Gegen den Mitgliederverlust
Was Kommunen für ihre Sportvereine tun können
Sportvereine verlieren 1 Million Mitglieder
„Man darf trotz der deutlichen Zahlen nicht vergessen, dass der Sport nach wie vor der größte Träger zivilgesellschaftlichen Engagements ist und es in Deutschland deutlich über 8 Millionen Menschen gibt, die sich tagtäglich in Sportvereinen engagieren“, betont Rump. Dies zeigt auch der Freiwilligensurvey. So bindet der Sportbereich konstant den höchsten Anteil ehrenamtlich und freiwillig engagierter Personen in der Bevölkerung und engagierten sich 13,Prozent der Bevölkerung im Alter ab 14 Jahre 2019 im Sport, davon knapp 87 Prozent in Vereinen. Gleichwohl nimmt das Engagement definitiv ab, was einher geht mit einem leichten, aber kontinuierlichen Rückgang der bundesweit eingetragenen Vereine, wie Rump berichtet. Dabei gebe es nach wie vor eine starke Nachfrage nach dem Angebot der Sportvereine. Was also sind die Gründe für den Rückgang beim Engagement?

Vielschichtige Gründe für Rückgang
Die „kurzfristige, projektbezogene Arbeit“ ist nicht das Problem, wie Rump feststellt. Schwieriger werde es, wenn es um die Besetzung der Leitungs- und Führungspositionen und die gewählten Ämter gehe, zudem gebe es auch bei den Trainerstellen einen klaren Bedarf. Die Ursachen für den Rückgang sind aus Sicht von Rump sehr vielschichtig. An erster Stelle steht hier der enorme Zeitaufwand, den es braucht, um die Leitungspositionen adäquat auszufüllen. „Viele Menschen haben schlicht nicht mehr die Zeit, um die Ämter auszuüben“, so Rump, was auch daran liege, dass die Aufgaben an diesen Stellen eher mehr als weniger werden. „Beispiele wie etwa die Einführung der Datenschutzverordnung zeigen deutlich, wie komplex und anfordernd die Aufgaben in den Führungsbereichen geworden sind. Hier sind nur noch wenige bereit, sich das anzutun und das Ehrenamt wird oft zur Belastung“, so Rump.
Zudem ist seiner Beobachtung nach auch der Anspruch der Vereinsmitglieder gestiegen. „Vereine werden immer öfter als Dienstleistungsapparate wahrgenommen statt als gemeinnützige Organisationen, bei denen alle mithelfen müssen, damit es gelingt“. Gerade kleine Vereine und deren Vorsteher könnten diesem Anspruch kaum mehr gerecht werden, große Vereine würden mittlerweile hingegen oft hauptamtliches Personal einsetzen.
Mitgliederverlust bei Sportvereinen mit fatalen Auswirkungen
Gerade für die kleineren Kommunen sind die Konsequenzen dieser Entwicklung mitunter fatal. „Die Sportvereine sind oft die einzig verbleibenden sozialen Treffpunkte in den Kommunen und haben eine riesige Bedeutung für die Bürger“, so Rump. Gleichzeitig ist ihr Bestehen zu 100 Prozent abhängig vom Engagement Freiwilliger. Liegen dann die Leitungsposten brach, ist die Existenz des Vereins schnell gefährdet und bricht mit dem Sportverein eine wesentliche soziale und integrative Institution in der Kommune weg. Manchmal könne dann die Fusionierung mit dem Verein aus dem Nachbarort noch eine durchaus tragfähige Lösung sein, wie Rump weiß, oftmals aber wird das Angebot schlicht eingestellt. Umso wichtiger ist es, möglichst früh gegenzusteuern – auch von kommunaler Seite.

Was Kommunen tun können
Auch wenn die Gründe für den Rückgang vielschichtig sind und die Vereine selbst vor großen Herausforderungen stehen – die Kommunen können laut Rump viel tun, um die Vereine vor Ort bestmöglich zu unterstützen. „Die Sportvereine brauchen die kommunalen Partner, um zu überleben“, sagt Boris Rump. Seine Empfehlungen im Überblick:
- Sportvereine konstant unterstützen statt nur Einzelprojekte: Strukturförderung ist häufig besser als Projektförderung
- Netzwerken und vermitteln: Kommunen sind für die Vereine wichtige Kommunikatoren und sollten die verschiedene kommunalen Einrichtungen, z.B. Schulen, Vereine und örtliche Wirtschaftsunternehmen miteinander vernetzen
- keine Steine in den Weg legen und örtliche Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, zum Beispiel die Sportstätten in kommunaler Verwaltung
- Präsent sein und Verbundenheit zu den Vereinen zeigen: etwa durch einen eigenen Stand beim Sportfest
Der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) der Humboldt-Universität zu Berlin zählt mit 28.690 Interviews in 2014 und 27.762 Interviews in 2019 zu den größeren Bevölkerungsbefragungen in Deutschland. Genauere Informationen zu den Ergebnissen finden sich hier.