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Smart Kiosk Nürnberg
Eröffnung des Smart Kiosks in der Nürnberger Innenstadt - einem Ort für digitale Teilhabe
© Don Bosco Nürnberg / Claudia Klinger

Sozialangebot

Smart Kiosk - WLAN für Wohnungslose

von Dorothea Walchshäusl
Reporterin | KOMMUNAL
21. Dezember 2023
In der Nürnberger Innenstadt gibt es einen Smart Kiosk, bei dem Wohnungslose neben digitaler Unterstützung auch persönliche Beratung erhalten. Das niedrigschwellige Angebot wird intensiv genutzt.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die entscheidend sind: eine Steckdose für das Handy zum Beispiel, eine funktionierende WLAN-Verbindung oder eine heiße Tasse Kaffee. Beim neu eröffneten Smart Kiosk in der Nürnberger Innenstadt bekommen Wohnungslose seit vorigen Herbst all das und noch einiges mehr, schließlich sind das WLAN und der Kaffee oft nur Einstiegshilfen, um wirklich ins Gespräch zu kommen. Dass das niedrigschwellige Sozialangebot des Don Bosco Jugendwerks funktioniert, zeigt der rege Besuch.

Smart Kiosk statt reiner Ladestation

„Wohnungslose Menschen haben meist keinen gesicherten Zugang zum Internet oder einem Computer, oft mangelt es auch ganz schlicht an einer Steckdose, um ihr Handy aufzuladen“, sagt Marco Weiß, der den Smart Kiosk als Assistent der Einrichtungsleitung des Don Bosco Jugendwerks in Nürnberg mitbetreut. Welche digitalen Angebote brauchen obdachlose junge Menschen, um besser in unsere Gesellschaft integriert zu werden? Dies war entsprechend auch die Ausgangsfrage eines Forschungsprojekts an der Technischen Hochschule Nürnberg, in Zuge dessen als erster Schritt an der sogenannten „KreuzerBude“ in der Königsstraße in Nürnberg eine automatisierte Ladestation für Handys aufgestellt wurde.

Digitales Angebot braucht persönliche Begleitung

„Bei der ersten Ladestation handelte es sich um einen Kasten mit sieben Schließfächern, in denen jeweils verschiedene Anschlüsse für Handys zum Anstecken waren, bedienbar via ein Touchpad mit PIN-Codes“, sagt Weiß. Allerdings habe sich schnell gezeigt, dass eine solche Station schwer zu betreiben sei, wenn niemand vor Ort ist, der im Zweifelsfall helfen kann, etwa wenn ein Eingabefehler passiert oder jemand mit der Technik überfordert ist. Zudem wurden mit der Station nur das Aufladen der Handys ermöglicht, nicht aber die anderen digitalen Bedarfe abgedeckt. Um hier nachzubessern, haben sich Mitarbeiter des Forschungsprojekts intensiv mit den Fachkräften des Don Bosco Jugendwerks ausgetauscht. „Dabei ist die Idee entstanden, alles, was von den jungen Wohnungslosen an digitalen Angeboten gebraucht wird, an einem Ort zu bündeln, an dem jemand da ist als Ansprechpartner und man sich auch aufhalten kann“, so Weiß.

Standort mitten in der Innenstadt

Das Wichtigste, um dieses niedrigschwellige Angebot umzusetzen, war laut Weiß ein möglichst zentraler Standort, zu dem man nicht extra hinfahren muss und der offen zugänglich ist. „Es gibt natürlich schon etliche Beratungsangebote in der Stadt, aber eigentlich immer muss man bewusst einen Weg auf sich nehmen und schließlich durch eine Tür hindurch gehen – das schreckt viele ab“, sagt Weiß. Mit dem ehemaligen „Bratwurst Point“, einem Kiosk in der Nürnberger Pfannenschmiedsgasse mitten in der Fußgängerzone und zudem in Bahnhofsnähe, wurde schließlich der passende Ort für den geplanten Smart Kiosk gefunden. „Hier kommen viele ohnehin regelmäßig vorbei und können vollkommen unverbindlich und spontan bei uns auftauchen“, so der Don Bosco-Mitarbeiter.

Weit mehr als nur ein smarter Kiosk

Seit 26. September ist der Smart Kiosk an den Wochentagen von 9 bis 15 Uhr geöffnet, wobei die außen angebrachte Ladestation auch außerhalb der Öffnungszeiten täglich von 6 bis 20 Uhr benutzt werden kann. „Der Smart Kiosk ist eine offene Theke mitten in der Stadt“, sagt Weiß. „Man bekommt dort einen Kaffee, kann sein Handy anschließen, am PC recherchieren und sich beraten lassen.“ Jeweils zwei Mitarbeitende des Don Bosco Jugendwerks sind dann als Ansprechpartner vor Ort, die die Besucher bei der Recherche am PC, beim Ausdrucken, Scannen oder Ausfüllen von Online-Formularen unterstützen. Das Wichtigste aber sei laut Weiß „das offene Ohr der Mitarbeiter für ganz verschiedene Themen und Probleme“. Schon jetzt zeigt sich, dass viele der Kiosk-Besucher regelmäßig vorbeischauen und zunehmend Vertrauen gewinnen zu den Betreibern. Diese könnten einfach nur zuhören oder auch konkret beraten und bei Bedarf Hilfsangebote vermitteln.

Team berät Kioskbesucher

Dass die Beratung so gut angenommen wird, liegt nicht zuletzt an der Besetzung des Teams. So sind neben Sozialarbeiter auch sogenannte Peer-Berater im Einsatz, Mitarbeiter des Don Bosco-Jugendwerks also, die selbst bereits einmal Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit gemacht haben und sich dadurch besonders gut einfühlen können in die Kioskbesucher.

Angebote des Don Bosco Jugendwerks Nürnberg

Das Don Bosco Jugendwerk Nürnberg ist eine Einrichtung der Salesianer Don Boscos, die in Nürnberg mit unterschiedlichen Angeboten präsent ist. Der Smart Kiosk ist dabei Teil des Projekts „Stellwerk“, einer Bündelung verschiedener Angebote, bei denen junge Menschen, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden, Ansprechpartner finden und eine Perspektive für ihre Zukunft entwickeln sollen. Dabei gibt es laut Weiß zahlreiche Schnittstellen zur Stadt Nürnberg, insbesondere zum Jugend- und Sozialamt sowie zum Jobcenter.

Eröffnungsgruppe Smart Kiosk
Feiern den neuen Smart Kiosk in Nürnberg: Prof. Frank Sowa (TH Nürnberg), Pater Christian Vahlhaus SDB (Salesianer Don Boscos), Oberbürgermeister Marcus König und Stefan Müller (Don Bosco Jugendwerk Nürnberg)

Kooperation der TH Nürnberg mit dem Don Bosco Jugendwerk

Bis heute wird das Projekt intensiv begleitet durch die TH Nürnberg, die am Beispiel des Smart Kiosk untersucht, inwiefern digitale Angebote von jungen Wohnungslosen angenommen werden und zu einem Inklusionsprozess beitragen können. Unterstützt wird die Umsetzung der Anlaufstelle in der Stadt zudem von der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern, dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und der Stadt Nürnberg.

Intensive Nutzung seit Eröffnung

Noch ist es zu früh, um abschließend zu bewerten, wie der Smart Kiosk tatsächlich wirkt und inwiefern das digitale Angebot helfen kann, um Wohnungslose ein Stück zurück in die Gesellschaft zu bringen. Dies wird nicht zuletzt auch die wissenschaftliche Auswertung durch die Hochschule zeigen. Fest steht aber schon nach den ersten Wochen: „Das Angebot wird dankbar angenommen und intensiv genutzt. Bislang ist hier immer etwas los und viel zu tun für die Mitarbeiter“, so Weiß. Dabei seien es in den wenigsten Fällen nur die technischen Tools, wegen derer die Besucher kommen. Mindestens ebenso intensiv genutzt werde die Möglichkeit, mit jemanden zu reden. „Viele Kioskbesucher bleiben stehen, trinken einen Kaffee, dann kommt man ins Reden und mit der Zeit erzählen die Menschen mehr von sich und ihren Problemen“, so Weiß. Im besten Fall könnte der Kiosk darüber hinaus auch zur Entstigmatisierung beitragen. So sei der Kiosk selbstverständlich für alle offen und sollen nicht nur Wohnungslose, sondern auch die Stadtgesellschaft angesprochen werden.

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