Klimaschutz
Kommunen erzeugen Energie über eigenen Bedarf hinaus
Energie im Landkreis Cham
Eine erste Photovoltaik-Freifläche soll im kommenden Jahr bereits umgesetzt werden. In Cham will man bis 2033 aus Windkraftanlagen 140 Megawattstunden Strom erzeugen und 300 Megawattstunden aus Photovoltaik. Ebenfalls im Fokus: Batterie- und Pumpspeicher sowie der Ausbau der Wasserstofftechnologie. Ist Wasserkraft zur Energiegewinnung auch ein Thema? Franz Löffler schüttelt den Kopf: „Wir haben in unserer Region entweder da, wo Gefälle ist, kein Wasser oder wo Wasser ist, kein Gefälle. Trotzdem wollen wir einen größtmöglichen Energiemix erreichen.“
Kommunen arbeiten zusammen: Landkreis Oberallgäu
Den Grundsatzbeschluss zur Gründung einer kommunalen Energiegesellschaft wurde auch im bayerischen Landkreis Oberallgäu schon früh getroffen: Im Frühjahr des Jahres 2023. Landrätin Indra Baier-Müller ist sicher: Bei Großprojekten sei die Zusammenarbeit ein großer Vorteil, gerade auch für kleinere Kommunen, die aus eigener Kraft keine umfangreichen Projekte stemmen könnten. „Unsere Ziele orientieren sich an unserem Masterplan. Dort sind realistische Werte für den Energiebedarf im Jahr 2035 prognostiziert. Diese Werte müssen aber nicht allein von der Energiegesellschaft erreicht werden, denn selbstverständlich tragen auch private Projekte –zum Beispiel der Ausbau der Dachflächenphotovoltaik – ihren Teil dazu bei.“

Im Landkreis Unterallgäu ist man noch nicht ganz so weit. Derzeit befinden sich 28 von 52 Städten und Gemeinden noch in einer Art Findungsprozess. Landrat Alex Eder erklärt: „Erste Informationsveranstaltungen haben im letzten Jahr stattgefunden. Derzeit fokussieren wir uns auf Workshops mit den Kommunen, die sich um rechtliche und fachliche Fragen drehen. Wir sind aber guten Mutes, dass auch wir schon bald die Gründung einer GmbH mit angeschlossenen Projektgesellschaften verkünden können.“
In Cham ist die Gründung, auch finanziell betrachtet, schon in weitgehend „trockenen Tüchern“. Die 37 Gemeinden und auch der Landkreis finanzieren das gemeinsame Kommunalunternehmen mit jeweils drei Euro pro Einwohner je Jahr. Für die Finanzierung der Projekt GmbH & Co. KG sind die Pläne noch nicht abschließend fixiert. Der Landkreis nennt 80 Prozent Fremdkapital als Ziel und lotet derzeit die Möglichkeiten individueller Finanzierungsmöglichkeiten aus.
Bürger finanziell beteiligen
Immer auch eine Möglichkeit für derartige Unternehmen: die finanzielle Beteiligung der Bürgerschaft. Alex Eder, Landrat im Unterallgäu, hat dazu eine klare Meinung: „Für mich ist die beste Bürgerbeteiligung, wenn das Unternehmen in kommunaler Hand bleibt – dann gehört es quasi allen. Das sieht Franz Löffler aus Cham zwar ähnlich, allerdings glaubt er in Sachen Bürgerbeteiligung nicht an einen Selbstläufer: „Die Zinsen sind gestiegen und die Bürger können von einer Energiebeteiligung sicherlich nur überschaubare Renditen erwarten.“
Bleiben die großen Probleme, die sich vor Ort nicht wirklich beeinflussen lassen: etwa die der Speicherkapazitäten und des Netzausbaus. Franz Löffler bilanziert: „Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Landrätin Baier-Müller fügt hinzu: „Eine unserer wesentlichen Aufgaben, neben der grünen Energiegewinnung selbst: Einen Ausgleich zu schaffen zwischen Energiegewinnung auf der einen Seite sowie der Akzeptanz bei der Bevölkerung auf der anderen Seite. Auch in diesen Bereichen braucht es Kompromisse.“

