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  2. Klimaschutz
  3. Keime im Trinkwasser können überraschende Ursachen haben
Wasserhahn
Trinkwasser aus der Leitung ist immer häufiger mit Keimen belastet.
© 123rf.com

Wasserversorgung

Keime im Trinkwasser können überraschende Ursachen haben

von Dorothea Walchshäusl
Reporterin | KOMMUNAL
25. Februar 2024
Fast wöchentlich erscheinen in Deutschland neue Meldungen zu Keimen im Trinkwasser. Was ist die Ursache? Am Landratsamt Passau hat man eine mögliche Erklärung für das Problem gefunden.

Herrstein-Rhaunen im Dezember 2023. In acht Orten der Verbandsgemeinde besteht der Verdacht auf eine Keimbelastung des Trinkwassers, es gilt strenges Abkochgebot. Dies ist nur eine Meldung von vielen, denn auch in anderen Kommunen wird bei Trinkwasserprüfungen immer wieder eine Keimbelastung festgestellt. Im Landratsamt Passau hat man nun eine mögliche Erklärung für die Häufung derartiger Meldungen im Bayerischen Wald gefunden – und möglicherweise auch für andere Gebiete, in denen Wasser aus Quellen gewonnen wird.

Keime im Trinkwasser – Gefahr für die Gesundheit

Mit Keimen belastetes Trinkwasser kann unter Umständen zu einer Gefährdung für die Gesundheit der Menschen werden und zu einer Magen- und Darmerkrankung führen. Was dagegen hilft: Wird das Wasser 5 Minuten lang sprudelnd abgekocht, werden die Keime effektiv getötet und kann das Wasser zum Trinken, zur Nahrungszubereitung, zum Abwaschen von Obst und Gemüse und auch für medizinische Zwecke benutzt werden. Eine weitere Methode, um die Keimbelastung zu senken, ist eine stärkere Chlorung des Wassers.

Hochkomplexes System der Wasserversorgung im Landkreis Passau

Auch im Landkreis Passau ist die Keimbelastung von Trinkwasser immer wieder ein Thema, wobei insbesondere die Gemeinden nördlich der Donau betroffen sind, in denen die Wasserversorgung laut Landratsamt Passau ein hochkomplexes System darstellt. Das Rohwasser wird dort nämlich nicht vorrangig aus Tiefbrunnen, sondern aus Quellen gewonnen und muss zum Schutz der Leitungen fast ausnahmslos entsäuert werden. Das passiert in sogenannten Aufbereitungsanlagen mit Kalkperlen, die immer wieder nachgeschüttet werden müssen. Das Problem: Hochbehälter und Aufbereitungen liegen hoch, d.h. häufig im Wald ohne Anschluss an das Stromnetz und eine Rückspülung oder einfache Reinigung des Behälters ist mangels Stromversorgung und der engen Räumlichkeiten meist nicht bzw. schlecht möglich. Außerdem liefern die Quellen im Bayerischen Wald oftmals eher geringe Mengen an Wasser, so dass ein großes und kompliziertes Leitungssystem nötig ist.

So wird die Keim-Belastung festgestellt

Um die Wasserqualität zu prüfen, gibt es in den verschiedenen Wasserversorgungen bestimmte Probeentnahmestellen mit „abflammbaren“ Wasserhähnen, das heißt der Hahn wird mittels Hitze sterilisiert. Nach Probenentnahme und Laboruntersuchung sind die Versorger verpflichtet, die Befunde an das Gesundheitsamt weiter zu melden. Liegt eine Verkeimung vor, gehen Amt und Versorger gemeinsam auf Ursachensuche und das Gesundheitsamt spricht eine Abkoch-Anordnung aus.

Mehr Keime durch den Klimawandel?

Ursachen für die Keimbelastung gibt es verschiedene. So können technische Anlagen Eintrittsstellen für die Keime sein, zum Beispiel Leitungen, Hochbehälter, Pumpen oder Belüftungssystemen. Neben den technischen Schwachstellen aber spielen äußere Faktoren eine große Rolle, besonders dann, wenn es um die Beeinflussung des Quellwassers geht. Im nördlichen Teil des Passauer Landkreises ist dies der Fall. So stellt das Landratsamt fest: „Quellen liegen hier üblicherweise in einer Tiefe von drei bis fünf Metern. Und hier liegt auch einer der Schlüssel für die zunehmenden Verkeimungsbefunde beim Rohwasser: Es sind die sich häufenden Klimaextreme. Bei entsprechender tiefer Kluftenbildung des Bodens nach langer Trockenheit und anschließendem Regen ist die Filterwirkung des Erdreichs extrem eingeschränkt, es erfolgt also viel leichter ein Bakterieneintrag. Und Keime sind überall. Waren diese Wetterextreme früher eher selten, sind sie jetzt schon fast die Regel. Kommt es gar zu Starkregen, wird die Gesamtsituation fatal.“ Verstärkt werde dieser Effekt noch durch die geschädigten Wälder nach dem Sturm „Kolle“ und durch den Borkenkäfer, denn weniger Bäume und mehr offener Boden bedeuten schließlich auch weniger Schutz für Quellen.

Wasserversorgung in Zukunft störungsanfälliger

Wie man diese Erkenntnis für eine langfristige Vorsorge nutzen kann, ist noch offen – denkbar sind nach Einschätzung des Landratsamtes in Passau der Einbau desinfizierender Anlagen wie UV-Anlagen, wobei praktische Lösungen hier aufwändig und entsprechend kostenintensiv sind. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn eine zentrale Aufbereitung nicht möglich ist, was in komplexen Versorgungsgebieten wie dem Bayerischen Wald der Fall ist. Fakt ist laut Landratsamt Passau: „Im Zuge des Klimawandels mit seinen Extremwetterlagen werden vermehrt Störfälle in den Quellgebieten auftreten.“ Das Thema der Keimbelastung im Trinkwasser wird also bestehen bleiben – nicht nur im Bayerischen Wald.

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