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Glasfaser: Nordfriesland auf Highspeed

von Rebecca Piron
Redaktion | KOMMUNAL
20. März 2018
Kleine Kommunen an das Glasfasernetz anzuschließen ist schwierig. Für Unternehmen lohnt es sich nicht und für die Bürger allein ist die Aufgabe oft kaum zu bewältigen. Deshalb halten die Kommunen in Nordfriesland zusammen: Sie haben eine Bürberbeteiligungsgesellschaft gegründet und so schon 12 Gemeinden ans Highspeed-Netz bekommen.

In Löwenstedt, im Süden von Nordfriesland, leben gerade einmal 650 Menschen auf 20 Quadratkilometern. In dem beschaulichen Ort, der erst vor kurzem mit seiner Straßenlaternen-App für Aufsehen gesorgt hat, sind benachbarte Häuser oft anderthalb Kilometer voneinander entfernt. Ein historischer Straßenbelag rundet die norddeutsche Idylle ab. Was dem Märchendorf jedoch fehlte: Eine Verbindung zur Datenautobahn. In vielen Häusern gab es überhaupt keine Anschlüsse, in anderen war die Bandbreite noch zu niedrig, um ein YouTube-Video zu laden. Das wollten die Löwenstedter ändern - doch wie? Unternehmen investieren nicht in einen Glasfaserausbau in kleinen Gemeinden, weil es sich finanziell nicht lohnt. Und für die Bürger wäre ein selbst organisierter Ausbau kaum möglich gewesen. Zu weit die Wege zwischen den Häusern, zu beschwerlich den historischen Straßenbelag abzunehmen und wieder aufzulegen. Ähnlichen Problemen sahen sich auch die anderen Gemeinden im Süden Nordfrieslands gegenüber. Also gründete man eine Bürgerbeteiligungsgesellschaft namens Bürgerbreitbandnetz.

Glasfaser für 59 nordfriesische Kommunen

59 Kommunen versammelten sich in der Gesellschaft. Und Löwenstedt sollte die erste sein, die Glasfaser bekommt. Für den Ausbau sollten die Bürger, die einen Anschluss haben wollen je 1.000 Euro als Darlehen an die Gesellschaft geben. In 30 Jahren würde dieses mit Zinsen zurückgezahlt. Dazu kommen die Kosten für den Anschluss an den eigenen Haushalt. Die restlichen Kosten wurden über den bereits bestehenden Bürgerwindpark und Investitionen durch ortsansässige Unternehmen gedeckt. So lief der Bürgermeister von Tür zu Tür, um die Bürger von der Idee zu überzeugen. 65 Prozent der Bürger mussten einen Anschlussvertrag unterzeichnen, damit das Projekt gestartet werden konnte. Und die Überzeugungsarbeit des Bürgermeisters fruchtete: 90 Prozent der Löwenstedter schlossen den Anschlussvertrag ab. Damit hatte die Bürgerbeteiligung 2014 die erste nordfriesische Gemeinde mit Glasfaser versorgt. Mittlerweile sind es bereits zwölf Kommunen. Die letzte, die ans Glasfasernetz ging, war Haselund mit 294 Hausanschlüssen. Als nächstes werden Simonsberg und Uelvesbüll folgen. So helfen die nordfriesischen Kommunen dabei das Landesziel zu erreichen: Schleswig-Holstein will bis 2025 flächendeckend mit Glasfaser versorgt sein. Derzeit liegt das Land mit 32 Prozent bereits weit über dem Bundesdurchschnitt.

Bürgerbreitbandnetz wird kommunales Breitbandnetz

Nun steht für das Bürgerbreitbandnetz eine neue Herausforderung bevor. Denn das Modell der Bürgerbeteiligung funktioniert nicht mehr so gut wie zu Anfang. Es kann nämlich nur dann mit dem Ausbau von Glasfaser in einem Ort beginnen, wenn sich dort mindestens 65 Prozent der Bürger für den Anschluss entscheiden. In vielen der zugehörigen Kommunen, in denen der Ausbau bisher nicht stattgefunden hat, hapert es jedoch genau daran: Zu wenige Bürger haben Interesse an einem Glasfaseranschluss. Außerdem haben gesetzliche Änderungen die Gesellschaftsform mit deutlich größerem bürokratischem Aufwand belegt. Im Sinne des Kleinanlegerschutzgesetzes muss viel Zeit, Kraft und Geld in das Modell investiert werden – bis hin zu einem Verkaufsprospekt, der bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hinterlegt ist. Daher soll nun ein Wechsel von der Bürgerbeteiligung zur kommunalen Beteiligung stattfinden. Das muss jedoch zunächst von der Gesellschafterversammlung abgesegnet werden. Auf lange Sicht ist der finanzielle Plan dann ein anderer: Nach dem Ausbau von 20 Gemeinden werde das Netz tragfähig sein, erwartet Bürgerbreitbandnetz. Dann gibt es keine Bürgerbeteiligung und neuen Gesellschafter mehr, aber ausreichend Eigenkapital für verlässlichere Planungen und eine leichtere Vermarktung der Glasfaser. Ein Anschluss wird dann für jeden einmalig 199 Euro kosten – unabhängig von der jeweiligen Anschlussquote.

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