Mobilfunknetz
Müllwagen spüren Funklöcher auf
Mobilfunk: Datenbasis erstellen
„Wir wollen eine realistische und valide Datenbasis haben, mit der wir gut arbeiten können“, sagt Qendresa Behluli, die als Mobilfunkkoordinatorin im Kreis Recklinghausen arbeitet. Damit agiert sie als „Bindeglied zwischen Mobilfunkanbietern und Verwaltung“ und kümmert sich um die Netzanbindung im Landkreis. Ihr Hauptthema: Funklöcher. Zwar steht der Landkreis laut Behluli im Vergleich zu anderen Regionen in NRW relativ gut da, wenn es um die 4G- und 5-G-Versorgung geht, aber es gibt dennoch bestimmte Flecken, bei denen es Probleme gibt, etwa rund um den Naturpark Hohe Mark. „Unser Ziel ist ein möglichst guter Empfang im gesamten Kreisgebiet“, so Behluli und hierfür gäbe es noch einiges zu tun.
Einbindung aller kreisangehörigen Städte
Geht es darum, exakt zu verorten, wo die Netzanbindung schlecht ist, fehlten in Recklinghausen bisher ausreichende Daten. Zwar hätten die Mobilfunkanbieter selbst durchaus Karten zur Netzqualität vorliegen, diese seien allerdings oft nicht genau genug. „Wir haben uns überlegt, wie wir die Daten am besten erheben können“, sagt Behluli. Auf der Suche nach einem geeigneten Vorgehen sind sie auf die bereits in anderen Orten erprobte Idee gestoßen, die kommunalen Müllwagen mit Messboxen auszustatten. Um möglichst umfassend vorzugehen, wurden schon zu Beginn auch die 10 kreisangehörige Städte mit ins Boot geholt, die alle sofort bereit gewesen seien zu dem Projekt, wie Behluli erzählt.
Simple technische Umsetzung
Damit die Müllwagen möglichst umfassende Daten liefern können, werden sie mit kleinen viereckigen Messboxen mit drei Antennen ausgestattet, die auf ein Armaturenbrett passen. Diese werden per USB-Kabel angeschlossen und messen alle 20 Sekunden das Signal der verschiedenen Netzbetreiber. Die Ergebnisse werden auf der SIM-Karte gespeichert und später übertragen. „Die Müllfahrzeuge eignen sich für die Datenerhebung besonders gut. Sie sind ohnehin unterwegs, fahren in geringem Tempo durch fast jede Straße und stoppen auch regelmäßig“, sagt Behluli. Dadurch könnten zahlreiche und eng aneinander liegende Messwerte gesammelt werden, die anschließend ins Geo-Informations-System des Landkreises eingearbeitet werden können.
Finanzierung durch Landkreis
Fünf solcher Messboxen wurden vom Landkreis als Mietmodell erworben, die ersten drei Monate des Projekts sind sie in den einen fünf Kommunen, die nächsten drei Monate in den weiteren fünf Kommunen in den dort eingesetzten Müllwägen im Einsatz. Die Mietkosten in Höhe von knapp 15.000 Euro trägt der Landkreis.
Kommunikation mit Mobilfunknetzanbietern
Die Auswertung der Daten wird vom Team des Landkreises um Behluli übernommen, wobei der jeweils gemessene Wert in der Übersicht in Form eines Ampelsystem angezeigt wird, also grün für eine gute Verbindung, gelb für eine schwache Verbindung und rot für Funklöcher. Sind alle Daten zusammengetragen und steht im Detail fest, wo es Verbesserungsbedarf gibt, wird Behluli auf die Mobilfunknetzanbieter zugehen und einzelne Standorte besprechen. Im Vorfeld plant die Koordinatorin bestimmte Fragen bereits abzuklären, etwa jene, wo sich mögliche öffentliche Liegenschaften befinden, die man zur Errichtung von Masten verwenden könnte. „Die Qualität des Netzes hängt wesentlich an den Anbietern, aber diese sind unserer bisherigen Erfahrung nach meist sehr kooperativ“, sagt Behluli. Die Kommune sei vor allem immer dann involviert, wenn es um Baugenehmigungen gehe.
Ansatz bewährt sich
Seit September 2024 sind die ausgestatteten Wägen im Landkreis Recklinghausen unterwegs und die ersten Erfahrungswerte sind durchweg positiv, wie Behluli sagt. „Die bisherige Umsetzung verlief völlig problemlos. Dabei hat sich sehr bewährt, dass die Fahrten ja ohnehin stattfinden und wir daher keinerlei logistischen Schwierigkeiten hatten. Auch zusätzliche Personalkosten fallen keine an“, so die Koordinatorin. Als positiv hat sie auch die Abstimmung mit den kreisangehörigen Städten erlebt. „Gerade die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Betriebshöfen wurde noch einmal sehr gestärkt durch das Projekt“, sagt Behluli. Schon Ende Januar 2025 sollen die Fahrten der Müllwagen durch die verschiedenen Kommunen abgeschlossen sein, dann werden die erfassten Daten systematisch ausgewertet. Alle Flächen, die mit den Müllwagen dann noch nicht angefahren werden konnten, sollen in Folge z.B. über Förster in Forstgebieten oder Pflege-Kolonnen in Parkanlagen erschlossen werden. „Theoretisch ist der Einsatz der Messboxen auch auf einem Fahrrad oder Lastenrad möglich“, sagt Behluli.

