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Recycling wird immer moderner und umweltfreundlicher - etwa hier in einer Biogasanlage - gleichzeitig steigen die Müllmengen und die Müllgebühren
Recycling wird immer moderner und umweltfreundlicher - etwa hier in einer Biogasanlage - gleichzeitig steigen die Müllmengen und die Müllgebühren

Auswege aus der Gebührenspirale

Entsorgung: Warum die Müllgebühren fast überall steigen

von Klaus Martin Höfer
Reporter
27. Januar 2022
Steigen die Kosten, müssen diese auf die Verursacher umgelegt werden. Eine klare Sache. Das ist auch bei den Müllgebühren der Fall. Viele Entsorgungsunternehmen analysieren daher noch genauer, warum die Kosten steigen und versuchen, Alternativen zur Erhöhung der Müllgebühren zu finden. Ein Überblick über den aktuellen Markt der Entsorgungsindustrie.

Immer mehr Kommunen und Landkreise sehen sich gezwungen, ihre Müllgebühren zu erhöhen. Laut einer aktuellen Umfrage rechnen zwei von drei Kommunen mit steigenden Preisen. Hauptgrund: Die Corona-Pandemie. Sie hat auch in vielen Privathaushalten zu höheren Abfallmengen geführt. Zahlreiche Kommunen erklären außerdem, wegen der angespannten Finanzlage andere Leistungen verteuern oder  reduzieren zu wollen.

Weitaus tiefer für die Müllentsorgung in die Tasche greifen müssen zum Beispiel die Einwohner im Landkreis Würzburg: Statt 166 Euro kostet der Abtransport einer Restmülltonne seit Beginn des Jahres 200 Euro – ein Viertel mehr. In der bayerischen Landeshauptstadt München kostete die wöchentliche Leerung einer 80-Liter-Tonne bislang 237 Euro, jetzt sind es 305 Euro. Andere Städte, Gemeinden und Kreise in Bayern planen ähnliche Erhöhungen: Im Landkreis Ostallgäu zum Beispiel müssen die privaten Haushalte durchschnittlich 30 Euro mehr im Jahr für die Müllabfuhr bezahlen. 

Mehr Müll = höhere Müllgebühren - das sind die nackten Verbrauchszahlen  

Die Kommunen geben gestiegene Personalkosten und geringe Erträge bei der Verwertung von Wertstoffen an. Einen wesentlichen Anteil bei der Preiskalkulation hat zudem der coronabedingte Anstieg der Müllmengen. Auf eine kurze Formel gebracht: Wer mehr Zeit zu Hause verbringt, macht dort auch mehr Müll. Zudem muss der durch Corona in Krankenhäusern, Arztpraxen, Labor- und anderen medizinischen Betrieben entstandene zusätzliche Sondermüll angemessen entsorgt werden.

Die Zahlen des Statistschen Bundesamtes sind dabei eindrucksvoll: Während in den Jahren 2018 und 2019 die Haushaltsabfälle im Schnitt pro Person um zwei Kilogramm angestiegen sind, davor die Menge gar gesunken war, warfen die Menschen in Deutschland im ersten Corona-Jahr 2020 19 Kilogramm mehr weg als im Jahr zuvor. Pro Kopf waren das 476 Kilogramm Müll.  So kamen deutschlandweit 40 Millionen Tonnen Haushaltsabfälle zusammen, vier Prozent oder 1,6 Millionen Tonnen mehr als im Jahr 2019.

Die Gründe für steigende Müllgebühren sind aber vielfältiger...

Wer im Home Office oder eine Quarantäne in den eigenen vier Wänden verbringt, kocht dort auch mehr. Und lässt sich Essen oder andere Sachen liefern. Zudem sind auch schlicht viele Einrichtungen geschlossen, in denen man seine Freizeit verbringen könnte – also bleibt man zuhause. Bei Papier, Pappe und Karton ging nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) zwar die Menge zurück, das Volumen stieg aber im Schnitt um sechs Prozent. Die Altglas-Menge stieg um sieben Prozent; in den ersten Monaten des "Lockdown light" waren es sogar in einigen Orten mehr als 20 Prozent.

Zusammen mit dem aus Kunststoffen und Metall bestehenden Verpackungsmüll liegen diese Wertstoffe im Gesamtaufkommen knapp hinter dem Restmüll, der mit im Schnitt 160 Tonnen pro Person den größten Posten stellt.  Bio-Abfall macht 128 Tonnen aus, wenn er in der braunen Tonnen landet. Doch dürfte diese Menge nach Einschätzung von Fachleuten höher sein. Denn oft wird der organische Müll zusammen mit dem Restmüll entsorgt.

Was noch dazu kommt: Wer zuhause Langeweile hat, kommt öfters auf die Idee aufzuräumen:  Die Rumpelkammer, den Dachboden, den Keller. Oder zu renovieren. Auch das produziert Müll.

Entsorgungsunternehmen suchen nach Alternativen zu höheren Müllgebühren 

Einige Kommunen suchen nach Lösungen,  unabhängig von einer Erhöhung der Müllgebühren. Eine Möglichkeit könnte sein, die Verwaltung zu verschlanken und Aufgaben zu verlagern. Im Unterallgäu zum Beispiel wird die Datenerfassung und -verarbeitung zur Müllabfuhr von den einzelnen Städten und Gemeinden auf den Kreis verlagert. Die Bürger können online ihre Tonnen an-, um- und abmelden. Die Abfallentsorgungsgebühren zieht das Landratsamt ein, das die Daten zentral verwaltet.  So sollen Kosten gesenkt werden.

Doch auch die einzelnen Bürger sollen besser mitarbeiten und ihr Müllverhalten ändern. Die Volumenzunahme bei Papier, Pappe und Kartons lässt sich nämlich auch dadurch erklären, dass weniger platzsparendes Papier und mehr sperrige Pappe und Kartons entsorgt wurden. Und dass Kartons oft einfach so in die Tonne geworfen werden. Der erhöhte Platzbedarf lässt sich verringern oder gar vermeiden: Die Entsorgungsunternehmen appellieren an die Verbraucher, Pappe und Kartons zu falten. Dies helfe beim Verarbeiten und beim Recyclen – spart also Kosten.

Auch im Stadtgebiet aufgestellte Mülleimer können helfen, zumindest das Wegwerfen solcher Kartons oder Verpackungen in der Umwelt zu verhindern. Moderne Abfallbehälter für Kommunen lassen sich jederzeit auch über Beschaffungsplattformen kurzfristig bestellen, wie etwa hier auf www.kommunalbeschaffung.de (Transparenzhinweis: gehört wie KOMMUNAL zur Zimper Media GmbH) 

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Potential liegt, dies haben Studien wie vor zwei Jahren eine des Hessischen Umweltministeriums ergeben, bei der Abfallvermeidung: Materialien gar nicht erst zum Müll werden lassen. Zum Beispiel Verpackung erneut verwenden, Gläser statt Plastikbecher nehmen, Elektro- und Elektronikgeräte reparieren statt wegzuwerfen, kaputte Möbel zum Schreiner geben oder Bekleidung zum Nähen zum Schneider.

Die im BDE zusammengeschlossenen Entsorger berichteten zudem, dass zu Corona-Zeiten allgemein weniger Wert auf Mülltrennung gelegt werde. Eine möglich genaue Trennung des Abfalls nach Abfallarten sei aber die Grundlage für den Wiedereinsatz in neuen Produkten und Voraussetzung für eine Kreislaufwirtschaft, "die diesen Namen auch verdient", sagt BDE-Präsident Peter Kurth.

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Umgekehrt bedeutet dies auch: Je weniger Abfall recyelt wird, desto teurer wird die Entsorgung. Mehr Disziplin bei der Mülltrennung kann also auch helfen, die Müllgebühren nicht übermäßig steigen zu lassen. Wer dabei zu fahrlässig ist, könnte es mittlerweile auch schnell daran merken, dass die Müllabfuhr die volle Tonne stehen lässst. Denn seit Jahresbeginn müssem die Entsorger neue Recylingquoten berücksichtigen. Das ist der Anteil an Wertstoffen aus den Verpackungsabfällen, der tatsächlich wiederverwertet wird. Bei Papier, Pappe, Karton sowie Glas, Aluminium und Metallen liegt diese Quote jetzt bei 90 Prozent, in den Vorjahren waren es 80 Prozent bzw. 85 Prozent. Mülltonnen mit heftigen Fehlwürfen mitzunehmen können sich die Entsorger damit möglicherweise nicht mehr leisten.         

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