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Volksfest oder Festival: Wie Kommunen Großereignisse meistern
Großereignis Oktoberfest in München: Stadt als Veranstalter
Während beim Kölner Karneval die Stadt „nur“ als Ordnungsbehörde tätig ist, ist das Oktoberfest in München ganz in den Händen der Stadt als Veranstalter. Seit über 200 Jahren prägt das wohl größte Volksfest der Welt jährlich im Frühherbst die bayerische Stadt. „Letztlich sind fast alle städtische Stellen in irgendeiner Form involviert, vom Jugendamt über den Abfallwirtschaftsbetrieb, die Kreisverwaltung, den Mobilitätsbereich, die Lokalbaugesellschaft für die Abnahme der Fahrgeschäfte bis hin zur Lebensmittel-Überwachung und den Verkehrsbetrieben“, sagt Andre Listing, der verantwortliche Projekt- und Veranstaltungsleiter. Außerdem gebe es eine enge Absprache mit Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdienst.
Vorbereitungen aufs Oktoberfest laufen das ganze Jahr
Schon viele Monate im Vorfeld laufen die Vorbereitungen an, etwa die Vergabe der verschiedenen Aufgaben von der Straßenbeleuchtung über die Fuhrleistungen, Beschallungen bis hin zur Müllentsorgung. Während der Festtage selbst sind Listing und seine Kollegen dann rund um die Uhr im Schichtdienst im Einsatz. Die Vorteile, die die Stadt durch ihre Veranstalterrolle hat, wiegen diese allerdings deutlich auf. So ist laut Listing durch diese Funktion eine direkte Einflussnahme möglich und kann der Stadtrat nicht nur über die Zu- oder Absage des Oktoberfestes entscheiden, sondern auch über die Auswahl der Schausteller. Für die organisatorischen Detailabsprachen gibt es einen interfraktionellen Arbeitskreis, der die von der Verwaltung erarbeiteten Vorschläge debattiert. „Der Stadtrat hat genaue Bewertungs-Richtlinien für die Auswahl der Schausteller und Gastronomen festgelegt “, sagt Listing, wobei Firmen mit Hauptwohnsitz in München einen klaren Vorteil hätten.

Wacken zieht tausende von Heavy-Metal-Fans an
Auch den Ort Wacken verbindet man weltweit mit einem alljährlichen Großereignis. Die Größenverhältnisse sind hier allerdings deutlich anders. Gerade einmal 2.000 Einwohner hat die Gemeinde normalerweise, im August aber bevölkern für eine knappe Woche zigtausende Heavymetal-Fans die Region beim Wacken Open Air - im vergangenen Sommer waren es 85.000 zahlende Besucher. Bei Festivalgründung war das nicht abzusehen. „Das ist von einem kleinen Festival zu einem Riesenevent gewachsen“, erzählt der ehemalige Bürgermeister Axel Kunkel und habe gewaltige Dimensionen angenommen. „Darauf musste man damals natürlich erstmal reagieren, um das logistisch in den Griff zu bekommen“, so Kunkel. Mittlerweile aber seien die Abläufe, basierend auf einer detaillierten
Ordnungsverfügung des Amts Schenefeld, längst Routine und die Kommunikation zwischen Kommune und Veranstalter sehr gut, wie Kunkel sagt.

Bürger in Wacken-Festival eingebunden
Für die Bürger in Wacken und den umliegenden Orten gehört das Festival längst fest dazu. „Es wird von der Bevölkerung zu größten Teilen sehr positiv gesehen“, so Kunkel. Dies hat auch damit zu tun, dass die Wackener Bürger intensiv eingebunden sind in das Festivalumfeld und wirtschaftlich profitieren. Schon in den Wochen vor Festivalbeginn werden im Ort extra Rettungswege ausgewiesen, Stellflächen gesperrt und Parkplätze geschaffen. Die Bürger der vom Lärm betroffenen Gemeinden haben zum Festival grundsätzlich freien Eintritt und treffen bei den Konzerten auf Besucher aus über 35 Nationen. Von dieser multikulturellen Vielfalt würde Wacken sehr profitieren, sagt Kunkel, ganz abgesehen von der Wirtschaftskraft und den Gewerbesteuereinnahmen.
Landesgartenschau in Freyung
Langfristig vom Großereignis profitieren möchte man auch in Freyung, wo auf dem Geyersberg gerade erst die Bayerische Landesgartenschau 2023 eröffnet worden ist. Aus Sicht des Freyunger Bürgermeisters Olaf Heinrich eine einmalige Chance für die Stadt und die Region: „Wir haben die Chance, uns überregional zu positionieren und nach Ende der Schau bleibt uns eine komplett erneuerte Infrastruktur und ein traumhafter Landschaftspark erhalten“, so Heinrich.

Herkulesaufgabe für die Stadtverwaltung
Eine Landesgartenschau wurde vom Stadtrat einstimmig unterstützt. Dass das Konzept der kleinen Stadt tatsächlich ausgewählt wurde, hat laut Heinrich aber auch mit der Begeisterung in der Bevölkerung zu tun. „Sowohl die Bürger als auch die Politik haben die Schau als riesige Chance für die Weiterentwicklung von unserem Ort erkannt und waren von Beginn an voll dabei“, so Heinrich. So sei ein großes Team von Ehrenamtlichen bei der Durchführung der Schau engagiert und würden vom Kindergarten bis zum Seniorenbeirat verschiedene Gruppen ihren Beitrag leisten. „Es ist die Gartenschau der Freyunger, kein von außen übergestülptes Event“, so Heinrich. Die vergangenen fünf Jahre Planungs- und Baustellenphase waren bei alledem freilich herausfordernd und für die Stadtverwaltung sei die Planung und Durchführung der Gartenschau „eine Herkulesaufgabe“. So sagt Heinrich: „Die komplette Arbeit wurde mit bestehendem Personal bestritten, und von der Kämmerei bis zum Bauamt waren viele mit großer Mehrarbeit involviert.“
Bürgermeister: Investition lohnt sich für die Stadt
Rund 20 Millionen kostet die Landesgartenschau insgesamt, 13 Millionen davon werden über die Gartenschau-Förderung und 7 Millionen über die Städtebauförderung getragen, davon jeweils 40 Prozent muss die Gemeinde stemmen. Für die Durchführung selbst gibt es ein Budget von 5 Millionen Euro, das zum Teil wieder über die Einnahmen erwirtschaftet werden soll. Eine große Investition also, die sich laut Heinrich lohnt. „Die Kosten sind es absolut wert. Das ist ein Schatz: eine hochqualitative, externe Unterstützung für die gesamte Region und die Chance, einen gesamten Ortsteil zu entwickeln.“ Das nächste Großevent ist in Freyung derweil schon in Sicht: 2024 findet hier die Bayerische Landesausstellung statt.

