Sanierungsprojekt
Wirtschaftlicher: Naturbad ersetzt Schwimmbad
Naturbad im Zentrum Freyungs
Im Herzen des Orts gelegen und von einer großen Liegewiese umgeben, ist das Schwimmbad in Freyung laut Bürgermeister Olaf Heinrich seit Jahrzehnten eine beliebte Institution. „Viele können das Bad durch die gute Lage zu Fuß erreichen und im Sommer treffen sich hier Menschen quer durch alle Generationen“, so Heinrich. Allerdings: Nach rund 60 Jahren Betrieb ist das alte Schwimmbad grundlegend sanierungsbedürftig. Ständige Lecks im Becken führten in den vergangenen Jahren zu einem dauernden Wasserverlust, eine Reparatur des alten Beckens ist baulich nicht mehr möglich. „Es war schnell klar, dass das alte Bad in seiner Struktur nicht mehr gerettet werden kann und wir eine andere Lösung brauchen“, sagt Heinrich.
Weniger Nutzer, dennoch wichtig: Ein Bad im Ort
„Wie können wir das Bad so für die Zukunft ausrichten, dass es nachhaltig und wirtschaftlich ist?“, das war laut Heinrich die Kernfrage bei den Überlegungen zur möglichen Zukunft der Freizeiteinrichtung. Dass es auch weiterhin ein Schwimmbad geben soll, sei immer Konsens im Stadtrat gewesen, schließlich sei ein solches in der Kommune ein wichtiger Standortfaktor und gerade für die Familien von großer Bedeutung. Gleichwohl ist es laut Heinrich immer schwieriger, ein Bad wirtschaftlich zu führen, schließlich habe die Zahl der Nutzer in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen und zählt das Freyunger Schwimmbad nur noch die Hälfte der Besucher im Vergleich mit den Werten aus den 1970er Jahren. Ein Grund hierfür ist wohl auch die Zunahme an privaten Pools, wie Heinrich sagt. Auf der Suche nach einer innovativen und rentablen Lösung ist der Freyunger Bürgermeister schließlich auf die Anlage eines Naturbads gestoßen.
Nachhaltig und wirtschaftlich: das Naturbad
In einem Naturbad gibt es neben dem Schwimmerbecken ein Aufbereitungsbecken, in das das benutzte Wasser gepumpt wird und Verunreinigungen mithilfe von Pflanzen, Mineralien und Mikroorganismen ab- und umgebaut werden. Die gesamten Wasserflächen sind zum Erdreich hin mit Folie abgedichtet, es besteht also keine Verbindung zum Grundwasser oder zu anstehenden Oberflächengewässern. Die Vorteile: Im Naturbad wird abgesehen von der Pumpe kaum mehr Technik benötigt, zudem kann komplett auf Chemikalien wie Chlor verzichtet werden. Das Wasser selbst wird in Freyung ausschließlich von einer auf dem Gelände liegenden Quelle kommen, die Wasser in Trinkwasserqualität liefert, wie Heinrich sagt. Beheizt wird dieses via PV-Anlagen, die sogar mehr Strom erzeugen werden, als das Bad selbst verbracht. „Für uns war es sehr wichtig, dass wir kein Fernwasser für den Betrieb des Bades brauchen. Außerdem wollten wir ein autarkes Energie-plus-Bad bauen – mit dem Naturbad ist das nun realisierbar“, so Heinrich.
Information und Bürgerbeteiligung entscheidend
Was die Wasserqualität und die Schwimm-Möglichkeiten anbelangt, ist ein Naturbad laut Heinrich absolut gleichwertig wie ein traditionell betriebenes Schwimmbad. Für viele eine überraschende Erkenntnis. So hat Heinrich festgestellt: „Es ist sehr wichtig, genau darüber zu informieren, was ein Naturbad ausmacht und wie die Reinigung funktioniert. Viele können sich darunter erst einmal nichts vorstellen und haben Angst, dass das Wasser dreckig ist und man dort nicht mehr gut schwimmen kann“. Entsprechend gab es in Freyung zu Beginn auch durchaus kontroverse Diskussionen und standen viele Fragen im Raum. Im Zuge verschiedener Bürgerbeteiligungs-Formate und Informationsveranstaltungen wurde deshalb klar kommuniziert: „Ob einfach nur plantschen oder sportlich schwimmen - alles, was sich der Normalbürger wünscht, ist auch in einem Naturbad möglich“, so Heinrich. Letztlich wurde der Umbau zum Naturbad im Stadtrat einstimmig beschlossen und auch in der Bevölkerung steht die große Mehrheit nun hinter der biologischen Alternative.

Bau und Betrieb deutlich günstiger
Im Vergleich zu einem Schwimmbad mit traditioneller Technik, Reinigungspraxis und Heizanlage, ist das Naturbad sowohl im Bau als auch im Betrieb deutlich günstiger. „Abgesehen von der Pumpe und dem Bau der Regenerationsfläche, ist der technische Aufwand bei einem Naturbad minimal. Man braucht keine Heizungsanlage, kein Gas mehr, keine Schwellbehälter und auch keinen TÜV“, so Heinrich. Das Bauvolumen für das Naturbad liegt nach aktuellen Berechnungen bei rund 2,5 Millionen Euro – bei einer technischen Sanierung hätte die Kommune „mindestens mit den doppelten Kosten rechnen müssen“. Entlastend kommt in Freyung hinzu, dass der Ort für das Projekt große Förderungen zugesagt bekommen hat. So werden von den rund 1,5 Millionen Euro, die das neue Becken kostet, 90 Prozent aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert, für den weiteren Bau der Außenanlage erhält die Stadt via eine Leader-Förderung 60 Prozent Zuschuss.
Eröffnung 2025 geplant
Seit zwei Jahren nun liegt das alte Schwimmbad in Freyung still; in diesem Jahr erfolgt der Umbau zum Naturbad, dessen Eröffnung für den Frühsommer 2025 geplant ist. Im Zentrum von Freyung wird es dann wieder ein Bad mit großem Schwimmbereich geben, das darüber hinaus um verschiedene Attraktionen wie eine Kletterwand im Wasser, Bachläufe für kleinere Kinder und Spielplätze reicher ist.


