Klimawandel
Tiny Forests - Mini-Wald mitten in der Stadt
Tiny Forest: Vielfalt auf engstem Raum
Carla Bittorf, Landschaftsarchitektin und Grünplanerin im Garten-, Park- und Friedhofsamt Gotha, kann die im Mohrenviertel gepflanzten Bäume und Sträucher fast auswendig aufzählen: Feld- und Spitzahorn, Heimbuche, Zitterpappel, Weide, Winterlinde, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Hundsrose und der gewöhnliche Schneeball. Die Liste ist länger: 2.400 Minibäumchen - 20 verschiedene Arten - wurden im Mohrenviertel gepflanzt. Dazu 400 Sträucher, verteilt auf 710 Quadratmetern. Das Auswahlkriterium: Klimaresilient. Das frische Grün wird zur Straße hin von einem Staketenzaun aus Kastanienholz eingerahmt. Pflanzzeit: drei Tage.
Tiny Forest: Vorbereitung nötig
Carla Bittorf sagt und lacht dabei: "Ich habe im Vorfeld so einiges an Fachliteratur und an Erfahrungsberichten studieren müssen, ich habe mich mit dem Standort beschäftigt, der Grundwasseranbindung, der Sonneneinstrahlung. Von all diesen Dingen hängt es ja ab, ob die ausgesuchten Bäume und Sträucher auch gut gedeihen." Gedeihen selbst dann, wenn die Gothaer Bürgerinnen und Bürger den nächsten heißen, regenarmen Sommer erleben. Zuvor mussten der Boden noch auf alte Kellerreste überprüft und eine neue Schicht Oberboden ausgebracht werden. Eigentlich sollte das ein Projekt für große und kleine Gothaer werden. Die Schilder waren vorbereitet, die Pflanzpläne ebenso. "Und dann", so Carla Bittorf, "begann die Corona-Pandemie. Da waren solche gemeine Aktionen mit Bürgern und Schulkindern natürlich nicht mehr durchführbar."

Tiny Forest kühlt die Stadt
Erste Erkenntnis nach drei Jahren: Bäumchen und Sträucher, in Kokosmatten gepflanzt, gedeihen prächtig. Die Kokosmatten verhindern ein Zuviel an sogenannten Beikräutern. Das Prinzip aus Japan bewährt sich offenbar: Auf einem Quadratmeter stehen vier Pflanzen, die sich gegenseitig stärken. Einen engen Pflanzverband nennt man das. Nur einmal, im Herbst 2023, ist Carla Bittorf im Tiny Forest gewesen, um zu schauen, was zu schnell gewachsen ist und vielleicht eine Behinderung für die Nachbarn darstellt. Ansonsten bleibt das Gelände sich selbst überlassen. Insgesamt 33.000 Euro hat die Kommune investiert. Gut angelegtes Geld, findet Carla Bittorf: "Das Gelände ist ein Rückzugsort für kleine Tiere und Insekten geworden. Das Biotop kühlt die Stadt, befeuchtet die Umgebung und produziert Sauerstoff."
Mittlerweile geht jeder Entscheidung im Gothaer Gartenamt Überlegungen wie diese voraus: Was ist wo zukunftsfähig? Wie kann die Biodiversität zunehmen? Welche Gehölze und Stauden können Insekten und Bienen anlocken? Dafür hat Gotha 2022 ein eigenes Grün- und Freiraumkonzept in Auftrag gegeben. Das Ziel: Mängel abstellen und Potenziale erkennen und nutzen. Sind weitere kleine Wildnis-Inseln geplant. Carla Bittorf schüttelt den Kopf: "Aktuell nicht. Derzeit haben wir aus verschiedenen Gründen keine verfügbaren Flächen."
Tiny-Forests auch für Ihre Kommune? Die Gründerinnen und Gründer des deutschlandweit aktiven Vereins "Miya e.V." haben 2020 in Deutschland den ersten Tiny Forest gepflanzt. Infos über viele weitere Projekte - etwa in Frankfurt an der Oder, in Griesheim, Rüsselsheim und Eberswalde - finden sich auf der Website.
