Der Trend zur urbanen Seilbahn gewinnt an Fahrt
Seilbahn soll Pendlerverkehr verbessern
Deshalb hat die SPD-Fraktion der Stadt vorgeschlagen eine Seilschwebebahn zu bauen, die den ÖPNV Richtung München erweitern und entlasten könnte. Die Fraktion hat nun den Antrag auf eine Machbarkeitsstudie gestellt. Im Antrag enthalten ist auch ein Vorschlag für die Streckenführung der Trasse, der die Überquerung von Privatgrundstücken zu vermeiden sucht. 6,4 Kilometer lang wäre die Strecke und würde bis ins benachbarte Pasing reichen. Die Gondeln könnten die Strecke entweder direkt in 13 Minuten oder mit zwei Zwischenhalten in 16 Minuten zurücklegen. So könnten in der Stunde 4.200 Fahrgäste transportiert werden – die S-Bahn, die im 20-Minuten-Takt fährt, befördert derzeit in der Stunde maximal 5.400 Fahrgäste. Werde die Seilbahn gut angenommen, könne sie auch weiter ausgebaut werden, heißt es von Seiten der SPD-Fraktion. Eigentlich ist schon lange eine Verlängerung der U-Bahn geplant, die die S-Bahnstrecke entlastet. Bis diese umgesetzt ist, vergehen allerdings nach Einschätzung der Beteiligten noch viele Jahre. Eine Seilbahn könnte in einem Jahr fertiggestellt werden, heißt es dagegen im Antrag der SPD.
Viele Kommunen diskutieren über Seilbahnen
Über eine Erweiterung des ÖPNV-Netzes durch Seilbahnen denkt aber nicht nur Germering nach. Allein in Bayern gibt es noch einige weitere Vorhaben: Kempten möchte mit einer Seilbahn den Bahnhof mit der Innenstadt verbinden, Dachau will so den Bahnhof an die U-Bahn anbinden und in München soll eine Seilbahn die Verbindung zwischen dem Nordosten und dem Nordwesten der Stadt verbessern. Aber auch außerhalb von Bayern wird über urbane Seilbahnen nachgedacht. Stuttgart will gar vier Trassen bauen. Die Vorteile sind klar: Der Bau ist deutlich günstiger als bei Fahrzeugen, die Schienen benötigen und die Bauzeit ist verhältnismäßig kurz. Seilbahnen verursachen nur einen geringen Flächenverbrauch am Boden und können im Zweifel sehr schnell rückgebaut werden. Sie verbinden unterschiedliche Punkte schnell und störungsfrei, da sie die Luftlinie nutzen können und vom Verkehr am Boden unabhängig sind.

Trotzdem gibt es bisher kaum Beispiele für urbane Seilbahnen in Deutschland. Die zwei bekanntesten in Koblenz und Köln sind jeweils Überbleibsel von Bundesgartenschauen. Ansonsten gibt es Seilbahnen in Deutschland fast nur in Bergdörfern, gebaut für touristische Zwecke und nicht zur Entlastung eines ÖPNV-Netzes. Dabei gibt es im Ausland bereits einige Beispiele. Das größte urbane Seilbahnnetz gibt es in der bolivianischen Hauptstadt La Paz mit 27 Kilometern Strecke und acht Linien. Aber auch Barcelona, London und Ankara haben Seilbahnen in ihren ÖPNV integriert.
Kritik an Seilbahnprojekten
Kritisiert wird die Idee der urbanen Seilbahn etwa vom Bayerischen Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland. Der Verband nimmt an, die Seilbahn werde deshalb von vielen Stellen favorisiert, weil sie dem Pkw-Verkehr, im Gegensatz zur Straßenbahn- und Busverkehr, keinen Platz wegnimmt. Ebenfalls warnen Kritiker, Seilbahnen würden für erheblichen Schattenwurf sorgen. Und auch rechtliche Bedenken gibt es. Denn bei kaum einer Seilbahn im städtischen Raum wird man es vermeiden können auch Privatgrundstücke zu queren. Um den Kommunen die Planung zu erleichtern hat das Bayerische Verkehrsministerium einen Leitfaden herausgegeben. Hier finden Verantwortliche alle nötigen Informationen zu rechtlichen Fragen, Genehmigungen, technischer Planung, Finanzierung, Betrieb und Stadtplanung.
