Ausschreibung? Und keine Bewerbung!
Ein Ergebnis liefert eine Umfrage, für die 150 Bauunternehmen aus Sachsen und Sachsen-Anhalt befragt wurden: Demnach nehmen rund 70 Prozent der Firmen lieber Aufträge von privaten Unternehmen an. 40 Prozent begründeten das damit, dass das vor allem an Problemen bei den Unterlagen läge.
Öffentlich Ausschreibung? Probleme aus der Sicht der Unternehmen
Bauexperten sind sich sicher, dass die Mühlen der Verwaltungen zu langsam mahlen und deshalb kaum jemand auf eine öffentliche Ausschreibung reagiere :
- Viele Baufirmen verplanen ihr Jahr schon früher als die Verwaltungen, weil diese ihren Haushalt häufig mitten im Jahr beschliessen und nach ein paar Monaten von der Rechtsaufsichtsbehörde genehmigen lassen. Erst dann darf ausgeschrieben werden. Doch für viele Firmen ist das schon zu spät.
- Weil viele Öffentliche Bauanträge an Fördermittel gebunden sind, müssen Kommunen häufig bis Mitte des Jahres warten, bis ihnen die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. In einer Ausschreibung jedoch müssen Fristen eingehalten werden, sodass die Firmen frühestens im November anfangen können. Doch die Jahreszeit ist vielen Bauherren zu riskant... -> Die Folge: Fördermittel können dann eventuell nicht mehr früh genug abgerufen und verbaut werden, sie verfallen möglicherweise sogar.
- In den Verwaltungen fehlt häufig Fachpersonal, sodass genaue Angaben in den Angeboten fehlen. Für die Firmen entsteht ein undurchsichtiger Dschungel mit vielen Formularen. Und kommt es dann tatsächlich zum Vertrag, dauert es lange, bis der fertiggestellte Bau abgenommen wird und die Unternehmen bezahlt werden. Einige Unternehmen müssten Monate auf das Geld warten– so die Firmen.
- Viele Kommunen bevorzugen den billigsten und nicht den wirtschaftlichsten Anbieter. Da aber später dadurch Mängel aufträten, die dann noch einmal behoben werden müssten, koste dieses Vorgehen unterm Strich mehr.
Öffentliche Ausschreibung – Kritik von den Kommunen
Auf Seiten der Kommunen hingegen wird Kritik an den Preisen der Unternehmen laut. Weil die Branche boome und die Firmen deshalb so viele Angebote hätten, würden sie immer teurer, so der Tenor.
Doch das wollen die Unternehmen nicht auf sich sitzen lassen: Lohnerhöhungen, Umweltauflagen, belastete Böden oder Asphaltschichten seien nur auf eingeschränkten Entsorgungswegen zu entsorgen, sodass auch auf die Firma steigende Kosten kämen, die sie über die Preise wieder ausgleichen müssten, erklärte Franz Voigt, der Präsident der IHK Chemnitz im MDR. Bernd Düsterbiek vom DStGB ist dagegen ist sich sicher, dass die Firmen so viele Aufträge hätten, dass sie überhaupt keine Kapazitäten mehr hätten, um auf eine öffentliche Ausschreibung zu reagieren. Die Firmen, so Düsterbiek, schrauben die Preise so hoch, dass viele Städte und Gemeinden Ausschreibungen sogar aufheben müssen...