Tipps
So gelingt kreatives Standortmarketing
Standortmarketing - kommunale Marke definieren
Bei der Analyse der eigenen Kommune sollten die Stärken und Schwächen deutlich herausgearbeitet und schließlich konkrete Punkte festgelegt werden, die die kommunale „Marke“ letztlich nach außen hin ausmachen sollen. Von einer Zuspitzung auf ein Logo oder einen Slogan rät Block allerdings ab. „Das macht nur Sinn, wenn man als Kommune ein echtes Alleinstellungsmerkmal hat. Ansonsten wird es entweder beliebig oder zu reduziert.“
Beispiel Waldkirch: EInheitlicher Auftritt
Was Standortmarketing konkret bewirken kann, ist in Waldkirch in Baden-Württemberg zu beobachten. In den Jahren 2015 und 2016 wurde dort eine Marketing-Offensive durchgeführt, die seither in mehreren Etappen umgesetzt wurde. Am Beginn stand der Wunsch nach einem Corporate Design. „Wir wollten als Stadt endlich einen einheitlichen Auftritt nach außen haben“, erzählt Dezernatsleiterin Melanie Gehl-Moser, die in Waldkirch für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung zuständig ist, und so wurde in einem ersten Schritt der Außenauftritt vereinheitlicht. Begleitend dazu wurde ein Gesamtkonzept rund ums Stadtmarketing entwickelt. „Uns ging es darum, zu zeigen, was die Stadt alles bietet – statt wie bisher verschiedene Einzelmaßnahmen durchzuführen, wollten wir dabei nun geordneter und gezielter vorgehen“.
Vom Parkleitysystem bis zu digitalen Stadtrundgängen
Für insgesamt knapp 41.000 Euro hat man sich in Waldkirch Beratung von außen geholt – auch, weil die Kapazitäten zu einem derartigen Analyseprozess innerhalb der eigenen Verwaltung laut Gehl-Moser nicht vorhanden waren. Aus Sicht der Dezernatsleiterin eine lohnende Investition. „Man selbst wird schnell betriebsblind. Zudem stößt man in einer Verwaltung immer wieder an Grenzen, wenn argumentiert wird, dass etwas schon immer so gemacht wurde. Wenn dann jemand von außen kommt und eine Änderung vorschlägt, ist das leichter anzunehmen.“ Dabei habe man sich auf bestimmte Kernaufgaben festgelegt, die bei der Vorstellung im Gemeinderat gleich beschlossen wurden. 2017 wurden schließlich die Hauptmaßnahmen der Offensive umgesetzt, darunter ein Parkleitsystem, ein Besucherleitsystem, eine Touristenführer-Broschüre, ein Gastronomie-Leitsystem sowie die Ausarbeitung digitaler Stadtrundgänge. Zudem wurde das Netzwerk „Wirtschaftsdialog“ gegründet.
Mittlerweile steht nun die Gestaltung der Innenstadt im Fokus. So werden als aktuelles Projekt die „sprechenden Bänke“ installiert, Sitzbänke, die mit QR-Code ausgestattet werden, über den Interessierte an ihrem Smartphone Geschichten rund um den jeweiligen Standort erfahren können.
Beispiel Wedemark: Workshops zur Digitalisierung
In der Wedemark in Niedersachsen steht das regionale Standortmarketing noch ganz am Anfang. So hat sich dort vor kurzem der Verein „zusammenwedemark Standortmarketing“ gegründet. Dessen Ziel ist es, die Region als lebenswerten Wirtschaftsstandort zu präsentieren. „Wir möchten nicht abgehängt werden – deshalb wollen wir uns jetzt digital aufstellen“, sagt Sprecherin Claudia Kreysel. Die Idee hierzu ist entstanden aus den Erfahrungen während der Corona-Pandemie. So hatten sich zu Lockdown-Zeiten über 300 Unternehmen der privaten Initiative „Betriebe vor Ort unterstützen“ angeschlossen. „In der Pandemie gab es einen großen Spirit, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen, auch über Kommunengrenzen hinaus – diesen wollten wir nun aufgreifen und verfestigen“, so Kreysel. Die 17 Orte der Wedemark mit insgesamt 30.000 Einwohnern liegen weit verstreut und unterscheiden sich stark. „Jeder Ort hier ist anders, hat andere Rahmenbedingungen, Vereine, Ausflugsziele und Unternehmen Vom Einzelhandel über das Startup bis zum Großkonzern ist hier alles vertreten“. Zentrale Plattform hierfür soll die Website zusammenwedemark werden. Außerdem verfolgt der Verein auch analoge Ziele.
Schon jetzt werden themenorientierte Workshops etwa zur Digitalisierung angeboten, zudem ist für die Zukunft die Organisation einer Wirtschaftsmesse ebenso wie einer Jobbörse geplant. Für die Umsetzung dieser Ziele bekommt der Verein jährlich 30.000 Euro von der Gemeinde Wedemark, hinzu kommen die Mitgliedsbeiträge der Unternehmen und projektbezogene Förderungen.

Beispiel Freiberg: Imagekampagne gestartet
Wie entscheidend Standortmarketing für die Außenwahrnehmung eines Ortes sein kann, hat man im sächsischen Freiberg in Sachsen erlebt. Im Jahr 2020 gab es dort massive Protestaktionen gegen die Coronapolitik, die Fotos und Filmaufnahmen der Märsche durch den Ort gingen deutschlandweit durch die Medien. „Damals kamen keine schönen Bilder aus Freiberg“, sagt Bettina Keller, die Leiterin der dortigen Wirtschaftsförderung, und „eine eigentlich kleine, aber sehr laute Gruppe“ habe das Image der Stadt stark beschädigt. So hätten Gäste von außen, die einen Besuch in Freiberg planten, zu dieser Zeit durchaus ängstlich bei Hoteliers oder Unternehmen angerufen. Die Stadt hat darauf mit einer groß angelegten Imagekampagne reagiert. „Wir lieben Freiberg“ lautete das Motto und via soziale Medien, Websites und Plakatwände bezogen die Mitwirkenden Stellung.

Die Kampagne hat gewirkt – nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. „Durch die Kampagne ist das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Identifikation mit der Stadt noch einmal gestiegen“, so Keller. Aktuell läuft nun eine weitere Kampagne unter selbigem Titel zur Fachkräftegewinnung in der Region. „Das Thema drängt schon seit mehreren Jahren und wir haben uns als Stadt Gedanken gemacht, was man dagegen tun kann“, so Keller. Das Ziel war es, etwas Branchen-Unabhängiges zu schaffen, das „die breite Masse der Unternehmen und Gewerbebetriebe“ für die Akquise nutzen kann. So entstand die Idee zu drei Werbe-Filmclips für den Standort Freiberg, die sich mal an die 30-45 Jährigen, mal an die 16-20 Jährigen Auszubildenden und Studenten, mal an die über 50-Jährigen richten sollen und den „Wohlfühlcharakter und das Lebensgefühl“ der Stadt wiederspiegeln. Begleitet von einer professionellen Agentur wurde mittlerweile der erste Clip umgesetzt und beworben. Die Kosten von insgesamt 23.000 Euro hat komplett die Stadt übernommen. „Wir sehen das als Investition“, sagt Keller. „Die Unternehmen zahlen schließlich Gewerbesteuer. Ihnen wollen wir als Stadt etwas zurückgeben und dazu beitragen, dass Fachkräfte den Weg nach Freiberg finden.“


