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Photovoltaikanlage bei Waldmünchen im Landkreis Cham
Photovoltaikanlage bei Waldmünchen im Landkreis Cham
© Pressestelle LRA Cham

Klimaschutz

Kommunen erzeugen Energie über eigenen Bedarf hinaus

von Annette Lübbers
Reporterin
19. Juni 2024
In Bayern dürfen Städte, Gemeinden und Landkreise seit gut einem Jahr ihre eigene Energie produzieren – auch über den Bedarf hinaus. Drei Kreise sind bereits eingestiegen – was sie dazu getrieben hat und wie sie ihr Engagement heute bewerten.

Besonders weit gediehen ist der Prozess im Landkreis Cham. Bereits im Mai 2023 wurde hier zusammen mit der Mehrheit der Kommunen im Landkreis ein Kommunalunternehmen gegründet. Landrat Franz Löffler: „Von unseren 39 Städten und Gemeinden sind 37 mit dabei. Die eigentliche Mammutaufgabe beginnt allerdings erst jetzt: Das gemeinsame Kommunalunternehmen muss prüfen: Welche Grundstücke stehen zur Verfügung? Wie könnte eine Finanzierung mit welchen Investoren in welche Projekte aussehen? Welche Genehmigungen brauchen wir und wie viel Zeit werden diese in Anspruch nehmen?“

Energie im Landkreis Cham

Eine erste Photovoltaik-Freifläche soll im kommenden Jahr bereits umgesetzt werden. In Cham will man bis 2033 aus Windkraftanlagen 140 Megawattstunden Strom erzeugen und 300 Megawattstunden aus Photovoltaik. Ebenfalls im Fokus: Batterie- und Pumpspeicher sowie der Ausbau der Wasserstofftechnologie. Ist Wasserkraft zur Energiegewinnung auch ein Thema? Franz Löffler schüttelt den Kopf: „Wir haben in unserer Region entweder da, wo Gefälle ist, kein Wasser oder wo Wasser ist, kein Gefälle. Trotzdem wollen wir einen größtmöglichen Energiemix erreichen.“

Kommunen arbeiten zusammen: Landkreis Oberallgäu

Den Grundsatzbeschluss zur Gründung einer kommunalen Energiegesellschaft wurde auch im bayerischen Landkreis Oberallgäu schon früh getroffen: Im Frühjahr des Jahres 2023. Landrätin Indra Baier-Müller ist sicher: Bei Großprojekten sei die Zusammenarbeit ein großer Vorteil, gerade auch für kleinere Kommunen, die aus eigener Kraft keine umfangreichen Projekte stemmen könnten. „Unsere Ziele orientieren sich an unserem Masterplan. Dort sind realistische Werte für den Energiebedarf im Jahr 2035 prognostiziert. Diese Werte müssen aber nicht allein von der Energiegesellschaft erreicht werden, denn selbstverständlich tragen auch private Projekte –zum Beispiel der Ausbau der Dachflächenphotovoltaik – ihren Teil dazu bei.“

Bei der Vertragsunterzeichnung zur Gründung der Regionalwerke GmbH im Mai: (v.l.) die beiden Geschäftsführer Martin Ritt und Klaus Amberger, Bürgermeister Martin Stoiber, Landrat Franz Löffler, die Bürgermeister Sandro Bauer, Paul Roßberger und Markus Ackermann sowie Notar Robert Maurer.
Bei der Vertragsunterzeichnung zur Gründung der Regionalwerke GmbH im Mai: (v.l.) die beiden Geschäftsführer Martin Ritt und Klaus Amberger, Bürgermeister Martin Stoiber, Landrat Franz Löffler, die Bürgermeister Sandro Bauer, Paul Roßberger und Markus Ackermann sowie Notar Robert Maurer.

Im Landkreis Unterallgäu ist man noch nicht ganz so weit. Derzeit befinden sich 28 von 52 Städten und Gemeinden noch in einer Art Findungsprozess. Landrat Alex Eder erklärt: „Erste Informationsveranstaltungen haben im letzten Jahr stattgefunden. Derzeit fokussieren wir uns auf Workshops mit den Kommunen, die sich um rechtliche und fachliche Fragen drehen. Wir sind aber guten Mutes, dass auch wir schon bald die Gründung einer GmbH mit angeschlossenen Projektgesellschaften verkünden können.“

In Cham ist die Gründung, auch finanziell betrachtet, schon in weitgehend „trockenen Tüchern“. Die 37 Gemeinden und auch der Landkreis finanzieren das gemeinsame Kommunalunternehmen mit jeweils drei Euro pro Einwohner je Jahr. Für die Finanzierung der Projekt GmbH & Co. KG sind die Pläne noch nicht abschließend fixiert. Der Landkreis nennt 80 Prozent Fremdkapital als Ziel und lotet derzeit die Möglichkeiten individueller Finanzierungsmöglichkeiten aus.

Bürger finanziell beteiligen

Immer auch eine Möglichkeit für derartige Unternehmen: die finanzielle Beteiligung der Bürgerschaft.  Alex Eder, Landrat im Unterallgäu, hat dazu eine klare Meinung: „Für mich ist die beste Bürgerbeteiligung, wenn das Unternehmen in kommunaler Hand bleibt – dann gehört es quasi allen. Das sieht Franz Löffler aus Cham zwar ähnlich, allerdings glaubt er in Sachen Bürgerbeteiligung nicht an einen Selbstläufer: „Die Zinsen sind gestiegen und die Bürger können von einer Energiebeteiligung sicherlich nur überschaubare Renditen erwarten.“

Bleiben die großen Probleme, die sich vor Ort nicht wirklich beeinflussen lassen: etwa die der Speicherkapazitäten und des Netzausbaus.  Franz Löffler bilanziert: „Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Landrätin Baier-Müller fügt hinzu: „Eine unserer wesentlichen Aufgaben, neben der grünen Energiegewinnung selbst: Einen Ausgleich zu schaffen zwischen Energiegewinnung auf der einen Seite sowie der Akzeptanz bei der Bevölkerung auf der anderen Seite. Auch in diesen Bereichen braucht es Kompromisse.“

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