Energiewende
Windkraft ja - sofern der Windkraft-Euro fließt
Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist groß. Auch, weil die Kommune vom Windkraft-Euro profitiert. Die aktuelle Regel in Brandenburg besagt, dass die Betreiber einer solchen Anlage jeder Kommune im Umkreis von drei Kilometern 10.000 Euro pro Anlage und Jahr zahlen müssen. Eine schöne Summe für Mühlenfließ: 160.000 Euro bei einem Gesamthaushalt von 1,2 Millionen Euro.
Windkraft: Zahlungshöhe gekoppelt an Leistung der Anlagen
Künftig soll die Höhe der Zahlungen in Brandenburg an die Leistungsfähigkeit der Anlagen gekoppelt sein. Eine gute Sache, meint Jens Hinze, Bürgermeister von Mühlenfließ, allerdings mit einer Einschränkung: "Die Betreiber müssen die freiwillige Zahlung nach dem EEG-Gesetz von 0,2 Cent pro eingespeister Kilowattstunde auch weiterhin bezahlen. Sonst verliert allein unsere Gemeinde grob überschlagen etwa 70.000 Euro Einnahmen." Ob diese Doppelbelastung von den Unternehmen akzeptiert werden wird, ist derzeit noch unklar.
Akzeptanz: Geld ist ein wichtiges Argument
Jens Hinze ist seit fast acht Jahren Bürgermeister, ohne Parteibuch und ehrenamtlich. Ebenso wie seine Bürgerschaft ist er ein Verfechter der Erneuerbaren, auch wenn er einen unkontrollierten Ausbau für wenig zielführend hält. Zumal dann, wenn die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger dabei auf der Strecke bleibt. "Viele Menschen wissen zu wenig darüber, wie sehr Kommunen - und die eigene Bürgerschaft - von solchen Anlagen profitieren können. Allerdings ist Geld nur ein Aspekt. Bei uns hat es sich bewährt, die Bürgerinnen und Bürger in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen. Für Akzeptanz sorgt zum Beispiel die Tatsache, dass wir Geld für Ausgleichsmaßnahmen in die Hand nehmen." Nach dem Motto: Wenn der Natur hier etwas genommen wird, wird der Natur anderswo etwas zurückgegeben.
Bürgerstiftung gegründet
Ebenfalls ein Erfolgsmodell: Die Bürgerschaft hat eine Bürgerstiftung gegründet, damit alle vom Windkraft-Euro profitieren. Einzige Bedingung für Projekt- beziehungsweise Förderanträge: Es dürfen keine klar als Gemeindeaufgabe definierten Projekte bezuschusst werden. Kein Wunder, dass es in Mühlenfließ keine Proteste gegen die Windkraftanlagen gab.
Fast 40 Prozent der Gemeindefläche beansprucht
Auf 38 Prozent der Gemeindefläche wird in Mühlenfließ Energie durch Wind erzeugt, für den Bürgermeister ist nun das "Ende der Fahnenstange" erreicht. Da ist er sich mit seiner Bürgerschaft einig. Einzig der hohe Grundtarif für Strom bietet Stoff für Diskussionen. Der liegt hier bei 42 Cent. Ungerecht findet der Bürgermeister: "Ich plädiere dafür, den Grundpreis neu aufzustellen. In Regionen, in denen viel in Erneuerbare Energien investiert wird, sollte der Grundpreis sinken. In anderen Regionen, in denen für den Ausbau weniger getan wird, sollten die Bürgerinnen und Bürger höhere Preise zahlen. Das wäre nur fair. Außerdem wäre der Preis ein Anreiz dafür, das eigene Engagement in Sachen Erneuerbare hochzufahren." Jens Hinze sieht selbst für sein Bundesland noch Ausbaupotenzial. Mehr Nachholbedarf gibt es aber in anderen Bundesländern, auch wenn mancherorts der Wind weniger stark und häufig weht als in Brandenburg.
So viel Energie erzeugen die einzelnen Bundesländer mit Windkraft:
- Niedersachsen: 12,661 GW = 20 Prozent
- Brandenburg: 8,783 GW = 14 Prozent
- Schleswig-Holstein: 8,720 GW = 14 Prozent
- Nordrhein-Westfalen: 7,413 GW = 12 Prozent
- Sachsen-Anhalt: 5,423 GW = 9 Prozent
- Rheinland-Pfalz: 4,022 GW = 6 Prozent
- Mecklenburg-Vorpommern: 3,761 GW = 6 Prozent
- Bayern: 2,653 GW = 4 Prozent
- Hessen: 2,591 GW = 4 Prozent
- Thüringen: 1,820 GW = 3 Prozent
- Baden-Württemberg: 1,820 GW = 3 Prozent
- Sachsen: 1,361 GW = 2 Prozent
- Saarland: 545 MW = 1 Prozent


