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  3. Kita: Ganzjährige Öffnung statt starrer Ferienzeiten
Kinder am Strand
Wann Familien mit kleinen Kindern Urlaub machen können, bestimmen oft die Ferienzeiten in der Kita. In Diepholz hat man das nun geändert.
© 123rf.com

Pilotprojekt

Kita: Ganzjährige Öffnung statt starrer Ferienzeiten

von Dorothea Walchshäusl
Reporterin | KOMMUNAL
2. Juni 2025
In einer Kindertageseinrichtung in Diepholz gibt es seit Kurzem kaum mehr Schließtage. Stattdessen wird ein flexibles Zeitmodell umgesetzt – zur Freude von Eltern wie Mitarbeitern gleichermaßen.

Fast alle berufstätigen Eltern kennen das Problem: Während die Kita oder der Kindergarten für etliche Wochen in die Sommerpause gehen, sind die eigenen Urlaubstage eng bemessen und kommt es übers Jahr verteilt entsprechend oft zu Engpässen bei der Betreuung. Kommunen wiederum kämpfen mit der Personalnot an den Kitas und der Überlastung der verbleibenden Fachkräfte. Die Folge: Eine adäquate Ferienbetreuung ist oft nicht mehr möglich. In der integrativen Kindertagesstätte "Senfkorn" in Diepholz hat man sich nun dazu entschlossen, das starre Modell der Kita-Öffnungszeiten grundlegend anders und deutlich flexibler zu gestalten. Der Erfolg ist schon nach wenigen Monaten sichtbar und könnte auch für andere Einrichtungen wegweisend sein.

Herausforderung für berufstätige Eltern

„Das, was man kennt und wo man sich sicher fühlt, gibt man erstmal ungern auf“, sagt Birgit Greve. Sie ist die pädagogische Leiterin des evangelisch-lutherischen Kindertagesstättenverbands in der Grafschaft Diepholz, der insgesamt 20 Einrichtungen betreut, darunter auch die Kita Senfkorn. In allen Einrichtungen des Verbands stand bislang außer Frage, dass die Kitas im Sommer für mehrere Wochen geschlossen haben. Hinzu kam eine komplette Ferienwoche zu Ostern und fünf Schließtage zwischen Weihnachten und Neujahr. „Insgesamt hatten die Kitas so bis zu 32 Tage im Jahr geschlossen“, sagt Greve. Für berufstätige Eltern sei das eine echte Herausforderung.

Ferienbetreuung oft keine Lösung

Um während der Ferienwochen dennoch ein Betreuungsangebot aufrecht zu erhalten, hätten viele Kommunen eigene Ferienbetreuungen eingerichtet. „Für die Kinder, die hier in zusammengewürfelten Gruppen zusammenkommen, ist das kein gutes Modell“, sagt Greve, und entsprechend rückläufig sei die Nachfrage danach in vielen Orten gewesen. Hinzu kam: „Die Mitarbeiter, die in der Ferienbetreuung gearbeitet haben, waren danach oft überlastet und es gab einen hohen Krankheitsstand, der sich wieder negativ auf den Normalbetrieb ausgewirkt hat“, so die Leiterin.

Kita Senfkorn

Kita-Öffnungszeiten: Ganzjährig geöffnet

Als erste Einrichtung im Kindertagesstättenverband hat man in der Kita Senfkorn in Diepholz nun ein neues Modell eingeführt. Konkret sieht das folgendermaßen aus: Weiterhin hat die Kita zwischen Weihnachten und Neujahr fünf Tage geschlossen. Das restliche Jahr über aber hat die Kita unter der Woche durchgehend geöffnet und können die Mitarbeiter – wie in anderen Betrieben auch – nach Absprache und entkoppelt von den offiziellen Ferienzeiten Urlaub nehmen. „Das Attraktive daran ist: Es handelt sich hier um eine reine Umschichtung von Stunden und man braucht nicht mehr Personal“, sagt Greve. Auch die Eltern hätten dadurch ganz neue Freiheiten und könnten mit den Kindern dann Urlaub machen, wenn es gut passt und nicht, wenn zwangsläufig die Ferien sind.

Pilotprojekt läuft seit Ostern

Nachdem das neue Modell vom Team der Kita Senfkorn einstimmig beschlossen und auch vom Elternbeirat sehr begrüßt worden war, wurde es in den Osterferien nun zum ersten Mal in der Praxis getestet. Erstmals hatte die Kita nicht geschlossen und konnten Eltern ihre Kinder wie gewohnt betreuen lassen. „Das hat sehr gut funktioniert“, sagt Greve, und von 96 Kindern seien teilweise bis zu 40 Kinder da gewesen.

Erste Rückmeldungen durchwegs positiv

Noch ist es laut Greve zu früh, um abschließend zu bewerten, wie sich die neue Regelung bewährt. Die ersten Erfahrungswerte und Rückmeldungen aber seien ausgesprochen positiv – von allen Beteiligten. „Für die Eltern ist das ein klarer Vorteil und wir spüren hier eine große Dankbarkeit, dass sie nun viel flexibler ihren Urlaub gestalten können“, sagt Greve. Gerade für Alleinerziehende sei das eine große Hilfe, zudem hätten Eltern ohne schulpflichtige Kinder nun die Möglichkeit, außerhalb der teuren Ferienzeiten Urlaub zu nehmen. Auch die Mitarbeiter würden es sehr schätzen, dass sie sich nun flexibel frei nehmen könnten und dadurch im besten Fall weniger stark an die Belastungsgrenze kommen – wovon wiederum auch die Kommunen als Träger profitieren könnten. So wird in Diepholz durch eine reine Umschichtung gerade ein erfolgreiches Exempel statuiert, das bald um sich greifen könnte. So sagt Greve: „In anderen Einrichtungen gilt noch die alte Regelung. Aber das könnte sich ziemlich bald ändern.“

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