Psychologie
Superkräfte für Höchstleistungen bei der Arbeit
Was ist Selbstwirksamkeit genau?
Das Konzept der Selbstwirksamkeit wurde 1986 vom kanadischen Psychologen Albert Bandura entwickelt. Dazu gehört die Erkenntnis, dass ein hohes Vertrauen in die eigenen Kompetenzen die Leistung beeinflusst. Wer eine hohe Selbstwirksamkeit hat, glaubt nicht nur an die eigenen Kompetenzen, sondern ist auch davon überzeugt, mit seinem Verhalten etwas zu bewirken. Dagegen haben Menschen mit einer geringen Selbstwirksamkeit das Gefühl, über bestimmte Situationen keine Kontrolle zu haben. Sie sehen Probleme dann als Hürden, die sie nicht überwinden können, und resignieren.
Warum ist Selbstwirksamkeit wichtig?
Die eigene Überzeugung spielt also eine sehr wichtige Rolle.
Stellen Sie sich vor, dass eine schwierige Aufgabe vor Ihnen liegt. Sie ist wirklich herausfordernd. Jetzt haben Sie zwei Möglichkeiten, damit umzugehen:
1. Sie fühlen sich der Situation ausgeliefert und glauben nicht, dass Sie die Aufgabe bewältigen können. Die mögliche Folge: Sie schaffen es tatsächlich nicht, weil Sie unbewusst erwarten, es nicht zu schaffen.
2. Sie wissen, dass die Situation herausfordernd ist, aber Sie sind davon überzeugt, sie meistern zu können. Sicher können Sie sich vorstellen, dass Sie an eine Herausforderung dann mit einem ganz anderen Gefühl herangehen und sie viel eher bewältigen.
Selbstwirksamkeit kann man lernen
Wissen Sie, wie ausgeprägt Ihre Selbstwirksamkeit ist? Stellen Sie sich einfach mal die folgenden Fragen:
Sehe ich Hindernisse oder Probleme als spannende Herausforderung oder als unüberwindliche Hürde? Traue ich mir zu, aus schwierigen Situationen mit eigener Kraft herauszukommen? Kann ich auch mit Problemen umgehen, die ganz plötzlich auftreten?

Falls Sie glauben, eine geringe Selbstwirksamkeit zu haben: Keine Sorge – es gibt viele Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. Albert Bandura trug vier Faktoren zusammen, die eine Rolle spielen:
Sammeln Sie positive Erfahrungen. Klar, wenn Sie bei etwas Erfolg hatten, macht das Mut – und das stärkt die Selbstwirksamkeit. Lernen Sie, diese Erfolge wahrzunehmen. Dabei gilt: Je größer die Herausforderung war, desto größer ist die Wirkung. Tipp: Fangen Sie trotzdem klein an. Die ersten Erfolge ermutigen Sie dann, auf größere hinzuarbeiten.
Suchen Sie Vorbilder. Kennen Sie Menschen, die das, was Sie erreichen möchten, schon geschafft haben? Dann nehmen Sie sie zum Vorbild, denn das verstärkt auch den Glauben an Sie selbst: Wenn diese Menschen es geschafft haben, kriegen Sie es auch hin.
Lassen Sie sich verbal ermutigen. Suchen Sie Menschen, die an Sie glauben. Das können Freunde, Familienmitglieder oder der Partner sein – Hauptsache, der Rückhalt ist authentisch und die Ermutigung wirklich ernst gemeint. Das wirkt sich auch auf Ihre Überzeugung aus.
Kontrollieren Sie Ihre Emotionen. Manchmal reagiert der Körper ganz spontan auf eine Situation. Wenn Sie zum Beispiel einen Vortrag halten müssen, kann es sein, dass Ihr Adrenalinspiegel steigt. Hier kommt es darauf an, wie Sie diese Reaktion interpretieren – sie kann Panik ausdrücken, aber auch Vorfreude. Ihre Interpretation entscheidet, ob Sie eine Situation als belastend oder erfreulich. Hinzu kommt: Wenn Sie wissen, wie Ihr Körper reagiert, können Sie lernen, die Emotionen zu kontrollieren. Hier können auch Stressbewältigungstechniken hilfreich sein.
Tipp: Führen Sie ein Erfolgstagebuch. Schreiben Sie jeden Abend hinein, was Ihnen an diesem Tag besonders gut gelungen ist und was Sie gelernt haben. Auf diese Weise lernen Sie, diese Erfolge wahrzunehmen und zu feiern.
Was bringt Ihnen Selbstwirksamkeit am Arbeitsplatz?
Eine gute Selbstwirksamkeit wirkt sich in jeder Lebenslage aus – bei der Arbeit wie im Privatleben. Am Arbeitsplatz erhöht sie die Motivation. Arbeitnehmer mit hoher Selbstwirksamkeit sind eher bereit, sich weiterzuentwickeln. Sie bringen sich mit ein, wenn es darum geht, Verbesserungsvorschläge zu machen. Außerdem zeigen sie grundsätzlich mehr Initiative. Hinzu kommt, dass sie besser mit Belastungen umgehen können.
Auch ganze Teams können von einer hohen Selbstwirksamkeit profitieren, denn wenn sie kollektiv an ihren Erfolg glauben, sind die Mitglieder zufriedener, motivierter und leistungsfähiger.

Selbstwirksamkeit senkt den Stresspegel
Je besser Ihre Selbstwirksamkeit ausgeprägt ist, desto größer ist Ihr Durchhaltevermögen. Das bedeutet, dass Sie mit Rückschlägen emotional besser umgehen können. Sie geben nicht auf, sondern bleiben am Ball, bis Sie Ihr Ziel erreicht haben.
Die Überzeugung, Herausforderungen aus eigener Kraft meistern zu können, senkt zudem den Stresspegel. Das Risiko für Depressionen wird reduziert. Auch auf Ängste wirkt sich eine gute Selbstwirksamkeit aus. Wenn Sie sich nicht als Opfer sehen, sondern davon überzeugt sind, auch schwierige Situationen bewältigen zu können, haben Sie keine Angst mehr davor.
Was haben Arbeitgeber von selbstwirksamen Teams?
Studien zeigen, dass Mitarbeiter, die eine gute Selbstwirksamkeit haben, nicht nur freiwillig dazu bereit sind, mehr zu arbeiten und sich stärker zu engagieren. Die Möglichkeit, mitzugestalten, fördert zudem die Mitarbeiterbindung. Positive Folgen: Die Fluktuationsrate sinkt, ebenso die Zahl der Fehltage. Gleichzeitig steigt die Produktivität des Teams.
Was können Sie als Arbeitgeber tun?
Als Arbeitgeber können Sie Ihr Team unterstützen, indem Sie dessen Erfolge wirklich wertschätzen. Ebenso wichtig ist es, Ihre Haltung gegenüber den Mitarbeitenden zu überprüfen. Wenn Sie sie als vertrauenswürdig und kompetent wahrnehmen, stärkt dies deren Selbstwirksamkeit. Unterstützen Sie die Mitarbeiter dabei, wichtige Kompetenzen zu entwickeln und bringen Sie immer wieder erfolgreiche Vorbilder ins Spiel. Das stärkt die Motivation. Natürlich ist eine positive Arbeitsatmosphäre eine wichtige Voraussetzung, um die Selbstwirksamkeit Ihrer Mitarbeiter zu erhöhen. Ideal ist ein Rahmen, in dem sich die Menschen sicher und aufgehoben fühlen und gleichzeitig Raum haben, um sich ausprobieren und einbringen zu können.
Kennen Sie den Bannister-Effekt? Er ist nach Roger Bannister benannt, einem Studenten, der gleichzeitig Läufer war. Der Mann hatte gehört, dass es noch nie einem Menschen gelungen war, eine Meile in weniger als vier Minuten zu laufen. Experten hielten es für unmöglich. Bannister aber, der Medizin studierte, war überzeugt, dass es möglich sein muss. Er stellte sich vor, wie er es schafft, trainierte intensiv – körperlich und mental – und schaffte es am 6. Mai 1954, die Meile in 3:59,4 Minuten zu laufen. Bannister ist es damit gelungen, limitierende Glaubenssätze zu verändern. Im Grunde genommen gilt das für alle Menschen, die etwas erreicht haben, was vorher für unmöglich gehalten wurde.

