Digitale Wassernetze
Kluge Leitung für kluge Kommunen
Die Steuerung von Pumpen und Druckverhältnissen lässt sich automatisieren und optimieren, was Energie spart und die Lebensdauer der Infrastruktur verlängert. Besonders in Zeiten von Fachkräftemangel und Klimawandel ist ein effizientes Wassernetz von großer Bedeutung: Es entlastet das Personal und sorgt für mehr Resilienz im Umgang mit Hitzeperioden, Starkregen und Trockenzeiten.

Die Gemeinde Lauben und die Stadt Oberzent haben bereits digitale Wassernetze eingeführt, um ihre Wasserversorgung zukunftssicher, effizient und ressourcenschonend zu gestalten. Beide Kommunen setzten dabei auf moderne Sensorik und die Funktechnologie LoRaWAN, um die Wasserinfrastruktur intelligent zu überwachen und Wasserverluste frühzeitig zu erkennen.
Warum haben sich die Kommunen für digitale Wassernetze entschieden?
In Lauben gab es im Jahr 2020 einen großen Wasserverlust: „Das war ein großer wirtschaftlicher Schaden für den Privathaushalt, der betroffen war und gleichzeitig natürlich auch ein großer ökologischer Schaden“, erklärt Bürgermeister Mathias Pfuhl. Um solche Vorfälle künftig schneller zu erkennen und zu verhindern, suchte die Gemeinde nach digitalen Lösungen. In Oberzent war es besonders die Erleichterung der Arbeit für die Wassermeister, die den Ausschlag gegeben hat. Die Stadt ist eine Flächenkommune aus vier fusionierten Gemeinden. Die manuelle Überprüfung des Wassernetzes hat viel Zeit gekostet. Bürgermeister Christian Kehrer betont: „Es war uns wichtig, die Wasserversorgung zukunftsgerecht aufzustellen“, und verweist auf erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen durch die neuen Technologien.
Was haben die Kommunen für die Umsetzung getan?
In Lauben entwickelte der Bürgermeister gemeinsam mit einem Gemeinderat, der selbst Ingenieur ist, ein Projektexposé und nutzte das Förderprogramm „Kommunal.digital“ des Bayerischen Staatsministeriums. Darüber erhielt die Gemeinde rund 350.000 Euro und musste einen Eigenanteil von zehn Prozent leisten. Tiefbaumaßnahmen für neue Schächte und das Bestücken mit Sensoren wurden Schritt für Schritt umgesetzt. Über 30 digitale Wasserzähler liefern nun Echtzeitdaten, die über LoRaWAN-Gateways übertragen werden. Ein Ingenieurbüro übernahm die technische und softwareseitige Umsetzung sowie die Integration der Komponenten. Der Pilotbereich im Ortsteil Stielings wird engmaschig überwacht, um das Potenzial der Technologie optimal zu nutzen.
Das digitale Netz hat uns bereits dabei geholfen, Wasserverluste schnell zu finden.
Bei der Interpretation der Werte setze man jedoch weiterhin auf die Erfahrung der Wasserwarte: „Da geht es um Erfahrungswerte, was normale Verbräuche sein können und was nicht. Die Grenzwerte werden jetzt nach und nach nachgeschärft auf Grundlage der Messwerte, die wir sammeln.“
Die hohen Kosten und der große Tiefbauaufwand sind laut dem Bürgermeister in Teilen dem Pilotcharakter des Projekts geschuldet: „Wir haben einige neue Schächte installiert, weil wir im Pilotprojekt auch ausloten wollten, wie engmaschig das Netz sein muss, um effektiv überwachen zu können. Andere Kommunen können sicherlich erst einmal mit den vorhandenen Schächten arbeiten und so deutlich Kosten einsparen.“
Oberzent setzt auf ein cloudbasiertes Monitoringsystem mit LoRaWAN zur Vernetzung der dezentralen Messstellen. So können die Wassermeister alle relevanten Daten wie Durchfluss-, Füllstands- und Druckwerte zentral auf mobilen Endgeräten abrufen, was den zeitintensiven Weg zu den einzelnen Anlagen erspart. Zudem wurden Hochbehältertüren mit Sensoren gesichert. „Jetzt werden wir sofort alarmiert, wenn jemand die Türen öffnet oder die Hochbehälter leerlaufen“, sagt Bürgermeister Kehrer.
Dieses Projekt wurde in Kooperation mit einem lokalen Unternehmen und dem regionalen Energieversorger realisiert. Die Kosten lagen deutlich über 100.000 Euro wie der Bürgermeister berichtet: „Wir hatten Glück, dass ein Unternehmen Interesse hatte, ein Pilotprojekt zu starten, um herauszufinden, wie man Wasserverluste im Netz schnell finden kann. Das ist eine lokale Firma, die das digitale Netz dann gemeinsam mit dem Energieversorger vor Ort umgesetzt hat. Ohne das Pilotprojekt wären die Kosten kaum zu stemmen gewesen. Wir hatten vorher versucht, eine Förderung für ein Wasserversorgungskonzept zu bekommen. Die Förderung ist allerdings leider abgelehnt worden.“
Der nächste Schritt in beiden Kommunen ist es, digitale Wasserzähler einzuführen, um Verbrauchsdaten automatisch und in Echtzeit zu erhalten, anstatt wie bisher manuell und jährlich. Da die Wasserzähler privater Haushalte gesetzlich ohnehin nicht länger als maximal zwölf Jahre genutzt werden dürfen, wird der Austausch nach und nach stattfinden.
Welche Vorteile konnten bereits identifiziert werden?
Beide Kommunen sprechen von spürbaren Vorteilen: Lauben konnte Wasserverluste schneller und gezielter aufspüren, etwa ein Leck im Oktober 2024, das zügig repariert wurde. Außerdem wurde die Arbeit der Wasserwarte enorm erleichtert, da die Ablesefrequenzen für die Wasserzähler reduziert werden konnten. Dies entlastet sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch die Infrastruktur. Laut Bürgermeister Pfuhl hat die Umstellung auch die Sensibilität der Bevölkerung für das Thema Wasserverbrauch erhöht. Die Berichterstattung über die Umstellung habe bei vielen Menschen erst das Bewusstsein dafür geschaffen, was das kommunale Wassernetz alles leistet.
Auch in Oberzent hat die Digitalisierung die Reaktionsfähigkeit bei Störfällen erhöht, die Routinekontrollen verringert und durch die zentrale Datenansicht auf dem Dashboard die Effizienz der Wassermeister deutlich gesteigert.
Durch die Digitalisierung des Wassernetzes haben wir enorme Kosten gespart und insbesondere Rohrbrüche früher erkannt.
Beide Kommunen zeigen, wie digitale Wassernetze auf lokaler Ebene erfolgreich zur Ressourcenschonung, Kostenreduktion und Effizienzsteigerung beitragen können. Die Kombination von moderner Sensorik, LoRaWAN-Datenübertragung und cloudbasierten Monitoringsystemen ermöglicht eine zeitnahe Erkennung von Wasserverlusten und erleichtert die Arbeit des technischen Personals deutlich. Beide Kommunen erhalten bereits Anfragen von Städten und Gemeinden aus der Region, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, ihr Wassernetz zu digitalisieren. „Die Übertragbarkeit der Erfahrungen ist nach meiner Einschätzung sehr hoch“, sagt Laubens Bürgermeister. „Das Netz ist leicht skalierbar für Kommunen anderer Größe – ob bezogen auf die Einwohnerzahl oder die Ausdehnung.“




