Ärztemangel: Situation im Norden verschärft sich
Dr. Google wird zum Problem
Die Deutschen - insbesondere jüngere Menschen - googeln immer häufiger nach möglichen Krankheiten, wenn sie Beschwerden haben. Weil die Suchmaschine gerne alle potentiell denkbaren Krankheiten auswirft, läuft so mancher immer häufiger zum Arzt um mal schauen zu lassen, ob an der "Internet-Diagnose" vielleicht doch was dran ist. So zumindest erklären sich viele niedergelassene Ärzte die Tatsache, dass der Durchschnittsdeutsche satte 19 Mal im Jahr zum Arzt geht. Weltrekord! Auch das führt natürlich noch nicht direkt zu einem Ärztemangel, lässt aber die Zahl der freien Termine beim Arzt schwinden.
Bürokratie kostet viel Zeit
Das zweite Problem, von dem Hausärzte immer wieder berichten, ist die Bürokratie. Die Zeit, die für den Patienten bleibt, wird geringer. Die Zeit, die für Abrechnungen und sonstige Bürokratie fällig wird, steigt nach Aussage der Ärzte. Bei dem Wunsch vieler vor allem junger Ärzte, nur noch Teilzeit zu arbeiten sorgt das dafür, dass immer weniger Termine für Patienten frei sind. Mindestens besteht so schon mal ein gefühlter Ärztemangel, der sich aber auch ganz real auswirkt.
Kommunen drohen an Attraktivität zu verlieren
Der Niedersächsische Gemeindebund will sich mit der Situation nicht abfinden. "Wenn jetzt keine gegensteuernden Maßnahmen getroffen werden, droht einigen Kommunen in wenigen Jahren eine Unterversorgung mit Ärzten, mit der Folge, dass diese Kommunen erheblich an Attraktivität verlieren", so der Präsident des Niedersächsischen Städte-und Gemeindebundes Marco Trips. Der Verband hat einen Arbeitskreis gegründet, der die Probleme in den Städten, Gemeinden und Samtgemeinden aufgreifen will. Ziel sei es, einen Handlungskatalog zu erstellen und die Landespolitik in die Pflicht zu nehmen. "Wir hoffen, dass wirklich was passiert, eh was passiert, was nicht mehr aufzuhalten ist", so Trips.
Wie sich die Situation entwickeln wird

Schaut man auf die nackten Zahlen, wird klar, wohin sich der Ärztemangel entwickelt. Nach Zahlen der Bundesärztekammer planen 23 Prozent der niedergelassenen Ärzte, in den nächsten Jahren ihre Praxis aufzugeben. Nach Berichten von Fachmedien sind rund 25.000 Arztpraxen bundesweit von der Schließung bedroht - bis zum Jahr 2030 drohe somit ein Ärztemangel von 110.000 Personen. Und dann ist da noch die älter werdende Bevölkerung: Während heute fünf Prozent der Bevölkerung älter als 79 Jahre sind, wird ihre Zahl bis zum Jahr 2060 auf etwa 13 Prozent steigen. Je älter die Bevölkerung ist, desto höher ist die Behandlungsintensität und damit die Nachfrage nach Ärzten.