Historie
Kommunale Geschichte - die neuen Stadtarchive
Stadtarchiv in Augsburg wird immer beliebter
Dieses Ziel verfolgt das Team des Stadtarchivs über verschiedene Wege. So organisiert es das ganze Jahr über eine Vielzahl von Veranstaltungen, die Interessierten die Arbeit des Archivs näherbringen. Von Seminaren zur Familienforschung über Buchbinderwerkstätten bis hin zu Fachvorträgen im eigenen Veranstaltungsraum reicht die Palette, zudem werden regelmäßig Themenführungen angeboten, etwa die Stadtführung „Augsburg im Wandel“ mit Fotos von früher, die fast immer überbucht ist, wie Feldmann sagt. „Durch die Öffentlichkeitsarbeit hat sich die Wahrnehmung des Archivs komplett verändert“, stellt der Archivar fest.

Es kommen regelmäßig auch internationale Forscher
zu uns“.
Für viele Augsburger ist das Haus mittlerweile eine vertraute Institution in der Stadt. Diese Präsenz soll auch auf digitaler Ebene noch weiter ausgebaut werden. „Unser Ziel ist es, möglichst viel frei zugänglich ins Netz stellen zu können“, sagt Feldmann, wobei die Digitalisierung der verschiedenen Dokumente aus technischen Gründen recht komplex sei. Ein erster großer Schritt ist getan und seit Mai 2023 können Interessierte aus aller Welt via Online-Datenbank des Archivs systematisch recherchieren und Akten einsehen. „Wir haben mittlerweile etwa 200.000 Digitalisate online. Diese stammen vor allem aus den Beständen der Fotosammlung, der Karten- und Plansammlung sowie aus den sogenannten Missivbüchern, Chroniken und Handwerkakten aus reichsstädtischer Zeit“, sagt Feldmann. Für ihn ist das erst der Anfang und die Digitalisierung wird kontinuierlich fortgeführt.
Auch wenn die Archivarbeit eine kommunale Pflichtaufgabe darstellt – gerade für kleinere Kommunen mit klammem Haushalt ist die Aufbereitung und kontinuierliche Pflege der Bestände herausfordernd. Eine Lösung kann die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen sein.
Zwei Kommunen legen Archive zusammen
In Wipperfürth und Hückeswagen hat man diesen Schritt vor mittlerweile acht Jahren gewagt – mit Erfolg. „Die Zusammenlegung der Archive hat sich sehr bewährt“, bestätigt Sarah Zeppenfeld, die das gemeinsame Archiv seit 2016 auf Basis einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung beider Städte leitet. Die Ausgangslage sah anders aus. In Wipperfürth gab es lange Zeit kein Archiv, Bestände wurden dezentral gelagert und Anfragen über das Standesamt abgewickelt. In Hückeswagen wiederum wurde 2009 ein eigenes Archiv eröffnet, allerdings war der damalige Standort langfristig ungeeignet für die Lagerung. Als auch Wipperfürth ein Archiv schaffen wollte, entstand die Idee zur Zusammenlegung. Sie knüpfte an die bestehende interkommunale Zusammenarbeit der aneinander angrenzenden Städte etwa beim gemeinsam betriebenen Bauhof an, wie Zeppenfeld sagt. Am 1. Juni 2016 wurde das gemeinsame Archiv in einer ehemaligen Förderschule in Wipperfürth eröffnet. Zwei Archive sind dort nun unter einem Dach, die Bestände sind getrennt gelagert, Büroräume und Lesesaal werden gemeinsam benutzt.

Die Zusammenlegung der Archive hat sich sehr bewährt."
Für Zeppenfeld, die seither viel Aufholarbeit geleistet und die Bestände von Grund auf aufgearbeitet hat, liegen die Vorteile auf der Hand: „Die Recherche ist dadurch deutlich leichter, die Benutzer können beide Bestände gleichzeitig nutzen“. Darüber hinaus sparen sich die Kommunen deutlich Ausgaben ein. Die Gesamtkosten werden auf Grundlage der Einwohnerzahl auf die beiden Kommunen umgelegt, Einzelposten wie die Archivsoftware oder die Büromaterialien würden nur einmal anfallen. Dass sich die Zusammenlegung rentiert hat, hat nicht zuletzt auch eine durchgeführte Evaluation gezeigt. „Gerade für kleinere Kommunen, in denen die Ressourcen knapp sind, ist eine Zusammenlegung der Archive auf jeden Fall eine Option, um das Bestmögliche herauszuholen – für die Bürger ebenso wie für die Verwaltung selbst“ resümiert die Archivleiterin. Als Gedächtnis der Kommune speichern die Archive die Geschichte der Stadt und damit oft auch die individuellen Erinnerungen und Zeitzeugnisse ihrer Bürger. Löhne hat die Geschichtswerkstatt ins Leben gerufen. Sie wird veranstaltet von der VHS und ehrenamtlich durchgeführt von Sonja Voss, der Leiterin des Stadtmuseums und Mathis Nolte, dem Leiter des Stadtarchivs. „Durch die Geschichtswerkstatt soll das Archiv noch öffentlicher und die Geschichte vor Ort tatsächlich für die Leute vor Ort zugänglich werden“, sagt Nolte.
Konkret gestaltet sich das so: Jeden ersten Montag im Monat treffen sich rund 15 Teilnehmer der Geschichtswerkstatt in den Räumen der VHS, eine Werkstatt dauert ein halbes Jahr. Zu Beginn der Werkstatt wird ein gemeinsames Projektthema festgelegt, dann machen sich die Teilnehmer auf die Suche nach Zeitzeugnissen, durchforsten die Fotoalben ihrer Vorfahren, interviewen ihre Nachbarn oder gehen auf Recherche im Archiv. Am Ende jeder Werkstatt steht ein Ergebnis, von dem auch die Stadt selbst profitiert. So wurde vom Werkstattteam anlässlich des 50. Jubiläums der Stadt 2019 eine Fotoausstellung mit Gegenüberstellungen von Stadtansichten gestaltet und unter dem Motto „Löhner Geschichten“ erst jüngst eröffnete ein Rundpfad mit Infotafeln und QR-Codes entlang des Flusses Werre. „Das Archiv muss als öffentlicher Raum erst einmal bekannt werden“, sagt Nolte. Die Geschichtswerkstatt trage dazu bei und wirke über die Teilnehmer hinaus auch in die Stadt hinein. Dabei profitiert nicht zuletzt auch das Archiv selbst von der Werkstatt. So sagt Nolte: „Durch die Geschichtswerkstatt gelangen nicht selten auch nicht-amtliche Dokumente aus Privatbesitz ins Archiv und später ins Stadtmuseum – das ist eine große Chance für uns.“
