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Junge Menschen
Junge Menschen sind ein enormer Gewinn fürs Ehrenamt und erfahren dort Selbstwirksamkeit und Freude an der Gemeinschaft.
© 123rf.com

Ideen

Wie Kommunen junge Menschen für das Ehrenamt gewinnen

von Dorothea Walchshäusl
Reporterin | KOMMUNAL
24. November 2025
Sie wollen in Ihrer Gemeinde mehr junge Menschen zum Mitmachen bewegen? Diese Beispiele aus Bocholt, Nürnberg und anderen Kommunen zeigen, wie Beteiligung, Anerkennung und Eigenverantwortung das Ehrenamt stärken.

Bei der Feuerwehr, in der Nachbarschaftshilfe oder im Sportverein: Ehrenamtliches Engagement trägt wesentlich zu einem lebendigen und sozialen Miteinander in einer Kommune bei. Ob sich jemand ehrenamtlich engagiert, entscheidet sich oft schon in jungen Jahren und kaum etwas motiviert hier mehr, als die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft. Bei rund sechs Millionen jungen Menschen zwischen sechs und 27 Jahren ist das in Deutschland schon der Fall. Doch was können die Kommunen selbst dazu beitragen, dass sich noch mehr junge Bürger in ihrer Heimat einbringen? Wir haben uns verschiedene Beispiele angesehen.

„Generation engagiert“ – eigene Ideen verwirklichen in Bocholt

„Bei uns in Bocholt hat das Ehrenamt schon immer einen sehr hohen Stellenwert“, sagt Christian Tewiele, der Leiter des Fachbereichs Soziales in Bocholt. Er leitet auch die dortige Freiwilligenagentur und begleitet Projekt wie die Ehrenamtskarte, die Vereinsmesse oder die Freiwilligenakademie. Viele der Menschen, die sich einbringen, seien allerdings etwas älter, so Tewiele. Er  hat sich daher immer wieder die Frage gestellt, wie man jüngere Menschen noch gezielter fürs Ehrenamt ansprechen könnte. Dass sich ehrenamtliches Engagement in der Jugend lohnen kann, hat Finja Schmeink, die jüngste ehrenamtliche Mitarbeiterin der Freiwilligen-Agentur, selbst erlebt. „Für mich ist es extrem bereichernd, ehrenamtlich aktiv zu sein und das nicht alleine, sondern mit Gleichaltrigen“, sagt Schmeink. Allerdings sei es neben Schule und Alltag oft erstmal nicht leicht, den Einstieg ins Ehrenamt zu finden.

 Selbstwirksamkeit spüren

Auf Initiative von Schmeink wurde in Bocholt nun das Projekt „Generation engagiert“ gestartet. Die Idee: Junge Menschen, die Lust haben, etwas zu verändern, können sich mit Begleitung und Unterstützung der Freiwilligenagentur zusammentun, um ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. „Das Wichtigste war uns, dass die jungen Menschen aus der eigenen Motivation heraus etwas tun und nicht einfach nur etwas umsetzen, was bereits vorgegeben ist“, sagt Schmeink. Nur so könnten sie ein Thema verwirklichen, an dem ihnen persönlich etwas gelegen ist und erfahren, dass man auch wirklich etwas bewegen kann.

Nachdem das Projekt über verschiedene Kanäle beworben worden war, hat sich schließlich ein kleines Team von jungen Menschen gebildet, die regelmäßig mit Schmeink zusammenkommen. Ihr selbst gewähltes Thema: Aufklären über den Organspendeausweis. Hierzu planen die Jugendlichen verschiedene Aktionen, darunter Info-Veranstaltungen an Schulen, Sponsorenläufe, einen Stand am Weihnachtsmarkt und Interviews mit Betroffenen. „Bislang haben die Jugendlichen sehr viel Spaß dabei und jede Menge weitere Ideen. Ich bin gespannt, was sich daraus noch alles ergeben wird“, sagt Schmeink.

Ein Preis für junges Engagement in Nürnberg

Um das Engagement junger Bürger als Kommune zu fördern, wurde in Nürnberg eine eigene Plattform geschaffen, die unter dem Titel „YOUNGAGAGEMENT“ verschiedenste Angebote für junge Menschen bündelt und diese möglichst niedrigschwellig und transparent darstellt. Ergänzend wurde zudem ein Preis ins Leben gerufen, der an besonders engagierte Nürnberger unter 30 Jahren verliehen wird. Bewerben können sich Einzelpersonen ebenso wie Teams, wobei von einer Jury pro Kategorie sechs Bewerbungen ausgewählt werden. Danach stimmt die Öffentlichkeit per Online-Voting für ihre Favoriten ab und erhalten die zwei Projekte mit der größten Unterstützung in jeder Kategorie jeweils eine Förderung von 1.000 Euro für ein Projekt.

Ehrenamts-Urkunde in Salzhausen

Wer sich ehrenamtlich engagiert, bringt auch für Ausbildung, Studium oder Job oft die nötige Tatkraft mit. Umso wichtiger ist ein Nachweis des Engagements für zukünftige Ausbilder und Arbeitgeber. In Salzhausen hat der Gemeinderat deshalb 2022 den Beschluss gefasst, jungen Bürgern eine eigene Urkunde zu verleihen, wenn sie mindestens 20 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet haben. Dies soll auch ein Anreiz für andere Jugendliche sein, sich zu engagieren. Konkret können sich Jugendliche in Salzhausen auf der Webseite www.jungesehrenamt.de registrieren und dort entweder ein bestehendes Projekt auswählen oder ein neues Projekt anlegen.

Auszeichnung für Jugendleiter in Lingen an der Ems

In Lingen an der Ems hat das Engagement von jungen Menschen ebenfalls einen hohen Stellenwert und wird von der Kommune besonders unterstützt. So können besonders engagierte und geschulte Jugendliche via die Stadt die sogenannte Jugendleitercard (Juleica) beantragen - einen bundesweit einheitlichen Ausweis, mit dem Ehrenamtliche ihr Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit nachweisen können. Die Voraussetzungen dafür: Die Ehrenamtlichen müssen mindestens 16 Jahre alt sein, an einem speziellen Jugendleiterkurs teilgenommen und einen Erste-Hilfe-Kurs belegt haben. Die Karte selbst ist schließlich drei Jahre gültig und bringt verschiedene Vergünstigungen mit sich.

Jugendbeteiligungskonferenz im Kreis Paderborn

Geht es um die Wünsche und Bedürfnisse von jungen Menschen, ist es am besten, man fragt die Jugendlichen selbst. Im Kreis Paderborn hat sich hierzu das Format der Jugendbeteiligungskonferenz bewährt, bei der eine große Gruppe von Paderborner Jugendlichen im Kreishaus zusammenkommt. Bereits zum vierten Mal haben sich die Jugendlichen mit verschiedenen Vertretern der Kommune wie dem Schulsozialarbeiter, dem Leiter des Kreisjugendamtes und dem Landrat ausgetauscht und speziell über das Thema Ehrenamt diskutiert.

Dabei hat sich unter anderem gezeigt, dass Jugendlichen Angebote der Vereine und die Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme oft unbekannt sind und deshalb gerade der Schule als Kontaktort eine wichtige Rolle zukommt. Diese und alle weiteren Anregungen und Fragestellungen des Abends wurden von den kommunalen Mitarbeitern gesammelt und werden als Handlungsempfehlung für die Vereine und Verbände aufbereitet.

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