Ortsentwicklung
Klösterliche Ruhe belebt Kommunen
Der Einfluss des Klosters zeigt sich in unterschiedlichen Bereichen. An vorderster Stelle stehen Arbeit und Bildung. So ist die Abtei der größte Arbeitgeber im Ort, der mit dem St.-Gotthard-Gymnasium teilweise an die 800 Schüler weit aus der Region nach Niederalteich holt. Durch die Organisation als Ganztagesgymnasium sind hier viele Arbeitsstellen vorhanden, vom Unterricht über die Nachmittagsbetreuung bis hin zur Kantine. Auch zur Gründung einer privaten Grundschule mit Hort und Mittagsbetreuung hat das Kloster laut Dietrich aktiv beigetragen. Bildungsstätten mit überregionaler Bekanntheit sind das Bildungsinstitut St. Pirming, in dem Fortbildungen und Einkehrtage veranstaltet werden, und das Bildungsinstitut DICTUM, das auf dem Klostergelände Kurse für Handwerk und Kunst anbietet. „Die Leute kommen dadurch aus ganz Deutschland nach Niederalteich“, so der Bürgermeister.
Mit 20 Mönchen ist die Klostergemeinschaft zwar auch hier stark geschrumpft, gleichwohl übernimmt das Kloster laut Dietrich die Aufgabe der Seelsorge für den Ort, stellt den Pfarrer und organisiert die Gemeindearbeit. Die Kommunikationswege zwischen Kloster und Kommune sind kurz und die Abstimmung regelmäßig. Schnittmengen gibt es insbesondere durch die Tatsache, dass das Kloster laut Bürgermeister ein großer Eigentümer von Flächen ist, bei denen es häufig Absprachen bedarf. Aktuell steht die Sanierung des historischen Fassbodens an, einem Teil des Klostertraktes, den die Gemeinde vom Kloster gepachtet hat und zur Kultur- und Bildungsstätte umbauen möchte. Mehr zum Kloster Niederalteich!
Volkenroda in Thüringen, 170 Einwohner. Auch hier wurde einst ein gewaltiges Kloster gegründet, nach Jahren der Blüte wurde es im Bauernkrieg zerstört und die restlichen Gebäude wurden über Jahrhunderte hinweg anderweitig genutzt. Zu DDR-Zeiten lagen die Restbestände brach und sollten rückgebaut werden. Auch der Ortsteil selbst wurde kaum gefördert und galt als wenig attraktiver Wohnort: „Wer konnte, ist damals weggezogen aus Volkenroda“, erzählt Helmut Roßkopf, der Vorstand des heutigen Klosters. Kein Wunder - schließlich sollte der Ort schrittweise abgesiedelt werden. „Volkenroda war damals ein sterbendes Dorf, hier war nichts mehr los. Etliche Häuser waren Ruinen und die Menschen wollten nicht mehr hierbleiben“, berichtet die damalige Ortsteilbürgermeisterin Ulrike Köhler. Zusammen mit dem Bürgermeister des größeren Orts Körners suchte Köhler damals nach einer neuen Vision für den kaputten Ortsteil. Dabei sei schnell klar geworden: „Wenn man aus diesem Ortsteil etwas machen will, dann gibt es eigentlich nur das Kloster“.

Zu Beginn wurde ausschließlich die Klosterkirche mit ihrem hohen Denkmalwert in den Blick genommen. Allerdings hat sich laut der ehemaligen Bürgermeisterin schnell herauskristallisiert: „Am Ende der Welt eine Kirche aufbauen in einer Zeit, in der alle Kirchen leer stehen, hat keine Zukunft. Wir haben gemerkt: Nur eine Kirche reicht nicht – wir brauchen ein Konzept“, sagt die frühere Bürgermeisterin. Schließlich entstand die Idee, genau das zu schaffen, was schon einst in Volkenroda gewesen war: ein aktives Kloster. Nachdem ein architektonisches Konzept entwickelt und eine Million Euro in die Sicherung des Geländes investiert worden war, fanden die Hauptverantwortlichen mit der Jesus-Bruderschaft schließlich auch eine Klostergemeinschaft, die die alten Gebäude wiederbelebt hat und bis heute bewohnt. 20 Millionen Euro wurden seit der Übernahme durch die ökumenische Gemeinschaft in die Sanierung und den Neubau von Gebäuden investiert; heute ist Volkenroda ein Begegnungs- und Bildungszentrum, das Menschen aus ganz Deutschland anzieht. Neben Seminaren und Auszeiten finden dort Bauernmärkte und Konzerte statt, außerdem gibt es ein breites Seelsorgeangebot. Mit 35 Mitarbeitern, 18.000 Übernachtungen im Jahr und 40.000 bis 50.000 Besuchern ist „das Kloster zu einem Faktor geworden, auf den man schaut und den man schätzt“, bilanziert Kloster-Vorstand Helmut Roßkopf.

Auch die Auswirkungen auf den Ortsteil sind enorm. Die Skepsis vom Anfang ist laut Klostervorstand einem Stolz gewichen und es gibt einen starken Zuzug. „Das Leben hier ist lebenswert durch das Kloster und die Bauplätze sind heiß begehrt“, sagt auch Ulrike Köhler. Für die Bürgermeisterin von einst, ist das, was hier geschehen ist, nichts weniger als „ein Wunder. Ein Ort, der schon nicht mehr auf der Landkarte war, ist heute ein blühendes Dorf.“

