Landarztquote ist beschlossene Sache
Die Plätze sollen für Bewerber reserviert werden, die sich verpflichten, zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten!"
So will das Land die Landarztquote durchsetzen
Die Landarztquote soll knapp acht Prozent betragen. Mit dieser Quote können angehende Medizinstudenten den weiter recht hohen Numerus Clausus umgehen. Diese knapp acht Prozent der Studienplätze sollen künftig für Bewerber reserviert werden, die sich vertraglich verpflichten, zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Die Auswahl soll neben der Verpflichtung auch Kriterien wie vorausgegangene Ausbildungen, etwa zum Rettungssanitäter, aber auch ehrenamtliches Engagement bei Hilfsorganisationen beinhalten. Zudem werde es Eignungstests geben, kündigte der zuständige Minister Laumann an. Teilnehmern, die sich nach ihrem Studium nicht an die Verpflichtung halten, drohten empfindliche Geldstrafen.
Neben der Landarztquote gibt es in NRW weitere Quoten
Vergleichbare Quoten gibt es bereits für die Zahl ausländischer Studenten und für Sanitätsoffiziere der Bundeswehr. Nach einem Gerichtsurteil dürfen die Bundesländer insgesamt maximal 20 Prozent der Stuienplätze in der Medizin auf diese Weise vergeben. NRW würde zusammen mit der Landarztquote unter diesem Wert bleiben, verfassungsrechtlich drohen somit keine Gefahren für das Gesetz.

Auch Schleswig-Holstein will die Landarztquote
Die noch junge "Jamaika-Koalition" in Schleswig-Holstein hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, eine solche Landarztquote im Norden einführen zu wollen. Dort ist die Rede von bis zu 10 Prozent der Medizinstudienplätze, die an Bewerber vergeben werden sollen, die aufs Dorf möchten. Das Bundesland dürfte sich nun den Gesetzesentwurf in NRW genau ansehen. Ähnlich wie in NRW ist in Schleswig-Holstein geplant, dass ein Teil der Plätze im Fach Medizin nicht mehr an Bewerber mit guten Abiturnoten oder langen Wartezeiten vergeben wird, sondern eben an Menschen, die sich vertraglich zur Arbeit in unterversorgten Regionen verpflichten. Und auch in Bayern ist eine Landarztquote schon seit einem Jahr in Vorbereitung. Ursprünglich wollte der Süden sogar das erste Bundesland sein, in dem sie eingeführt wird. Aber auch dort gibt es viele Widerstände, wie ein KOMMUNAL-Beitrag aus dem vergangenen Jahr zeigte.
Wir sind entsetzt, wie eine Versorgungsproblematik auf dem Rücken junger Ärzte ausgetragen wird, anstatt sich mit den Ursachen zu beschäftigen"
Landarztquote stößt auf heftige Kritik von Verbänden
Die erste Reaktion auf den Gesetzesentwurf in NRW kam am frühen Abend direkt nach Bekanntgabe vom Bundesverband der Medizinstudierenden in Deutschland. In einer Twitter-Reaktion auf die Bekanntgabe des Entwurfes auf unserem KOMMUNAL-Twitter-Account (www.twitter.com/kommunalde) schrieb der Verband: ""Wir sind entsetzt, wie eine Versorgungsproblematik auf dem Rücken von jungen Ärzten ausgetragen wird, anstatt sich mit den Ursachen zu beschäftigen". Der Verband kritisiert vor allem eine "unverhältnismäßige Einschränkung der beruflichen Wahlmöglichkeiten". Auch die Kassenärztliche Vereinigung lehnt die Landarztquote ab. Ihr Regionalverband in Schleswig-Holstein fürchtet nach eigenen Angaben sogar, dass dadurch die Versorgung in ländlichen Gebieten schlechter werde. Es könne zu einem Imageschaden für den ländlichen Raum kommen. Schleswig-Holsteins Ärztekammer-Präsident Bartmann nennt die Landarztquote "implizit das Eingeständnis, dass die Tätigkeit als Landarzt per se unattraktiv ist".
NRW glaubt an zahlreiche Nachahmer der Landarztquote
NRW Gesundheitsminister Laumann geht hingegen davon aus, dass zahlreiche weitere Länder dem Beispiel des größten deutschen Bundeslandes folgen werden. "Wir wollen auch andere Bundesländer motivieren, diesen Schritt zu gehen", sagte er. Neue Nahrung bekam die Diskussion auch durch die bereits erwähnte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Dieses hatte die Bundesländer im vergangenen Jahr aufgefordert, die Studienvergabe gerechter zu gestalten.