsgruppen in welchem Maße gibt. Besonders im Fokus: Kleinkinder, Ältere, Wohnungslose und Menschen mit Vorerkrankungen. So wurden Plakate im öffentlichen Raum aufgehängt - mit Hinweisen und Tipps zur Hitzebewältigung.  Dazu kamen: eine Broschüre, Postkarten und ein Stadtplan mit dem Verweis auf kühlere Orte. Ausgelegt wurde das Informationsmaterial in Pflegeeinrichtungen, Bürgerdiensten, Arztpraxen, Apotheken und anderen öffentlichen Einrichtungen. Das Ziel: Die Bürgerinnen und Bürger über die Gefahren lang andauernd hoher Temperaturen zu informieren und ihnen Tipps zur Anpassung an die Hand zu geben.

Stadt startete Informationskampagne

Zusätzlich wurden Karten erstellt, die zum einen besondere Hitzeinseln ausweisen und zum anderen Hinweise darauf geben, wo sich im Stadtgebiet besonders vulnerable Gruppen aufhalten. Dort, wo beides zusammentrifft – besonders verletzliche Menschen und Hitzeinseln – stellte die Stadt Trinkbrunnen auf. Ebenfalls umgesetzt wurden Verschattungselemente wie Sonnensegel an Orten, wo sich viele Menschen aufhalten, die besonderen Schutz benötigen. In Workshops mit Personal aus dem Gesundheits- und dem Pflegedienstsektor sowie den Betreibern von Kindergärten sensibilisierte die Stadt für das Thema und verwies auf verschiedene Warn-Apps, die Verantwortliche für vulnerable Gruppen sich zunutze machen können. Ebenso im Fokus: Bau- und Gebäudeberatungen für Kindergärten und Seniorenheime. Alexandra Idler bilanziert: „Diese Maßnahmen sind in der Bevölkerung sehr gut angekommen. Wir werden auf jeden Fall in jedem Winter neu evaluieren, was welche Maßnahmen gebracht haben und was weiter getan werden kann.“

Konzept für Klimaanpassung noch freiwillig

Der Hitzeaktionsplan ist nur ein Teil des Klimafolgenanpassungskonzeptes, das die Stadt Mannheim beschlossen hat. Dabei gehört ein solches Konzept noch nicht zu den Pflichtaufgaben von Kommunen. Einem umfassenden Beteiligungsprozess mit städtischen Akteuren, der Bürgerschaft und Unternehmen folgte schon 2019 die Verabschiedung des Konzeptes „Anpassung an den Klimawandel in Mannheim“. Eine im Jahr darauf initiierte Stadtklimaanalyse ergab, dass die Temperaturen in der Stadt infolge des Klimawandels bis 2050 um zwei Grad steigen werden. In weiteren 50 Jahren könnten es – je nach Klimamodell – sogar drei bis 4,8 sein. Corinna Hiss, Pressereferentin im Dezernat für Planung, Bauen, Verkehr und Sport, erläutert: „Diese Zunahmen sind in den kernstädtisch geprägten Räumen besonders relevant, da dort aufgrund des Wärmeinseleffektes bereits heute ein höheres Belastungsniveau vorliegt.“ Dies, sagt sie, unterstreiche die Notwendigkeit einer klimaangepassten städtebaulichen Planung.

Vor diesem Hintergrund hat Mannheim sich auf Maßnahmen verständigt, die geeignet sein können, die zukünftige Entwicklung erträglicher zu gestalten: Frisch- und Kaltluftströmungen sollen erhalten und ausgebaut, Grünzüge neugestaltet und vor baulicher Entwicklung geschützt werden. Vor allem in der Innenstadt sollen Flächen vermehrt entsiegelt und begrünt werden. Zudem hat sich die Kommune zum Ziel gesetzt, eine sogenannte Schwammstadt zu werden: Niederschläge sollen zukünftig nicht mehr versickern oder in der Kanalisation abfließen, sondern als kühlende „Oasen“ auf der Oberfläche gehalten werden. Im Frühjahr 2024 ist im Stadtteil Lindenhof ein Tiny-Forest entstanden.

Corinna Hiss, Pressereferentin in Mannheim

Stadtweit prüften wir

60 Frei­flächen und Plätze auf Begrünungs­potential.“

Corinna Hiss, Pressereferentin in Mannheim

Ein Park als Herzstück des Gewerbegebietes

Im geplanten „grünen“ Gewerbegebiet Taylor haben sich auf dem 46 Hektar großen Gelände schon jetzt viele Unternehmen angesiedelt, rund 80 sollen es werden. Statt das gesamte Areal mit Bauten zu versiegeln, besteht das Herzstück des Gewerbegebietes aus einem zehn Hektar großen Park, der im Sommer die Temperaturen herunterregelt. Sukzessive soll der aktuelle Versiegelungsanteil des Mannheimer Stadtgebietes von 42 Prozent deutlich heruntergefahren werden. Corinna Hess erklärt: „Stadtweit haben wir 60 Freiflächen und Stadtplätze auf zusätzliches Begrünungspotential untersucht und dabei den Fokus auf bioklimatisch am stärksten belastete Flächen gelegt.“ Etwa ein Dutzend davon sind in Planung oder bereits umgesetzt, ein Dutzend weitere sind zur Begrünung vorgeschlagen. In diesem Frühjahr wurde als eine Maßnahme ein erster Tiny-Forest im Stadtteil Lindenhof angelegt.

Der neue Stadtteil
Der neue Stadtteil Franklin in Mannheim ist mit viel Grün geplant.

Da die Stadt nur auf ihren eigenen Flächen aktiv werden kann, investiert die Kommune zudem in eine aktive Bürgerbeteiligung – nicht nur in Sachen Hitzeaktionsplan: Förderprogramme, Wettbewerbe zur Fassadenbegrünung, Beratungsangebote und Starkregenvorsorge. Wenn es nach den Verantwortlichen in der Kommune geht, dann soll jeder Mannheimer und jede Mannheimerin etwas dafür tun, damit auch die Kinder und Enkel der Bewohner noch in einem erträglichen Stadtklima leben können.

3.200

Menschen starben in Deutschland hitzebedingt im

Sommer 2023.
85 %

der Hitzetoten im

Sommer 2023 waren Personen im Alter ab

75 Jahren.
 

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