Leitfaden
Kluge Stadtplanung gegen Klimafolgen
Besonders lehrreich: Praxisbeispiele aus hessischen Kommunen, die sich bereits auf den Weg zur Schwammstadt gemacht haben, zeigen, mit welchen Maßnahmen eine dem Klimawandel angepasste Stadtentwicklung gelingen kann.
Beispiel 1: das Klimaanpassungs- und Handlungskonzept aus Marburg
Anderswo wird noch an umfassenden Konzepten gearbeitet, Marburg hat bereits eines auf den Schreibtischen. Besonders im Fokus: die Hitze- und Überflutungsvorsorge. Bürgerinnen und Bürgern steht online schon jetzt eine Stadtklimaanalyse und eine Niederschlags-Abfluss-Simulation zur Verfügung. Für die eigene Nachbarschaft werden so auch die Bewohner mit in die Verantwortung genommen. Die Stadt wirbt explizit um privates Engagement. Etwa, wenn es um die Begrünung von Haus- und Garagendächern geht. Die Vorteile wird den privaten Immobilienbesitzern auch mit Zuschüssen schmackhaft gemacht: Die Begrünungen halten Niederschlagswasser zurück, dämmen das Dach zusätzlich, speichert CO₂ und bietet Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Das Konzept unterscheidet zwischen städtebaulichen Maßnahmen wie etwa die Schaffung, Optimierung und Vernetzung von Grünflächen, Maßnahmen an Gebäuden wie Begrünungen, Verschattungselemente und Farb- und Materialwahl für die Gebäudehüllen sowie Maßnahmen in Straßen und Freiräumen wie offene Wasser- und Retentionsflächen, unterirdische Füllkörper oder Versickerungsmulden und -rigolen.
Beispiel 2: das Konzept aus Offenbach
Offenbach punktet mit Klimafunktionskarten und Planungshinweiskarten. Zudem wurden 130 Maßnahmen in diesen acht Handlungsfeldern verabschiedet: Gesundheit und Soziales, Verkehrswesen und Luftqualität, Industrie und Gewerbe, Wasserwirtschaft und -ressourcen, Stadtstruktur und Stadtentwicklung, Gebäude und Baumaterialien, Grünflächen, Land- und Forstwirtschaft, Biodiversität und Ökosysteme. Auch hier im Fokus: Gebäudebegrünungen, Versickerung, Retention und Verdunstung von Niederschlägen.
Wassersensible Stadtentwicklung: Noch nicht überall auf dem Schirm
Aus Sicht des Landesverbandes Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz e.V. (LDEW) kommt dieser Leitfaden zur genau richtigen Zeit. Das Thema Wasser habe, heißt es aus dem Verband, in den kommunalpolitischen Entscheidungen noch nicht immer die notwendige Priorität. Im Abwägungsprozess der unterschiedlichen Interessen liege der Fokus häufig stärker auf den positiven Aspekten der städtebaulichen Entwicklung und weniger auf Fragen des Gewässerschutzes oder Maßnahmen zur Sicherstellung einer ausreichenden Wasserversorgung. Letztere werde einfach als gegeben angenommen.
"Betrachtet man jede kommunalpolitische Entscheidung der Siedlungsentwicklung für sich, ist das zunächst nicht problematisch. Von einer übergeordneten Ebene aus gesehen, stellen diese Entscheidungen unsere Mitgliedsunternehmen, die Wasserversorger und Abwasserentsorger, aber vor große Herausforderungen", erklärt Sebastian Exner, stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes. Ein Umdenken in der Siedlungsentwicklung sei dringend erforderlich.

Der Leitfaden - eine umfassende Hilfestellung
Der Leitfaden soll Kommunen Orientierung und eine umfassende Hilfestellung für die wassersensible Stadtentwicklung bieten. Den Antrieb der hessischen Wasserwirtschaft, die Trinkwasser- und Abwasserinfrastrukturen langfristig, zukunftsfest und nachhaltig zu gestalten, kann Sebastian Exner schon länger erkennen. "Dazu gehören Gewässerschutzmaßnahmen. Dazu gehört der Einsatz für eine konsequente Umsetzung des Vorrangs der öffentlichen Wasserversorgung. Und dazu gehört auch, einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für einen nachhaltigen Gebrauch der Ressource Wasser zu leisten.
134 Seiten Wissen plus Praxisbeispiele: Hier geht es zum Leitfaden.


